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Wer einen schlauen Satz an den andern reiht, von dem wird man nachher nur wissen: Er war schlau. Mit großen Dummheiten, die man nicht nur sagt, sondern auch begeht, bleibt man länger im Gedächtnis der Menschheit. Große Dummheiten unterhalten besser.
Gregor Brand
Junge Menschen haben mehr Träume als alte – weil sie länger schlafen.
Einstein war so antimilitaristisch, daß ihm schon das Wort "Reihenfolge" hätte Unbehagen verursachen müssen. Er haßte Gleichschritt, aber er liebte Gleichungen.
Egal, wie es sich bei anderen verhält: Das Papier, auf dem ich schreibe, ist nie geduldig.
Träume: Wölfe im Schafspelz.
Kultur ist in den meisten Fällen nur das Gerücht von Kultur.
Die Deutschen sollten nicht so bescheiden sein, eine bestimmte Form der Sexualität "französisch" zu nennen oder eine andere "griechisch". Schon die Germanen verkehrten doch, da bin ich mir sicher, französisch und griechisch, auch wenn sie es vermutlich "wendisch" und "gallisch" nannten.
Die frömmsten Geschichten habe ich selbst erfunden - behauptet der Teufel. Und fast scheint es, als habe er Recht.
Die Gläubigen lehrt meistens die Mutter, die Ungläubigen die Not beten.
Ich glaube nicht, daß Sokrates, Jesus oder Nietzsche von den Banken unserer Zeit als kreditwürdig angesehen würden.
Von vielen bedeutenden Menschen des Geistes kennen wir ihre sämtlichen Werke. Aber kennen wir auch ihre sämtlichen Wärke? Und wenn wir die kennen, wie steht es dann mit ihren Wercken? Wer sich als kreativ gezeigt hat, wird immer Geheimnisse zurücklassen.
Seltsam, daß intellektuelle Auseinandersetzungen die größte Ähnlichkeit ausgerechnet mit einem so scheinbar plumpen Sport wie Sumoringen haben: Die schwersten Gedanken setzen sich in der Regel durch. Aber anders als beim Sumoringen dürfen in diesem Kampf auch viele Dünne gemeinsam die Schwerwiegenden angreifen. Und in diesen Fällen kann das Ergebnis ganz anders aussehen.
Manches in der Welt wäre einfacher, wenn sich Verben erfolgreicher gegen das Konjugieren wehren würden.
Nicht immer geht die Vernunft baden, wenn die Buchstaben anfangen zu verschwimmen.
Großzügig ist nicht, wer bei einem Fehler anderen ein Auge zudrückt.
Die Geschichte der Menschheit wäre vernünftiger verlaufen, wenn man nicht die Menschen, sondern die Ideen belehrt hätte, daß es süß und ehrenvoll ist, wenn sie für das Vaterland sterben.
Erst sein Fleisch essen und sein Blut trinken und dann Gott einen guten Mann sein lassen – ist das nicht gut katholisch?
Geniale Menschen kennen Gedanken mit Vornamen, die andere nicht einmal mit Nachnamen kennen.
Prinzip Hoffnung? Die Zukunft ist bloß eine spezielle Form der Vergangenheit.
Wer mit seinen Geistesschöpfungen lange überdauern will, der sollte Vorurteile schaffen: Nichts besteht länger.
Es ist ein Fehler, das Wesen eines Mannes von seinem Schwanz her aufzuzäumen.
Derjenige ist tot, der sich im Grab nicht mehr umdrehen will.
Es ist ein prä und posthistorisches Vorurteil, dass ein Gott nur dann existiert, wenn er hilft.
Niemand weiß mehr, als das All erlaubt.
Ungefühlte liebende Hände können stärker schmerzen als ungehörte liebe Worte.
Mörder gibt es nicht deswegen, weil die Welt schlecht ist, sondern weil Mörder schlecht sind.
Das Leben darf zu Recht mit dem Tod in einem Atemzug genannt werden.
Wer die Kulturen der sogenannten Naturvölker ernst nimmt und schätzt, muß schon recht heidnisch sein. Was im Rahmen der New-Age-Bewegung beispielsweise an Indianern bewundert wird, müßte auch bei den vorchristlichen Germanen geehrt werden. Die Worte eines schoschonischen Medizinmannes über die Erde und die Welt hätte auch jeder altsächsische Medizinmann unterschrieben – und sei es in Runen.
