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Es ist offenbar auf moralischem Gebiete gleichmäßig wie auf religiösem ein Kleinigkeitsgeist zu finden, der sich abängstigt in kapriziösen Einzelheiten und gewissenlos ist im Wichtigsten.
Alban Stolz
Die wahre Bildung besteht im Christentum.
Wo großer Eifer vom Temperament hauptsächlich kommt, gibt es sich besonders hierin zu erkennen, daß man mehr tut, als Pflicht ist, hingegen eigentliche Pflichten vernachlässigt – oder daß man leicht auf eine andere, entgegengesetzte Richtung gebracht wird.
Es gibt viele Übel, die heranzeitigen müssen, wenn ihnen abgeholfen werden soll; kommt die Abhilfe früher, so siecht das Ganze fort und kommt nicht zur völligen Gesundheit; die Krisis ist, gestört. Das gilt von moralischen, kirchlichen und politischen Zuständen.
Wenn jemand ohne Not von seiner Aufrichtigkeit und Zuversicht spricht, so ist dieses ein Zeichen, daß er ein Lügner und verstellter Mensch ist, der seine schmähliche Seite zuzudecken sucht. Wenn ein Mensch ohne Not von seiner Pflichttreue und Rechtschaffenheit spricht, so ist er in der Beziehung schon namhaft angefochten worden.
Im Wort ist die Seele in ihrer Willkür sichtlich, im Auge in ihrem unwillkürlichen Wesen und Sein; daher kann der Mensch so leicht durch das Wort lügen und so schwer durch das Auge.
Nur wer auf höheres Gut zusteuert, der kann auch das Leid willig annehmen im Vertrauen, daß das Höhere dadurch gefördert wird.
Die Menschen soll man dazu erziehen, den Nächsten so zu behandeln, als ob er in acht Tagen eine Leiche wäre.
Jeder Tag ist ein neu geschenktes Leben, damit der Mensch besser mache, was in seinem bisherigen Leben nichts getaugt hat.
Eine Ruhe den ganzen Tag über mag wohl angenehm sein, allein gegen eine auch kleine Ruhe nach überstandener Mühe und Leid ist sie wie ein Korb voll Kupfermünzen gegen einige Goldstücke.
Die Geschichte lehrt, daß fast alle großen Ereignisse, z.B. Reformation, Revolution und dergl. zwanzig bis dreißig Jahre schon vorher in den Gedanken und Reden der Völker da waren und dann wirklich ausbrachen. Ganz ähnliches scheint in der Geschichte des einzelnen Menschen stattzufinden. Man spricht nicht selten in der Jugend halb bewußtlos aus, was man noch tun werde, und zum eigenen Erstaunen geht es später in Erfüllung.
Wenn ein Ungläubiger umschlägt, so wird er selten ein vernünftiger Christ, sondern ein fanatischer Eiferer der Kirchlichkeit.
Leute, die einem viel Komplimente machen und Schmeicheleien sagen, drücken damit weiter nichts aus, als daß und wie sie wünschen, von anderen traktiert zu werden.
Jede Leidenschaft kommt erst dann zur vollsten Stärke, wenn sie mit dem Schein sich betrachten kann, sie sei etwas Pflichtgemäßes.