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Was ein Aphorismus ist, bestimme ich – sagt der Aphorismus.
Gregor Brand
Würde die Hoffnung wirklich zuletzt sterben, dann gäbe es niemanden mehr, dem dies auffallen würde
Ein deutsches Wort für Meditation: Versinnung.
Seinen Glauben kann sich niemand aussuchen, unter günstigen Umständen aber seine Religion.
In der Wahrheit ist nicht weniger Wein als im Wein Wahrheit.
Wer glaubt, für eine gerechte Sache zu kämpfen, empfindet es schnell als Beleidigung, wenn man ihn auf die Opfer seines Kampfes hinweist. Gute Gewissen lieben keine unschuldigen Opfer.
Der Arbeitspsychologe Wilhelm Hirsche erklärte es schon 1950 zum dummen Vorurteil, daß der Primus der Schule typischerweise zum Ultimus des Lebens werde und umgekehrt. Wenn aber doch hin und wieder Schulerste zu Lebensletzten werden, so spricht das heute nicht weniger als zu Hirsches Zeiten mindestens so sehr gegen das Leben wie gegen die Schule.
Es gibt viele, die dem mündigen Bürger gern die Zähne ziehen wollen, um dann zu sagen, nun könne er freier reden.
Wenn Jahwe seine Vaterschaft bezüglich Jesu bestreitet, wie soll man sie ihm nachweisen? Und wenn er sie nicht bestreitet,so steht sie dennoch nicht fest.
Daß sie selbst nicht wissen, wo sie sich befinden, hat Philosophen und Theologen noch nie daran gehindert, anderen die Richtung weisen zu wollen.
Fromme Menschen tun so, als hätte Gott nichts Wichtigeres zu tun, als angebetet zu werden.
Pädagogen mögen diese Art Unterricht noch so vehement als veraltet verurteilen: Das Leben belehrt uns frontal.
Zu viele Sätze sind Mumien toter Gedanken.
Der berühmte schmittsche Satz: Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet, entspricht einer Erkenntnis wie: Verheiratet ist, wer seine Frau des Ehebruchs bezichtigt.
Es gehört zur Originalität unserer Zeit, daß die Kopien immer besser werden.
Ein Mann, der sich in einer schönen Frau täuscht, hat sich für seinen Irrtum nicht den schlechtesten Platz ausgesucht.
Manche intelligenten Menschen halten sich mehr an Vorbücher als an Vorbilder. Aber ohne Vorbücher kann man leben, ohne Vorbilder dagegen nicht.
Am liebsten sind mir die Schriftsteller, die mich nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schreiben bringen.
Ich lebe im ersten Jahrhundert – nach meiner Geburt. Begänne die Zeitrechnung mit meinem Tod, so lebte ich jetzt noch in der Vorzeit.
Man kann nur das totschweigen, was lebt. Das Hinterhältigste, was man über Totgeschwiegenes sagen kann, ist: es lebe gar nicht.
Nulla est redemptio ex infernis. Wer einmal in der Hölle ist, kommt niemals mehr heraus. Wo dieses Wort gilt – und es gilt im katholischen Christentum – da ist jedem Reden von froher Botschaft zu mißtrauen.
Kopflast. Gerade die gewichtigsten Gehirne beklagen sich am seltensten über Kopflastigkeit.
Werden wir Gott dereinst einen Ehrenplatz im Museum der nicht mehr angebeteten Götter und Göttinnen zukommen lassen?
Länger grün zu bleiben, gilt unter Bäumen als sexy.
Schlechte Bücher werden nicht besser, wenn sie in gute Hände geraten.
Philosophen ohne Kinder sind so unvollkommen wie Eltern ohne Philosophie.
Würde die Erkenntnis wirklich auf einem Baum wachsen, so gäbe es den größten Streit darum, ob es nicht besser wäre, den Baum zu fällen, bevor er Früchte trägt.
Metaphysiker – sind das nicht jene Philosophen, die gern im Drüben fischen?
Was nützt es, wenn zwar Gott einem alle Schuld vergibt, aber nicht der eigene Körper?
Zum Glück ist die Zukunft zu künftig, um je Gegenwart zu werden.
Am letzten Abendmahl wird die Menschheit bis zum Ende ihrer Tage zu kauen haben.
Menschen, die ihre Religion nicht frei wählen können, sollten sich wenigstens ihren Glauben aussuchen dürfen.
Wer glücklich ist, hat Glück.
Wenn Spießbürger Psychiater werden, werden Genies zu Psychopathen.
Wir sollten uns nur eine solche Philosophie zu eigen machen, die auch Gegengift für Philosophen sein kann.
Die Vorurteile der Intellektuellen sind nur manchmal vernünftiger als die Urteile der Masse.
Je besser jemand die Welt versteht, desto schlechter versteht sie ihn.
Wer das Lachen heilig spricht, hat meist wenig zu lachen.
Letzte Worte. Kein Arzt sagt einem, daß man nur noch zehn Sekunden zu leben hat.
Gab es eigentlich in den völkischsten deutschen Zeiten Erzdeutsche, die keine Romane schreiben wollen, sondern Germane, keine Lyrik, sondern Lurenien? Es gab sie, aber glücklicherweise hat nicht alles, was ehern ist, lange Bestand.
Wollen nicht fast alle großen Schriftsteller mehr schreiben, als das Leben erlaubt?
Und die Ungerechtigkeit nahm wieder ihren Gewehrlauf.
Komiker verkaufen wertvolle Erkenntnisse für ein paar billige Lacher.
Aus jeder Biographie läßt sich mindestens ein Gedicht machen. Zur Zeit leben über 6 Milliarden Menschen...
Will man in einer Gesellschaft, in der fast alles erlaubt ist, frei bleiben, muß man sich vieles verbieten.
Viele Christen wären gewiß sehr betrübt darüber, wenn man jetzt eine neue älteste Handschrift eines der Evangelien finden würde, bei der am Anfang geschrieben stünde: Eine Komödie.
Sind nicht jene Leben, die weder gewonnen noch verloren werden – also unentschieden enden – die interessantesten?
Jener Zar, der nichts lieber tat, als mit seinen unzähligen Zinnsoldaten spielte - war der nicht irrzinnig? War er auch eine Verkörperung der seltsamen Verwandtschaft von Genie und Wahnzinn?
Einen schweren Stand haben diejenigen Regierenden, die bestimmen, dass sich A auf B zu reimen hat. Trotzdem versuchen sie es immer wieder.
Platon und Cusanus, Kant und Nietzsche: Sie wollten die Welt erkennen und kannten noch nicht einmal eigene Kinder