Konsequent sein – das bedeutet oft, einen Gedanken zu seinem Unglück zu zwingen.
Sogar in der Wüste herrscht das Gesetz des Dschungels.
Was für mich schlecht ist, kann für Gott nicht gut sein – Grundsatz jeder vernüftigen Theologie.
Die Realität der Realität. Man darf der Wirklichkeit vieles vorwerfen, aber nicht, daß sie wirkt.
Steigende Streitlust. Schon bei kleinen Kindern ist es so: Wenn die Konzentrationsfähigkeit abnimmt und die Müdigkeit zu, dann wachsen die Streitereien. Warum sollte es in müden Gesellschaften nicht ähnlich sein?
Man sollte dazu beitragen, daß das Böse nicht nur ein Problem ist, sondern auch eins hat.
Heutzutage sind viele Abiturientinnen sexuell erfahrener als ihre Großmütter bei der Goldenen Hochzeit. Macht das jene jünger oder älter?
Gute Aphoristiker geizen mit Worten, aber verschwenden Gedanken.
Der Teufel kann nicht nur im Detail, sondern auch in der Türkei stecken.
Peter Huchels Gedicht Sommer gehörte, seit ich es als Schüler erstmals las, zu meinen Lieblingsgedichten, also zu den Gedichten, die am stärksten zugleich Aufmerksamkeit, Sympathie und Bewunderung auf sich zogen. Als dann Jahrzehnte später mein Vater in der größten Augusthitze starb, mußte ich wieder an diesen Text denken. Wird er auch zum Tag meines Todes passen?
Erbe und Umwelt. Wer Dummheit nur für ein Erziehungsproblem hält, bei dem hat die Natur versagt.
Viele Kommas tarnen sich als Punkte.
Wer bestimmte Menschen haßt, der haßt auch bestimmte Gene. Dieser Zusammenhang wird im 21. Jahrhundert immer deutlicher werden.
Wo ein Begeisterter steht, ist der Gipfel der Welt, schrieb Eichendorff. Wenn das stimmte, wären Nürnberg und Berlin, wäre das nationalsozialistische Deutschland überhaupt in jenen Dreißiger Jahren ein unvergleichliches Hochgebirge gewesen. Doch Eichendorff hat jedenfalls insoweit recht, als sich dort, wo Begeisterte stehen, Abgründe auftun.
Mißlungene Schlagzeiten prügeln uns doppelt.
Es ist eine gar nicht unwichtige Entscheidung, ob man einen Gedanken in ein Gedicht schreibt oder in einen Aphorismus, in ein Drehbuch oder in einen Roman. Jede Entscheidung über das Ob und Wie einer Veröffentlichung ist eine Entscheidung über Wirksamkeit und damit auch über Wirklichkeit. Was aber auf Dauer wirksam ist, läßt sich kaum vorhersehen – und insofern ist die besagte Entscheidung letzten Endes doch nicht so wichtig.
Bauerntum, Deutschtum, Germanentum – dergleichen klingt altertümlich und reaktionär. Der Irrtum aber bleibt "forever young".
Ich würde im Zweifel lieber zu Beichttöchtern als zu Beichtvätern gehen.
Arisierung. Seit einigen Jahrzehnten begreifen immer mehr Menschen, daß schon die griechische Namensform Jesus eine unzulässige Arisierung dieses Hebräers ist.
Den zölibatären katholischen Priestern werden die Hoden belassen, aber ihre Gene gleichwohl enteignet. Kann man einen Menschen gründlicher abwerten, als wenn ihm untersagt, sich fortzupflanzen? Kann dies hinterhältiger begründet werden als mit der Behauptung, dadurch würde er sich selbst in hohem Maße aufwerten?
Wer vergessen wird. Bei all diesen so beliebten Aussagen, wer beispielsweise der größte Musiker, Maler, Dichter, Techniker oder Politiker gewesen sei, werden nicht nur die Neandertaler vergessen.
Beten richtige Männer nicht lieber in Sodom als im Kölner Dom – und falsche auch?