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Je großartiger und sittlicher ein Charakter ist, desto einfacher und klarer sind auch seine Situationen, seine Beziehungen zur Welt. Umgekehrt deuten verwirrte, verdunkelte und sehr individualisierte Verhältnisse auf einen komplizierten Charakter, auf einen Egoisten, Abenteurer und Intriganten zurück.
Bogumil Goltz
Musiker haben, wie die Philosophen, einen bewunderungswürdigen Takt und Verstand für die Gesetze der idealen Welt, aber für die Wirklichkeit keine Herzenskraft und keinen Witz.
Auf der Höhe des Lebens erblickt der Mensch sehr natürlich auch das Ende des Seins. Wer das Beste und Schönste genießt, fühlt eben in dem Augenblick, daß dieser nicht zum zweiten Mal wiederkehren kann.
Wenn man das Herz, den natürlichen Takt und den Mutterwitz eines Menschen erkennen will, muß man sehen, wie er mit Kindern, mit Leuten aus dem Volke umzugehen versteht, und wie ihm diese Praxis zu Gesichte steht.
Das Wesen schöner Frauenbildung besteht in einer Ökonomie von Kräften, in einer Harmonie von Geist und Natur, die nur der Dichter, der Künstler veranschaulichen kann.
Die mikrologische und haarspaltende Kritik gelangt schwerlich bis zur Peripherie und Harmonie der Dinge, und eine zu großartig stilisierende skizzierende Methode wird übersichtig, schießt über das Ziel und zeigt für Einzelzüge kein Herz.
Frauen vermengen unaufhörlich das Geringfügigste mit dem Wichtigsten, die Nebensachen mit den Hauptpointen, die Person und die Sache.
Wer das Leben, die Welt, die Menschheit im Ernste und im Spaß verstehen will, der nehme ein Weib, der sei mit ihr eine Seele und ein Leib: so kommt ihm die Arbeit, die Religion, die rechte Haltung, der zufriedene Sinn, der Lebensverstand, die leibliche Wohlfahrt von selbst.
Mutterangst und Mutterweh bricht die Pforten der Hölle.
Die reelle Freundschaft, das heilige Menschentum, gedeiht nicht auf idealen Höhen, sondern im Tale der Ehe und des Werkeltaglebens, wo die Hütten stehen, der Acker im Schweiße des Angesicht gepflügt wird und der Mensch alle Stunden des Tages an den Austausch von Tugenden und Selbstverleugnungen, von Liebesdiensten und Mitleidenschaften, von Zärtlichkeit und Treue angewiesen ist.
Das Weib trachtet unendlich mehr danach, glücklich zu machen, als glücklich zu sein.
Die Männer regieren die Welt und die Frauen ihre Männer. Was wollen sie noch mehr?
Ein schönes, herrliches Weib, das unvermählt bleibt, ist eine stille und doch laute Anklage gegen alle Männer.
Daß wir nicht als Barbaren zur Welt kommen, und von der Welt als Barbaren scheiden; das ist uns von Kindesbeinen an sittliches Element umfängt, unter dem Mutterherzen zeitigt, und in der Muttermilch nährt; daß wir uns im Leben und im Tode als Menschen fühlen: diese unermeßlichen Wohltaten verdanken wir der Ehe.
Ohne Ehe hängt unsere Sittlichkeit in der Luft, im Familienleben allein gewinnt sie den festen Grund und Boden, den echt menschlichen Charakter, ein Gemüt, das sich in Liebe und Treue dem Himmel entgegenbildet.
Verstand ist recht eigentlich Ziel und Maß: also förmlicher Geist, Gleichgewicht und Versöhnung aller Geistes und Seelenkräfte in der Form; vermittelnde und maßhaltende Kraft.
Man trifft liebenswürdige Personen unter den Gebildeten und Vornehmen an; indessen nicht mehr, als es liebenswürdige Naturen unter ihnen gibt.
