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Aus dem Traktat "De Amore" des Andreas Capellanus (in der niederdeutschen Bearbeitung von Eberhard Cersne um 1400): Nuwe liebe trybit dye alden hyn. In Lillis Übersetzung: Liebe ist, wenn einem ein anderer besser gefällt.
Carl Hagemann
Sobald eine Frau sagt: Es ist erstaunlich, Herr Doktor, wie gut Sie mich kennen oder Sie sind der erste Mann, der mich versteht, ist der Rubikon überschritten.
Die Frauen wünschen, daß man ihnen Aufmerksamkeit erweist. Nur wenige Männer können es sich leisten, auf die Mitwirkung des Blumenzüchters, des Parfümhändlers und Zuckerbäckers zu verzichten. Bedient werden aber will die Frau vom Manne nicht. Wenn er es dennoch tut, wird er keinen Dank ernten. Es ist immer besser, dem Diener auch dann zu klingeln, wenn die Gnädige aus der nahen Anrichte ein Glas Wasser verlangt, als selbst hinzustürzen und dabei womöglich noch den Stuhl umzuwerfen.
Man gebraucht die Worte Temperament, Sinnlichkeit und Leidenschaft häufig für den gleichen unklaren Begriff. Dabei gibt es Menschen von sinnlicher und solche von unsinnlicher Leidenschaft, Menschen von leidenschaftlicher und leidenschaftsloser Sinnlichkeit. Und alle können sie Temperament haben.
Ein ungeschickter Mann ist lächerlich. Wenn ein Liebhaber beim Droschkenzahlen lange im Portemonnaie herumwühlt und das nötige Kleingeld nicht finden kann, dazu womöglich noch den Zwicker verliert und das Opernglas seiner Dame fallen läßt, soll er nur gleich wieder einsteigen. Er wird oben keine reine Freude erleben.
Die Frau kommt häufig erst dann zum letzten Genuß einer Liebesstunde, wenn sie einer Freundin davon erzählt.
Auch in der Liebe fällt kein Meister vom Himmel. Aber nie wird eine Frau ein Mädchen lehren. Eine große Amoureuse wird es durch den Mann.
Die Moralisten haben ihr Gewerbe mit einer Begriffsfälschung begonnen und das lateinische Wort "virtus" mit Tugend übersetzt, um auf diese Weise das Liebesleben der Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Virtus bedeutet aber ursprünglich das Gegenteil. Vir heißt Mann, virtus die Männlichkeit. Und daß die freiwillige Abschwörung der Liebe eine ausgesprochene Eigenschaft des gesunden Mannes darstellt, wird niemand behaupten wollen.
Liegend wirkt die Frau immer am besten. Manchmal auch sitzend: im Fond eines Landauers, im Klubsessel oder im Schaukelstuhl. Das Aufrechtstehen ist schon gefährlicher. Aber erst wenn sie geht, enthüllt sich alles: im Guten wie im Bösen. Und wenn sie dann noch zu sprechen anfängt, weiß man ganz Bescheid.
Es gibt einen Augenblick, wo die Frau bestimmt nicht lügt: wenn sie bei der Erfüllung höchsten Liebesgenusses "Du Einziger" stammelt. In diesem Augenblick ist tatsächlich für einen anderen kein Platz.
Der Mann ist zumeist offen, beleidigend offen sogar. Ehrlichkeit der Frau aber verträgt er nicht. Sie ist ihm lästig und uninteressant. Und das wissen die Frauen.
Die Frau muß verzichten oder vernichten, ganz selten wird sie nur besitzen. Und auch dann zumeist nicht für lange.
Wer von Frauen etwas herausbekommen will, darf nicht die Allüren eines Richters, sondern muß die eines Anwaltes annehmen. Anwälten sagen Frauen alles.
Müssen zwei Frauen aus irgendeinem Grunde im selben Zimmer miteinander schlafen, so erzählen sie sich spätestens um Mitternacht ihre Liebesgeschichten.
Der Mann gewinnt die Frauen nicht so sehr durch die Art, wie er sich ihnen gibt, sondern wie er sie nimmt. Frauen wollen nichts vom Manne, sie wollen den Mann.
Nur Frauen, die von ihrer Wirkung überzeugt sind, wagen es, sich zu verlieben. Die andern verzichten. Freiwillig. Die Männer aber halten sich alle für berufen, fast alle für auserwählt.
Ob eine Frau Deine Geliebte bleiben will, hängt nicht von der ersten Liebesstunde ab. Der Entschluß wird erst später gefaßt. Wenn irgend möglich bleibt sie es. Die Frauen sind merkwürdig anspruchslos. Ob von Natur aus oder mit Rücksicht auf das Männermaterial, sei dahingestellt.
Jede Frau sieht in jeder gleich schönen und gleich gut angezogenen andern Frau ohne weiteres eine Rivalin, auch wenn im Bannkreise mehrerer Meilen kein männliches Wesen zu finden ist. Und zwar mißgönnt sie ihr nicht nur den Gatten – den noch am allerwenigsten – sondern überhaupt jeden Mann. Rollenneid gibt es nicht nur am Theater.
Ein Mann kann mehrere Frauen, nie aber mehrere Geliebte haben. Selbst der Sultan von Beludschistan hat zwar dreihundert Frauen, aber nur eine Geliebte. Die Favoritin.
Wie über den Schmerz läßt sich auch über die Eifersucht nicht streiten. Wenn jemand durch ein geeignetes Mittel so etwas wie eine Eifersuchts-Narkose ermöglichen würde, könnte die Zuteilung des Nobel-Preises an den Erfinder zum ersten Male einen Sinn haben. Wir müßten dadurch dem allgemeinen Frieden ein gut Stück näher kommen.
Der gute Aphorismus ist wie eine mathematische Formel. Er stellt eine Erfahrungstatsache dar in die eine ganze Menge Einzelerscheinungen aus Welt, Leben und Gesellschaft mit mehr oder weniger Rest aufgehen.
Der Sinnengenuß ist nur von kurzer Dauer. Er verschlingt sich selber.