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Unverbrüchlich Und ob auch alles zusammenbricht, Was du hoch, was du heilig gehalten, Verlasse es nicht und tu' deine Pflicht, Dir lohnet im Innern ein köstliches Walten.
Emil Claar
Vivisektion Des Menschenlebens edles Gut Beschützt des Wissens Hoheit, Entartend in der Wissenswut, Zu tiefster Menschenroheit.
Bist du in Not - Weiß jeder, wie du es machen gesollt, Und bist du tot, Sagt jeder, wie gerne er helfen gewollt.
Der Tanz Lieblich bewegt sich der deutende Reigen, Umflossen vom Zauber des heitersten Scheins, Während die Lippen weise verschweigen Die traurigen Rätsel des menschlichen Seins.
Lotterie und Erbschaft Sind gefährliche Erwerbschaft, Arbeitsfreude wird vergällt, Wenn das Glück vom Himmel fällt.
Unmittelbar Du glatter Mann mit dem geistlichen Kleid, Ich bitte dich, lass' mich im Sterben in Ruh. Ruf' ich zu Gott in meinem Leid, So brauch' ich keinen Vermittler dazu.
Leben und Tod Macht dir das Erdendasein Pein, Bedenke in Not: Wirst nicht so lange lebend sein, Wie später tot.
Wenn allen ihren Liedern Das wahrhaft Hohe ferne, Prunken sie mit dem Niedern, Und nennen es: das Moderne.
Mit Schöpfungsfehlern, mit vielgestalten, Ringet das ganze Weltenweben; Doch fühllos kämpfen die Urgewalten, Den Schmerz nur empfinden, die da leben.
Bleibendes Leid Du harrst, ob morgen nicht der Tag Sich etwas milder zeigen mag, Als heute dieser schwere war – Und so verrinnet Jahr um Jahr!
Vergeblich Nicht wirst du erheben, was tief von Natur, Weil du's mit Ehren verbrämt; Schmeichle der niedern Kreatur Und gleich wird sie unverschämt.
Nach Innen Der liebste von der Welt Genüssen Erscheint mir heute: mich versenken Vereinsamt in das eigne Denken Und zu der Welt nicht sprechen müssen.
Menschen, die Gedanken haben, Können schweigen – schweigen – schweigen – Und sich stumm und tief vergraben In den Schatz, der ihnen eigen.
Das Kind und das Tier und die Blume Sie wurden in meinem Sein Zum letzten Heiligtume, Allanders ist schwere Pein.
Ein Mißverständnis Es muß ein Mißverständnis sein, Daß Geld den Menschenwert bestimmt, Und daß die Menschheit diesen Schein so oft für bare Münze nimmt!
Der letzte Mai Heut ist der allerletzte Mai Und der schöne Frühling vorbei. Wie gut, daß der Mensch nicht weiß, nicht sieht, An welchem Tag sein Frühling entflieht!
Zum Lebensweg Willst du tapfer schreiten lernen Mußt du nicht nach Himmelsfernen, Sondern auf die Erde schauen, Und dabei nach klugen Frauen.
Da endlich zu im Glücke bist, Erscheint es dir so schwer gefunden, Erkämpft mit so viel tiefen Wunden, Daß es für dich kein Glück mehr ist.
Ich hoffe, daß sich einst erfülle Was uns das Leben auch verhehle, Und daß sich nach entseelter Hülle Uns zeige die enthüllte Seele.
Mensch und Hund So mancher preist von seinem Hunde, Er sei ein Mensch ihm dann und wann, Und freut sich, daß er diesen Menschen Wie einen Hund behandeln kann.
Ein Glück sich zu wünschen dem Edlen bangt, Weil ewig unlöslich des Lebens Pein. Der niedrig geartete Trieb allein, Weiß mit Bestimmtheit, was er verlangt.
Prächtige Sammlungen hat der Mäcen, Erlesene Bücher sind sein Entzücken, Obwohl sie ihm niemals ins Antlitz sehn, Und stets ihm nur drehn die vergoldeten Rücken.
Weltbrauch Wo du erhofft Helfende That, Entpuppt sich oft Ein guter Rat.
Abglanz Der Himmel schickt das Licht hernieder, In dessen Glanz der See erglüht; So spiegelt deinen Reiz nur wieder Die Glut, die mir im Auge sprüht.
Die Edlen wissen zu vergeben, Ob auch ihr Stolz sich nur verhehle; Doch unerschüttert bleibt im Leben Der Groll in einer kleinen Seele!
Mensch und Tier Der Mensch kann Rettung sinnen, schreien Um Hilfe, die ihm dreifach wird. Der Hund, der einsam darbend irrt, Muß stumm sich dem Verkommen weihen.
Aus des Alltags Brauchgemeinheit Rette deine innre Reinheit. Groß zu denken unter Kleinen Wird dich allem Großen einen.
Und dann? Und wenn du alles, alles hast, Was du erjagt im Tanz der Jahre, Was hast du dann? Erfüllungslast, Geschüttet über eine Bahre.
Späte Ehrung Man schmückt das Alter mit allen Ehren, Wenn längst der Ehrgeiz hinweg sich stahl, Man tischt ihm auf ein herrliches Mahl, Doch fehlt die Eßlust, es zu verzehren!
Die Welt ist so groß und wir sind so klein! Doch sind wir in heißer Umarmung allein, Dann sinket die Welt in Dämmrung zurück – Wie klein ist die Welt, wie groß unser Glück!
Stolz und ergeben Tragen das Leben, Heißt Ruhe erwerben Zum Sterben.
Wenn die Frauen toll und wild Uns in Eifersucht umwüten, Meinen se nur sanft und mild Ihre Liebe zu behüten.
Getrost. Und bist du noch so krank und schwach, Und tiefgebrochen tausendfach, Daß du die Augen niederschlägst Und keinen Weltstrahl mehr verträgst, Sei furchtlos! Frieden kommt ins Haus, Das Sterben hält ein jeder aus.
Die Leute sagen Ich weiß, die Leute sagen von mir gewöhnlich, Ich wäre zu mild und zu versöhnlich, Ich sei, so haben sie immer gemeint: Ein guter Freund, doch ein schlechter Feind!
Füllest du auch mit Schätzen Dein Heim, tagein, tagaus, Durch nichts kannst du ersetzen Ein fröhliches Lachen im Haus.
Wohin? Indessen mühsam täglich weiter Der Mensch erklimmt die Lebensleiter, Hätt' ihm zu wissen doch gebührt, Ob schließlich sie zum Himmel führt.
Tradition Da keiner es wagt zu prüfen die Schwinge, Der eine nur thut, was der andre gemacht, Werden die allerdümmsten Dinge Auf die späteste Nachwelt gebracht.
Du bist krank In aller Wünsche heißem Treiben, Für einen bitt' ich Gottes Segen: Ich möcht' so lange leben bleiben, Als nötig ist, um dich zu pflegen.
Modernes Streben Der eine redet, der andre dichtet, Der dritte entdeckt, der vierte reist, Und alles ist darauf gerichtet, Daß man nach ihnen mit Fingern weist.
Das Sichere Wer stets den Glauben hat verteidigt Wird sicher etwas in der Welt, Doch wer der Freiheit sich vereidigt, Der ist ein vogelfreier Held!