Das Gebet hat keinen Stil, keine gegebene, fest Form; es soll frei aus der Seele herausgehen, wie Schmerz und Klage, wie Liebe und Leidenschaft.
Der Mann kann reden, was er will; das Wort ist für ein richtiges Frauenzimmer keine geistige Macht. Sie hört nicht auf Gründe, sie gelten ihr als unausstehliche Zumutung, als eine Beeinträchtigung ihres Gefühls und ihrer Herrschaft durch weiblichen Instinkt.
Wer gar nicht Geld zu erwerben oder zusammenzuhalten versteht, ist sehr oft ein unpräziser und unpraktischer Mensch oder ein Taugenichts oder ein Projektemacher; ganz gewiß aber eine Person, die nicht nachdrücklich begreifen kann, was der Anstand und die Rücksicht auf gesellschaftliche Stellung erheischt.
Was ein Mensch andauernd besitzt, womit er fortwährend verkehrt, das wirkt auch auf ihn fortbildend zurück, das gibt ihm Haltung, Ernst und Würde, einen festen Anknüpfungspunkt im Leben.
Wir können nun einmal nicht alle Genies sein, die Genies sind die Luxus-Personen der Menschheit.
Ohne Demut entartet die Kraft des Weibes zur Dämonie.
Nur wer selbst ein Erbe und Eigentum besitzt, respektiert fremdes Eigentum, fühlt die Sorge und all den sittlichen, den echt menschlichen Lebensprozeß, der in der Regel mit einem Besitztum verknüpft ist und die Menschengeschichte im Extrakte darstellt.
Es gibt keine Menschenkenntnis, die für alle Fälle und alle gegebenen Charaktere ausreicht, am wenigsten aber eine schnelle Erkenntnis, die lehr und lernbar ist.
Ohne Ehe ist der Mensch überall und nirgends zu Hause.
Heiraten zwischen gebildeten Männern und Dienstmädchen oder Haushälterinnen nehmen selten ein gutes Ende.
Grazie ist die natürliche Verschmelzung der Formen und Motive des geistigen wie des körperlichen Lebens; Grazie ist die unmittelbar angeschaute Harmonie des Gegensätzlichen, also eine Ruhe in der Bewegung. Die Ellipse von Sinnlichkeit und Ruhe in der Bewegung. Die Ellipse von Sinnlichkeit und Geist.
Es scheint mir also die Sicherung des Glücks in der Liebe und Ehe nicht anders möglich als dadurch, daß der Mann dem Weibe als der beste aller Männer, das Weib dem Mann als das beste aller Weiber zu erscheinen strebe. Viele fordern vom andern die Liebe als Pflicht, was sehr unbillig ist. Man muß sie zu verdienen suchen und fortwährend sie zu nähren bemüht sein.
Die Liebenswürdigkeit soll sich in andauernder Tatkraft und Resignation bewähren, sie soll die Entrüstung über so viele Erbärmlichkeiten, Schuftereien und Dummheiten nicht immer verbergen, sie soll sich sittlichen Rhythmus, Kraft, Nachdrücklichkeit und Wahrhaftigkeit aneignen.
Der Muttername ist geheiligt im Himmel und auf Erden; er tönt durch alle Sphären, durch alle Zeiten und Räume bis an der Welt Ende und bis in die Ewigkeit.
Man kann sich darauf verlassen: was eben eines Menschen Stärke, Tugend und Virtuosität ausmacht, das ist irgendwie und wo auch seine Schwäche, sein Laster und sein Malheur. Personen z.B., die vortrefflich reden, reden eben deshalb meist zu viel.
Die Liebe ist der Quell der Begeisterung, der Jugend, der Heldentaten, der Religionen.
Lieben ist Denken ohne Gedanken, Sinnen mit den Organen des Lebens, die Zirkulation des süßen Saftes im Maienbaum ein Denken mit der Seele Adams und Evas vor dem Sündenfall.
