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Das Alter ist ein grausames Urteil über alle oberflächlichen Weltanschauungen.
Carl Hilty
Der Hochmut, der sich nicht schämen will, wird durch sich selbst beschämt.
Freude fehlt nicht lange, wo Arbeit, Ordnung, Treue ist.
Der Müßiggang macht unendlich viel müder und nervöser als die Arbeit und schwächt die Widerstandskraft, auf der eigentlich alle Gesundheit liegt.
"As cold as charity" ist ein traurig wahres Sprichwort.
Tue bei der Arbeit immer zuerst das Nötigste, das aber greife frisch und bei der Hauptsache an. Das ist das Mittel, um zu vielem Zeit zu haben.
In dem höheren Lebensstufen wiederholen sich oft noch Anfechtungen und Prüfungen innerer und äußerer Art, die wir als längst überwunden betrachteten; darüber muß man nicht zu sehr erschrecken, wenn es vorkommt.
Seine Pflicht jeden Tag erfüllen ist die beste Art Sorge für die Zukunft.
Rein, der Pflicht zu leben, ist das Sicherste von allen Lebensregeln. In diesem Bewußtsein wird man auch das Unvermeidliche, Unangenehme ruhig ertragen.
Die besten Gedanken kommen während der Arbeit, oft sogar während der Arbeit an einem ganz anderen Gegenstand.
Beginne jeden Morgen mit einem guten Gedanken!
Daß in Geldsachen die Gemütlichkeit aufhöre und der roheste Egoismus berechtigt sei, ist ein Satz, der ein Urteil über seinen Urheber und alle seine zahlreichen Nachbeter enthält.
Nicht sinnen und sorgen, sondern bitten und arbeiten ist in allen schwierigen Verhältnissen das Richtige.
Das allerbeste Zeichen des inneren Fortschrittes ist es, wenn es einem in möglichst guter und hochgesinnter Gesellschaft wohl ist und in gewöhnlicher immer weniger.
Zum wirklichen Erfolge im Leben, d.h. zur Erreichung der höchstmöglichen menschlichen Vollkommenheit und wahren, nutzbringenden Tätigkeit gehört notwendig ein öfterer äußerer Mißerfolg.
Am unglücklichsten ist das gebildete Proletariat, wie es massenhaft besteht, ausgestattet mit Fähigkeit und Neigung zu verfeinertem Lebensgenuß, aber ohne die Mittel dazu und ohne die Kraft, sich durch Philosophie oder Religion darüber zu erheben. Diese Leute gehen an einem unlösbaren inneren Widerspruch sämtlich unter.
Zwinge sie nie (die Menschen), überrede sie stets. Zwang und Gewalt verabscheut jeder Mensch.
Ohne Sorgen kann kein Menschenleben sein, sondern mit Sorgen; oft sogar mit viel Sorgen sorgenlos zu leben, das ist die Lebenskunst, zu der wir erzogen werden sollen. Es ist daher auch eine alltägliche Erfahrung, daß Menschen, die zu wenig Sorgen haben, sich solche kaufen.
Der Mensch wird erst seines Geistes, seines Körpers und seiner Zeit Herr, wenn er sich an die mäßigstmögliche Lebensart gewöhnt hat.
Zanke niemals in Gedanken mit jemand. Das verbittert das Gemüt oft mehr als wirklicher Streit und ist die Ursache vieler innerer Unruhe.
Kein Wort und keine Tat geht verloren. Alles bleibt und trägt Früchte.
Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
Ein Mensch, der nicht viel gelitten hat, kann nicht Segen ausströmen. Seine Worte haben noch keine rechte Wirkung, so salbungsvoll sie auch klingen.
Man muß Bücher eigen haben, die man recht lesen will; namentlich die ganz guten Bücher, die unbestritten zum unsterblichen Geisteserbe der Menschheit gehören, wo immer möglich selbst zu besitzen, sollte man sich zur Pflicht und Ehre rechnen, wie man es sich zur Ehre rechnen würde, die besten Menschen seiner Zeit persönlich gekannt zu haben, wenn das so weit möglich wäre.
Die Eitelkeit füllt am besten aus, wo Talent und Wille mangelt. Daher sind die Eiteln verloren zur Besserung und immer schwache und kleine Naturen.
Wer mit Menschen freiwillig umgeht, die er für schlecht oder falsch ansehen muß, der ist bei aller seiner Menschenkenntnis ein Tor und ein Selbstmörder dazu.
