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Würde – wird nicht nur im Deutschen immer etwas Konjunktivisches haben.
Gregor Brand
Es gab schon allzu viele politische und ideologische Bewegungen, die - hätte man sie gewähren lassen - alles zum Stillstand gebracht hätten.
Schlecht schreiben heißt, die Buchstaben mit der Hand treten.
Je ärmer man ist, desto mehr Rechnungen hat man zu begleichen.
Viele von denen, die bestreiten, daß der Mensch der Mittelpunkt der Welt sei, halten ihn jedoch für den Mittelfleck.
Die Gegenwart, der wenig einfällt, lässt der Zukunft immerhin die Chance der Originalität.
Eine Kultur, in der Alkohol verboten ist, hat es ebenso schwer, geistreich zu sein wie eine Kultur, in der Alkohol eine zu große Rolle spielt.
Selbst an den intimsten Stellen sind die Menschen voller Fingerabdrücke Gottes.
Oft schon habe ich gelesen, daß der Tod diesem oder jenem Schriftsteller die Feder aus der Hand gerissen hat. Ich will aber nicht vergessen, und schon gar nicht in einem Frühlingsmonat, daß der Tod weit mehr Vögeln als Schriftstellern die Federn entrissen hat.
Millisekunde – ist das nicht jene Zeiteinheit, die uns vom größten Unglück trennt?
Die meisten Menschen nennen etwas Meinung, was ihnen gar nicht gehört.
Lebendig. Je tödlicher die Feindschaft, desto lebendiger die Waffen.
Große Philosophen werden seit Jahrtausenden durch Gene und Gedanken gemacht – und nicht durch akademische Karrieren.
Man sollte nicht selbstbewußter sein, als es die Hybris zuläßt.
Praedestinatio – klingt das nicht, wie eine ungewöhnliche Sexualpraxis?
Die Zeit vergeht schneller als sie denkt.
Liest Gott auch Bücher? Oder nur Taten? Wenn er Bücher liest, achtet er dann nur auf den Inhalt oder auch auf Stil, Schönheit, Ausdruck? Vom Gott des Alten Testamentes, der so gern an Opferfleisch roch, könnte man erwarten, daß er zuerst an einem Buch riecht. Außerdem war er selbst Schriftsteller höchsten Grades und hat den bis jetzt gültigen ultimativen Bestseller geschrieben.
Klarheit. Gibt es Gedanken und Überlegungen, die derart klar sind, daß man sie gerade deswegen als solche gar nicht wahrnimmt? Gedanken, deren Existenznachweis erst durch sehr kluge Menschen erbracht werden muß?
Ist nicht für viele Menschen Weltanschauung bloß Weltanguckerei?
Ich halte es für wahrscheinlich, daß viele Leute glauben: Wem viel einfällt, der schreibt einen Roman; wem wenig einfällt, der schreibt einen Aphorismus.
Wenn jemand mit Tatsachen Missbrauch betreibt, muss man den Missbrauch bekämpfen, aber nicht die Tatsachen verschweigen.
Glücklich, wem es vergönnt ist, in den heiligen Hainen alter Bücher wandeln zu können.
Nicht jeder lebt bis zum Renteneintrittsalter, aber jeder lebt bis zum Todeseintrittsalter.
Wer mit der Gabel der Vergangenheit die Gegenwart zum Mund führt und dabei einen schlechten Geschmack empfindet, der sollte nicht das Essen, sondern das Besteck dafür verantwortlich machen.
Dem Geist macht es nichts aus, einen Teil seines Lebens in Zellen verbringen zu müssen.
Der Kosmos ist derart teuer, daß nur ein Gott ihn sich leisten kann.
Wer Unmögliches nicht erreicht, muß sich nicht grämen: Er hat nach Unmöglichem gestrebt.
Der Widerspruch, wenn man die Namen derer nennt, die angeblich vergessen sind – und die Wahrheit in diesem Widerspruch.
Es waren häufig Analphabeten, die anderen vorgeschrieben haben, was sie tun sollten.
Wenn ein Genie alle Minderfähigen umbringen lassen könnte, sodaß am Ende nur noch einige andere Genies übrig blieben, dann wäre es - normal.
Wenn ich noch zehn sehr schöne lispelnde Frauen mehr kennenlerne, werde ich klare Aussprache wahrscheinlich unattraktiv finden.
In der Welt des Geistes ist für alle Platz – aber dort leben wir ja nicht, solange wir leben.
Wenn es genau auf den Fall ankommt, sind Hochmut und Tiefmut immer unpünktlich: Der eine kommt zu früh, der andere zu spät.
Je sicherer das Leben, desto bedrohter die Religion.
Vertonte Aphorismen, verfilmte Aphorismen, verspielte Aphorismen – davon gibt es noch viel zu wenig.
Daß das Leben ein Traum ist, kann nur derjenige glauben, der noch nicht aufgewacht ist.
Metaphysisch. Das All lügt: Es ist nicht alles.
Nur wenige Menschen schätzen reife fremde Gedanken mehr als unreife eigene.
Wer ein Kind als wunderbares Geschenk Gottes ansieht, wird dieses Kind, bei sonst gleichen Bedingungen, anders – besser! – behandeln als derjenige, dem dieses religiöse Bewußtsein fehlt. Achtung des Kindes und Beachtung seiner Bedürfnisse ist die gute Frucht eines solchen Glaubens. Und wer will nicht reicher beschenkt werden? Auch unter diesem Aspekt bringen ein derartiges religiöses Bewußtsein und die Frömmigkeit die größere evolutionäre Frucht: mehr Kinder.