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Es geht mit einer Gesellschaft unweigerlich bergab, wenn sie sich von den Falschen leiten lassen.
Gregor Brand
Die kleinsten Sätze bieten die größte Angriffsfläche.
Für angehende Eltern: Lachen und Wachen gehören nicht weniger zur frühen Kindheit als Weinen und Schlafen.
Charakterlosigkeit ist diejenige Charakterform, die sich am schwersten ändern läßt.
Alldeutsche, Allengländer, Allfranzosen, Allzulus, Alltutsi, Allhutus. Es gibt keinen überzeugenden Grund dafür, jeweils alle ethnischen Alls in einem einzigen Staat zu vereinen. Der Grund könnte nur in dem Interesse dieser Ethnien und der darin lebenden Menschen liegen. Es gibt jedoch viele Konstellationen, in denen Völker in unterschiedlichen Staaten insgesamt besser gedeihen.
Muß man heutzutage verstehen, wie ein Computer funktioniert, um ein guter Philosoph zu sein? Mußte Hegel wissen, wie man ein Weinfaß zimmert? Mußte Platon wissen, wie Segeltuch genäht wird? Diejenigen, die viele Techniken beherrschten, sind noch selten bedeutende Philosophen gewesen.
Dass wilde Tiere frei sind, bedeutet nicht, dass Menschen wild werden müssen, um frei zu sein.
Vielleicht spielt bei der christlichen Marienverehrung auch der Gedanke eine untergründige Rolle, daß der Vater fast immer unsicherer ist als die Mutter.
Als Adam und Eva etwas suchten, um ihre Scham zu bedecken, drängten sich die lüsternen Blätter des Feigenbaums schamlos vor.
Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich: Das ist auch das Motto aller Aphorismen.
Gefährlich Leben! Diese Forderung Nietzsches wird von Kleinkindern täglich gelebt.
Gute Argumente wollen keine Totschläger sein.
Wäre die mittelalterliche Kunst frei und demokratisch gewesen, dann wären die Kirchen voller erotischer und pornographischer Darstellungen.
Warum rief Jesus nicht in der Bergpredigt: Selig die Juden, die dereinst rechtzeitig vor den Deutschen fliehen?
Philosophen sind so verweichlicht, daß sie selbst die Sprache nicht mehr roh essen können.
Erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit bei Katholiken schon die erste Kommunion eine heilige ist.
Der nationalsozialistische Dichter und Panzerkommandant Kurt Eggers schrieb das Werk: "Der Tanz aus der Reihe". Oskar Lafontaine, der Führer der deutschen Sozialdemokraten am Ende des 20. Jahrhunderts, schreibt dem Dichter Ludwig Harig die Widmung: "Wohl dem, der aus der Reihe tanzt." Wäre Lafontaine, einige Jahrzehnte früher lebend, ein Aus-der-Reihe-Tänzer wie Eggers geworden?
Für niemanden sollte die Tiefe seines Falls ein Grund sein, hochmütig zu werden.
Das Leben: der Unruheherd, auf dem die Natur kocht.
Menschen, die die Kompliziertheit unserer Welt beklagen, muß man vielleicht daran erinnern, daß Gott auch noch ganz anders gekonnt hätte.
Es ist schön, sich Gedanken nicht nur zu machen, sondern sie sich – wie ein gutes Essen – zuzubereiten.
Was nur den Verstand anspricht, wird von der Vernunft überhört.
Sehr dumme und sehr intelligente Menschen sind sich wechselseitig ein Sicherheitsrisiko.
Wer zum Zölibat berufen ist, sündigt – wenn er heiratet. Wer zum Alkohol berufen ist, sündigt, wenn er nüchtern bleibt.
Die Natur mutiert täglich, aber ihre Religion stagniert ewig.
Man ist nicht schon dann krank, wenn man nicht weiß, ob man gesund ist. Denn dann wäre jeder krank, womit die Unterscheidung zur Gesundheit ihren Sinn verlieren würde. Niemand weiß wirklich, ob nicht in ihm eine verborgene Krankheit am Werk ist: Man kann sich also nur gesund glauben.
Christian Morgensterns Satz "Im Sohn will die Mutter Mann werden" bedarf, wenn man ihn überhaupt ernst nehmen will, der konsequenten Ergänzung: "In der Tochter will der Vater Frau werden."
Wir sollten uns Gott zum Vorbild nehmen. Zum Beispiel betet Gott keinen Gott an.
Bei manchen Politikern wäre es besser, wenn nicht sie sich Ziele setzen würden, sondern wenn ihre Ziele sich erst einmal setzen würden.
Schopenhauers Gefühle gegenüber Sklavenhaltern sind dieselben wie diejenigen Thoreaus: Er verachtet sie. Schopenhauer war auch als unverheirateter Einzelgänger Thoreau ähnlich.
Jede Zeit hat den Unglauben, den keine Zeit verdient.
Ab und zu schauen wir auf die Uhr, aber dauernd schaut die Zeit auf uns.
Diejenigen Menschen sollten Verdacht erregen, die Verdächtigungen erregend finden.
Auch im 21. Jahrhundert bleibt es ein politisches Verbrechen, wenn Soldaten nur deshalb sterben müssen, damit ihre Vorgänger, die umsonst gestorben sind, nicht umsonst gestorben sind.
Mir klingt Meditation zu sehr nach Medikation.
Manchmal ist man so müde, daß man zwar keine neue Gedanken entwickeln, wohl aber schon vorgedachte noch übernehmen kann. Bisweilen scheint es, als seien ganze Kulturen in dieser Weise müde.
Ist es gut, einem Volk von Dichtern und Denkern anzugehören? Ist es auch dann noch gut, wenn andere Völker sich als unfähig erweisen würden, dieses Denken zu verstehen und zu würdigen? Wenn dieses Volk gar für sein Denken bestraft würde? Die Juden sind ein Volk der Dichter und Denker.
Eine zu milde Bestrafung der Opfer ist eine zu harte Bestrafung der Täter.
Mit jedem guten Gedicht von mir und mit jeder klugen Bemerkung steigt meine Achtung vor meinen Vorfahren.
Nietzsche glaubte, jedes Wort sei ein Vorurteil, aber er wollte dennoch das letzte Vorurteil haben.
Goethe trank täglich mehr als zwei Liter Wein und wurde über 80 Jahre alt. Und niemand sage, mit nur einem Liter hätte er zweimal so viel geschrieben und wäre er doppelt so alt geworden.
Militarist ist, wem Gefallene gefallen.
Am Anfang war das Wort, heißt es. Aber was ist mit den Buchstaben? Waren die nicht schon vorher da? Eine alte und immer noch ungelöste kabbalistische Frage.
Wie viele Unbekannte gibt es, deren intellektuelle Begabung verborgen ist wie die Qualität eines sehr guten Weines in einer Flasche ohne Etikett?
In jedem Alter denkt die Natur über einen Menschen anders. Das sieht man ihr genau an.
Als der krankheitsgepeinigte Nietzsche einen erlösenden Hirnschlag schon für nahe hielt, da hatte er noch zwanzig Jahre zu leben. Was wollte Gott noch von ihm hören und sehen? Wie wollte er ihn noch erleben?
Es sollte dem Licht ein Trost sein, daß die Schatten es nicht überleben werden.
Oft ist es das Beste, erst einmal das Bekämpfen zu bekämpfen.
Geistig leben viele Menschen vom Klonen fremder Gedanken.
Gerade die besten Aphorismen könnten eigentlich immer zahlreiche erläuternde Sätze vertragen – aber sie wollen sich nur widerwillig erläutern lassen.