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Metaphern – also Ausdrücke, die besonders leicht zu bluten anfangen.
Gregor Brand
Im Wein ist Wahrheit - darum gehört das Moseltal zu den wahrsten Landschaften der Erde.
Solange die Sonne scheint, hat sie es nicht nötig, zu argumentieren.
Der Geist hat seinen Sitz nicht im Körper – allein schon deswegen, weil er nie sitzt.
Zwei Weltgenies, jahrzehntelang gleichzeitig lebend, die gleiche Sprache sprechend, nur ein paar hundert Kilometer voneinander entfernt wohnend, aber: Kant habe nie von ihm Kenntnis genommen, stellte Goethe nüchtern fest. Spätestens seit selbst der überintelligente Kant nicht von Goethe Kenntnis nahm, braucht sich kein Genie mehr über Nichtbeachtung zu grämen.
Es ist peinlich, wenn man beobachtet, daß sich Altphilologen von lateinischen Gedichten anregen lassen – und es ist traurig, wenn man merkt, daß solche Gedichte nicht einmal mehr Altphilologen erregen.
Wenn einem nur religiöse Aphorismen einfallen, sollte man anfangen zu beten.
Für die Vergangenheit interessiert man sich nur solange, wie man kein Teil davon ist.
Heidegger bezeichnete es als Urforderung allen Daseins, daß es sein eigenes Wesen behalte und rette. Aber das eigene Wesen kann man, solange man lebt, gar nicht verlieren. Es gibt kein Dasein, das ein anderes Wesen hat als sein eigenes.
Als alternder Mann jung sein wollen: Quadratur des Greises.
Von jedem deutschen Philosophen sollte man erwarten, daß er ein Denkweiser ist und nicht nur eine Denkweise hat.
Als eine wesentliche Quelle des französischen Kinderverzichtes von der Zeit Napoleons bis zum Zweiten Weltkrieg bezeichnete der kluge Pädagoge und Begabungsforscher Wilhelm Hartnacke die angebliche kleinsinnige Verspießerung des französischen Volkes. Er wußte damals noch nicht, daß auch in dieser Beziehung die Franzosen den Deutschen um einige dekadente Jahrzehnte zivilisatorisch voraus waren.
Manche Schriftsteller, die ihre Botschaften zugleich offenbaren und verheimlichen wollen, beginnen, Gedichte zu schreiben.
Je klüger jemand ist, desto immuner ist er gegenüber Lob und anfälliger gegenüber Tadel.
Wer denkt schon bei der Frage, was oder wen er auf eine einsame Insel mitnehmen würde, an die Bedürfnisse der armen einsamen Insel?
Ein uralter, doch allzeit aktueller Fehler: Den Bauch derart füllen, daß nichts mehr in den Kopf paßt.
Die Lust ist die Mutter des Wünschens und damit eine der Großmütter des Denkens.
Je älter ein Irrtum, desto länger ist er haltbar.
Heimat ist da, wo die anderen einen irrtümlich gut zu kennen glauben.
Nicht jeder, der um das tägliche Brot bittet, verträgt es dann auch. Man sollte nur um das beten, was einem auch bekommt.
Workaholics sind Zwangsarbeiter – aber man sollte sie nicht so bezeichnen.
Ein Volk ohne Schattenseiten kennt auch kein Licht.
Man sollte denen nicht glauben, die uns weismachen wollen, ein gutes Gewissen sei ein schlechtes Gewissen.
Ständig zu neuen Dummheiten fähig zu sein, wird allzu häufig für Einfallsreichtum gehalten.
Der bisherige und weiter andauernde evolutionäre Triumph patriarchalischer Gesellschaften beruht darauf, daß sie kinderreicher sind. Je ausgeprägter Frauen in einer Gesellschaft das Sagen haben, desto kinderärmer wird diese Gesellschaft in der Regel sein. Frauen lieben zwar Kinder mindestens so stark wie Männer, aber sie lieben auch ihre Freiheit, die durch Kinder eingeschränkt wird, mehr als die Männer die Freiheit der Frauen schätzen.
Schlechte würde man gar nicht erst hören, wenn die Guten nicht so leise wären.
Wenn jemand sagt, daß etwas außergewöhnlich schön sei, dann sollte man ihm vielleicht nur dann glauben, wenn ihm dabei die Tränen kommen.
Würde sich das Christentum nicht besser und authentischer entwickeln, wenn man nur noch Analphabeten zum Priestertum zulassen würde? Nicht Analphabeten aus Dummheit, sondern bewußte Ignoranten jeder Wissenschaft?
Blut errötet nicht.
Die Toten wissen genau, daß die Gebete für ihre ewige Ruhe den Lebenden gelten.
Moralisten versuchen vergeblich, dem Feuer das Rauchen abzugewöhnen.
Es gibt Kulturen, in denen hält man ein dauerhaft zölibatäres Leben für eine Art sexuellen Mißbrauchs.
Aphorismen weisen, unpopulär anklagend, auf den übertriebenen Luxus der Sprache hin.
Wer Geistesblitze für cerebrale Energieverschwendung hält, mag sein Leben weiter auf Sparflamme brennen lassen.
Auch Bauchschmerzen sind Kopfschmerzen.
Vergänglichkeit ist nur deswegen der Rede wert, weil gerade auch sie vergänglich ist.
Was die einen in Willkür zerstören, bauen die anderen in Willpflicht wieder auf.
Man sollte sich moralisch nichts darauf einbilden, wenn man beim Schreiben des Wortes rassistisch ins Stocken kommt.
Die meisten Menschen wissen halbwegs, was sie denken, aber nicht im geringsten, welche Philosophie sie haben.
Wenn Jesus die Menschen von allen Sünden befreit hätte, dann wäre ihnen nichts geblieben.
Zu den schönsten Formen von Frauenliteratur gehören die Aufzeichnungen der Wehenschreiber.
Ein großer Teil der Menschheit würde das Fehlen von Schrift nicht wirklich vermissen.
Für diejenigen, die denken können, sollte eher optimale Denkfähigkeit Maß des Essens sein als optimale Figur.
Gedichte und Aphorismen sind immer auch Mutproben der Verbalen Intelligenz.
Nicht nur hervorragende Pferde - auch die intelligentesten Schriftsteller zeigen immer wieder, wozu Gene fähig sind.
Nicht jeder Kobold ist ein Witzbold. Lichtenberg wäre sich nicht zu schade gewesen, einen solchen Satz aufzuschreiben. Wie viele wichtige Sätze werden bloß deshalb nicht aufgeschrieben, weil sich ihre Schöpfer zu schade sind, auch unwichtige Einfälle zu notieren? Mit dieser Frage soll aber niemand ermuntert werden, Unwichtiges aufzuschreiben: Eine solche Ermunterung würde bedeuten, Wasser ins Meer zu schütten.
Meinungen muß man auch dann schon wechseln müssen, wenn man sie erst wenige Minuten getragen hat.
Es spricht noch nicht gegen den Wert vieler Geistesschöpfungen, daß die sie produzierenden Männer sie nicht hervorgebracht hätten, wenn man ihnen beizeiten eine schöne Frau geschenkt hätte.
Der Faden der Welt. Die Welt ist, wie sie ist; da beißt kein Gott einen Faden ab.
Gott hat, Gott ist... Es gefällt mir nicht, so über Gott zu schreiben, als kenne ich ihn, aber wenn ich anders schreiben würde, würde ich fälschlicherweise so tun, als kenne ich ihn nicht.