Wohl alle durch das Leben geläuterten Menschen waren am Schlusse des Lebens bereit, es mit Benutzung der gewonnenen Erfahrungen noch einmal zu beginnen.
Der schlechtere Teil des Menschen muß sich gewöhnen, dem kategorischen Imperativ des besseren ohne Murren zu gehorchen.
Vornehmste Seelen sind die, welche auf das Hauptziel der gewöhnlichen Seelen, den egoistischen Genuß des Lebens, prinzipiell verzichten, um sich der Hebung des gesamten Geschlechtes um so wirksamer widmen zu können.
Freude ist ein außerordentliches Heilmittel, das oft den ganzen Organismus neu beleben und zur Selbsttätigkeit anregen kann. Ebenso sehr auch die stille, beständige Freudigkeit in der Auffassung aller Dinge und Menschen, die weniger rasche, aber vielleicht dauerhaftere Wirkungen hat.
Die Wege des Herrn sind nie anders als wunderbar. Wer seine Hand sehen will, muß sich ihr ganz vertrauen.
Das Leben kann und soll im Alter immer schöner und großartiger werden, leichter aber wird es nicht.
Stolz ist die Kraft des Geistes, Demut die Kraft der Seele.
Das eigentliche Geheimnis der Menschenkenntnis ist ein lauteres, von Eitelkeit möglichst freies Herz; solche Leute gewinnen allmählich einen Scharfblick, der durch alle Hüllen geht.
Die Pessimisten sind durchweg etwas zu klein geratene Seelen, unfähig, die höchsten Güter des Lebens mit Mut zu erstreben und mit Kraft und Ausdauer zu erreichen, welche dazu gehört
Eine gute Ehe ist vielleicht das beste, jedenfalls aber das originellste aller Güter dieser Welt.
Es gibt immer Zeiten in jedem menschlichen Leben, in welchen uns der Glaube an übersinnliche Dinge einfach unmöglich vorkommt; aber auch andere glücklicherweise, in denen der Glaube an Gott und an seine historische Erscheinung in Christus uns so einfach erscheint, wie die Tatsache unseres Lebens und Atems.
Die Welt muß in jeder Richtung durch Freiheit zur Vollendung gelangen, nicht durch Zwang und Gewalt irgend einer Art. Der freiwillige Gehorsam jedes Einzelnen und allmählich ganzer Nationen gegenüber der großartigen sittlichen Weltordnung ist der Zweck und das Ziel der Weltgeschichte.
Ein großer Teil der Sorge besteht aus unbegründeter Furcht.
Der morgende Tag wird neue Kraft bringen, die seinen Prüfungen angemessen ist.
Beschleunigung des Wachstums findet nur durch Leidenszeiten statt.
Leute zusammenbringen zu wollen, die man beide schätzt, die aber nicht zusammenpassen, ist eine sehr verkehrte Freundschaftspolitik.
Von allen menschlichen Vorbildern ist uns das Christi selbst ein unbedingtes, das wir zweifellos nachahmen dürfen; alle andern, selbst die ersten Apostel, sind vielfach in Irrtum getaucht, von ihrer Zeit und von ihrem speziellen Entwicklungsgang abhängig, und es ist schon gefährlich, irgendeinen andern zu seinem Vorbild zu wählen. Welche Güte Gottes, daß Christus kein Einsiedler und kein Philosoph war – die Welt wäre nicht gerettet worden.
Unter dem Titel "Wissenschaft" geht oft das einfältigste und unwahrste Zeug von der Welt spazieren, und alle, die es nicht verstehen, ziehen eine Zeitlang ehrerbietig den Hut vor ihm.
Die schlechteste Charaktereigenschaft eines Menschen ist die natürliche Untreue. Dagegen helfen alle sonstigen sogenannten guten Eigenschaften nichts. Sie machen ihn nur gefährlicher.
Gott läßt sich nicht so leicht in seine Wege blicken. Was wir voraussehen wollen, ist nicht sein Weg.
Das wahre Christentum ist die Übereinstimmung der innersten Herzensempfindungen mit dem Wesen Jesu Christi. Wo das ist, ist Christentum, wo es nicht ist, bei aller Lehre keines.
Kränklichkeit ist gar kein Hindernis zu guten Taten. Die größten Dinge sind schon von Invaliden geleistet worden.
Das Glück ist eigentlich der Schlüssel aller unserer Gedanken.
Man muß vor allen Dingen im Leben wissen, was man eigentlich erreichen will, und wenn das endlich der Fall ist (wozu man gewöhnlich schon mehr als das halbe Leben braucht), mit dem Zweck auch die Mittel wollen.
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