Zitat Bild
Versteift man sich auf die buchstäbliche, gemeinverständliche (exoterische) Auslegung der Dogmen, so werden sie auf der wissenschaftlichen Erkenntnisstufe unhaltbar, und alle Bemühungern der Theologen können alsdann nicht verhindern, daß die Zahl der Ungläubigen beständig wächst.
Carl du Prel
Der Kritiker darf nie das Resultat der Forschung kritisieren, nur den Weg, auf dem es erreicht wurde, und ebenso hat der Forscher nur auf den Weg zu sehen, auf dem er wandelt, ohne sich darum zu kümmern, wohin er führen könnte.
Alle unsere Begriffe sind aus ursprünglichen Anschauungen entstanden. Begriffe sind verdichtete Vorstellungen.
Die Art der Lösung des Problems vom Tod bestimmt unsere Lebensführung, also auch die Gestaltung unserer sozialen Verhältnisse. Diese würden in der Tat nicht so zerfahren sein, wenn die Menschheit einheitlicher über den Tod dächte, also auch einheitlicher sich auf das Jenseits vorbereiten würde.
Diejenigen Sozialisten, die in der Tat nur die moralische Tendenz haben, den Armen und Elenden aufzuhelfen, werden früher oder später zur Einsicht gelangen, daß der mit der materalistischen Weltanschauung verschmolzene Sozialismus dieses Ziel nie dauernd erreichen kann, und daß es nur auf Grund einer methaphysischen Weltanschauung zu schaffen ist.
Der Intelligenzgrad ist abhängig von der Entwicklung des Zeitsinnes, und der Entwicklungsgrad des Zeitsinnes bestimmt die biologische Stufe eines Wesens und ist identisch mit dem Entwicklungsgrad der Vernunft.
Der Materialist sieht an der Welt nur die mechanische Seite, und weil er nur gesetzmäßig wirkende Kräfte erkennt, erscheint ihm die ganze Natur als ein Spiel ohne Zweck und Ziel. Mechanische Gesetzmäßigkeit und vernunftlose Zwecklosigkeit sind ihm identische Begriffe. Dies ist der Grundgedanke des Materialismus, aber auch sein fundamentaler Irrtum.
Unsere irdische Erfahrung hängt ab von unserer irdischen Organisation. Für eine andere Organisation gilt eine andere Erfahrung und aus einer anderen Erfahrung folgen auch andere Naturgesetze.
Eine Ewigkeit kann keinen Anfang haben. Denkbar ist unsere Unsterblichkeit nur dann, wenn die Existenz auch jenseits der Wiege eine Verlängerung hat, also in Verbindung mit der Präexistenz.
Die Seele liegt nicht im Beleuchtungskreise unseres Selbstbewußtseins, sie liegt im Unbewußten.
Instinktiv stellen wir Moral höher als Bildung. Am moralischen Menschen vermissen wir kaum Bildung, Genie ohne Moral stößt uns ab. Dummheit erregt Bedauern oder Heiterkeit, Schlechtigkeit aber erregt Entrüstung.
Reine Spekulationen können in alle Ewigkeit ohne Entscheidung fortgeführt werden. Tatsachenfragen dagegen können nicht lange fraglich bleiben, sondern müssen naturgemäß immer bald eine Entscheidung finden.
Dichten heißt verdichten.
Die Natur ist weder grausam noch liebevoll, weder gütig noch hartherzig; sie ist einfach gesetzmäßig.
Das Jahrhundert der Naturwissenschaften will nicht mehr glauben, sondern wissen.
Die unklaren Sympathien und Antipathien, von welchen wir im Umgang mit Menschen geleitet werden, sind bei Somnambulen ausgesprochener und klarer; es ist die innere moralische Substanz der Menschen, wovon sie affiziert werden.
Mit Schrecken müssen wir der Zeit entgegensehen, in der das Wissen in immer tiefere Volksschichten dringt, ohne daß die moralische Entwicklung gleichen Schritt hält.