Eitelkeit ist so sehr die normale Diagnose und der Pulsschlag unserer naturnotwendigen Selbstliebe, daß ihr Übermaß kaum schlimmer wirkt als ihre Abwesenheit. Eitelkeit ist namentlich die Folie und der gesunde Impuls zu den liebenswürdigsten Frauentugenden.
Jeder edle Mann lernt einmal die Allgewalt der Liebe kennen; wenige aber begreifen, daß in der Geliebten sich nicht nur der Zauber des weiblichen Geschlechts, sondern die Macht der Natur, die Gottheit konzentriert und wirksam erweist.
Jedem sinnlichen Enthusiasmus folgt eine Ausnüchterung, jeder forcierten Zärtlichkeit und Freundschaft: Enttäuschung, Langeweile, Mißverständnisse und Überdruß.
Der Mann, den seine Freunde, seine Künste und Wissenschaften verlassen haben, findet noch ein Asyl in seiner Familie und eine Freundin in seiner Frau.
Die passive Natur des Weibes will geben, leisten, will pflegen, opfern, glücklich machen; der aktive Geist des Mannes will glücklich gemacht werden, will empfangen, gepflegt, geliebt sein.
Die Ehe ist der positive Anknüpfungspunkt, die heilige Gelegenheits-Macherin für alle exakte Sittlichkeit und Treue. Sie bewahrt das Gold der Tugend und bringt zugleich ihre Scheidemünze in Verkehr. Sie ist die Pflanzschule aller werktüchtigen und aller idealen Menschenbildung, aller staats und weltbürgerlichen Qualifikationen, der Herd, die Heimat aller Gesittung und Civilisation.
Selbst gebildete Frauen vertragen nicht immer andauernd gleichmäßiges Glück und fühlen einen unbegreiflichen Antrieb zu Teufeleien und Narrheiten, durch die Abwechslung ins Leben kommt.
Es steht durch die Erfahrung an allen Orten und zu allen Zeiten fest: daß Leute aus niederem Herkommen keine Standeserhöhungen und kein Glück ertragen können ohne hochmütig und tyrannisch oder närrisch zu werden. Es taugt nichts, wenn aus dem Bauern ein Emporkömmling wird.
In der Liebe gibt es keine andere Religion und Tugend als das Lieben.
Die Liebe ist kein Ding der Freiheit, der Reflexion, der Schul-Vernünftigkeit, sondern eine Naturmacht, ein Verhängnis im Herzen.
Das Bild einer sorgenden, zärtlichen, arbeitsamen jungen Hausfrau schleicht sich in das kälteste Mannesherz.
Die Phantasie nimmt uns sehr leicht auf ihre Flügel, reduziert sich aber ebenso geschwind bei gewöhnlichen Naturen auf den sinnlichen Bodensatz.
Das Herz bildet sich viel weniger durch Ideen als durch Autoritäten, Erlebnisse und Beispiele: durch ein zweites Herz, mit dem es in Liebe und Treue und in einem engen Kreise verkehrt. Das Herz bildet sich im Familienleben und nicht im Weltverkehr und in einer gärenden Öffentlichkeit.
Garstiges Vernunft-Phantom bleibt jeder, der nicht begreifen kann, daß die Seele der Quell der Liebe ist; daß im Gemüte Geist und Seele zur lebendigen Sittlichkeit in eins gebildet werden müssen, und daß die Zwecksittlichkeit ein Unding und Skandal für jeden Menschen ist, welcher die Gesetze der Natur und Übernatur von Kindesbeinen an in sich wirksam fühlt.
Nicht die alten, noch die neuen Ideen, die sich im Kopfe eines Menschen und in seinem Schreibstil tummeln, leisten für ihn Bürgschaft, sondern seine solide Erziehung, seine sittlichen Gewohnheiten und sein edles Gemüt.
Die Lehre, vorhandenen kleinen Lockungen und Versuchungen zu widerstehen, um sich eine größere und höhere Aussicht für die Zukunft zu sichern, wird sich stets als sehr wertvoll erweisen: als das edelste Produkt der Selbsterziehung.