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Wäre es auch ein Holocaust, wenn bei einem gewaltigen Erdbeben in Los Angeles eine halbe Million Juden ums Leben kämen? Welche Bedeutung hätte ein solches Ereignis für die jüdische Theologie? Der jüdische Gelehrte Israel M. Goldman bezeichnete 1975 die Verbrennung jüdischer Bücher in Paris im Jahr 1244 als Holocaust.
Gregor Brand
Die Macht der Arbeiter und Bauern erwies sich als Ohnmacht der Phrasen und Mauern.
Alles Gescheite ist schon mindestens einmal ausgelacht worden.
Ich finde es gut, daß die Menschen lieber die Zeit als den Raum totschlagen. Jeder hat seine eigene Zeit, aber der Raum ist für viele da.
Es gibt Weisheiten, die können zumindest für ein paar Sekunden unterhaltsam sein. Sagt der Aphorismus.
Im Verlauf der Geschichte waren sich denkende Menschen nicht immer einig darüber, ob man am Schlüsselloch der Welt mehr mit dem Auge oder mit dem Ohr erfährt.
Was ihr Weltkultur nennt, ist nichts anderes als eure provinzielle Erdkultur, sagte mit erstaunlicher Freundlichkeit die Gestalt von dem Planeten Dulong.
Die Kleinköpfigen zerstören die Welt im Kleinen, die Großköpfigen im Großen.
Diejenigen, die die Gleichheit der Menschen hervorheben, sind immer auch solche, für die Intelligenz nicht zu den wichtigsten menschlichen Eigenschaften gehört.
Es ist besser, auf zehn Seiten keine Dummheiten zu Wort kommen zu lassen, als Unsinn prägnant in einen Satz zu fassen. Auf Kürze allein darf sich kein Aphorismus etwas einbilden.
Das Intelligenteste, was man machen kann, ist: schlafen. Meinte Cioran, der chronisch Schlaflose.
Je mehr man weiß, desto mehr fällt einem ein – wenn man sein Wissen nicht wie einen Felsblock vor den Eingang seines Denkens legt.
Atheisten sind weder unwissender noch ungläubiger als die Götter erlauben.
Das Charisma einer Idee ist für ihre Wirkung weit wichtiger als ihr sachlicher Gehalt.
Was sagt es über Gott aus, daß sein Ebenbild, der Mensch, das folternde Wesen par excellence ist?
Nur ein Einziger gehört in die Hölle: ihr Erfinder.
Menschen gibt es nur so lange, wie Menschen glauben, daß es Menschen gibt. Der Mensch lebt von seiner eigenen Definition.
Unnötige Gedanken. Ich finde es besser, sich einen Gedanken aus dem Kopf zu streicheln, als ihn sich aus dem Kopf zu schlagen.
Daß Marktflüsterer weniger verkaufen als Marktschreier, bedeutet noch lange nicht, daß sie schlechtere Waren anbieten.
Während an den Gottesbeweisen schon die größten Denker gescheitert sind, beweist jeder gemeine Lump mit Leichtigkeit die Existenz des Teufels.
Der Mensch als Mittelpunkt. Manche von denen, die bestreiten, daß der Mensch Mittelpunkt der Welt ist, sehen ihn ihm den Mittelfleck.
Aphorismen zu veröffentlichen ist enthüllender als nackt am Strand zu lieben.
Ob es Gott wirklich gefällt, daß ihn so viele Menschen duzen?
Viele können mehr als einmal in den denselben Wortfluß steigen.
Alles, was wichtig ist, kann Gott auf moselfränkisch sagen.
Die rituellen Segnungen von Priestern sind ein blasser Schatten gegenüber dem freundlichen Zuwinken einer schönen Frau.
Viele Wahrheiten werden täglich geschlachtet. Soll man es für einen Fortschritt halten, wenn sie wenigstens vorher noch betäubt werden?
Es ist durchaus ein Fortschritt, wenn Soldaten das Wort Zivilcourage nicht mehr mit einem Ausdruck der Verachtung aussprechen.
Irgendwann läßt sich der Tod, den wir täglich und nächtlich einatmen, nicht mehr ausatmen.
Je mehr man schreibt, desto größer ist die Gefahr, daß man posthum mit Dünndruck vorlieb nehmen muß.
Kinder werden mit Lügen beschenkt, während sie sich Wahrheiten mühsam erarbeiten müssen.
"Unerträglich" ist eines der unerträglichsten deutschen Worte.
Begabung verpflichtet: Wer bis drei zählen kann, darf nicht bei zwei aufhören.
Die Alldeutschen waren vor hundert Jahren mit ihren düsteren Prognosen zur deutschen Zukunft in vielen Punkten größere Realisten als ihre mächtigen Gegner. Warum waren sie dann letztlich nicht erfolgreicher? Auch deswegen, weil es in der Weltgeschichte nicht rational zugeht, sondern unberechenbar und zufällig. Andererseits: Nicht jeder historische Misserfolg ist unberrechenbar.
Immer – dieses Wort wollte er zuerst schreiben. Dann verbesserte er sich zu einem Manchmal. Und endete bald darauf beim Niemals. Der Weg vom Immer zum Niemals ist immer sehr kurz.
Zwei Arten der Unzufriedenheit. Oberflächenunzufriedenheit und Grundunzufriedenheit. Je grundunzufriedener jemand ist, desto mehr leidet er an der Oberfläche.
Kein Gedanke bleibt unvergänglicher als der, dass alles vergänglich ist.
Wie es Menschen gibt, die kein Blut sehen können, so gibt es welche, die keinen Gott sehen können.
Unintelligente Menschen erkennt man daran, daß sie das Besondere übersehen – vom Allgemeinen ganz zu schweigen.
Die größte Zeit spanischer Machtentfaltung brachte eine wundervolle Mode aus Schwarz und Gold hervor. Doch die edelste Kleidung Philipps II und seiner Verwandtschaft vermochte nicht, die Niederlage der Armada zu verhindern. Selbst, wenn sich die Engländer von der katholischen Ästhetik Iberiens hätten beeindrucken lassen: die Stürme der Nordsee ließ dies ebenso kalt wie den russischen Frost die hübschesten deutschen Soldatengesichter.
Es ist besser, sich einen Gedanken aus dem Kopf zu streicheln, als ihn sich aus dem Kopf zu schlagen.
Gott schuf den Menschen und dessen Sprache, damit beide etwas zum Spielen haben.
Es ist zum Glück ungleich einfacher, jemandem ins Wort als um den Hals zu fallen.
Reichtum des Geistes - läßt er sich an die Armen im Geiste überhaupt weitergeben? Am wirkungsvollsten wird Geistreichtum auf biologischem Weg, durch Zeugung und Geburt, fortgepflanzt.
Vegetarier wären überzeugender, wenn sie sich nicht oft selbst für Pflanzen fressende Tiere halten würden.
Mit zunehmendem Abstand beginnt man, das Vergangene der Schönheit zu verdächtigen.
Uhren sind und bleiben die schärfsten Kriticker der Zeit.
Kulturelle Hochleistung setzt nicht nur die biologische Fähigkeit dazu voraus, sondern benötigt auch das geeignete weltanschaulich-soziale Umfeld. Eine Gesellschaft, in der Menschendarstellungen verboten sind, kann keine großen Porträtisten und Fotografen hervorbringen. Eine Gesellschaft, in der die Bibel als Anfang und Ende der Klugheit gesehen wird, ist naturwissenschaftlich und damit auch technisch unfruchtbar. So unfruchtbar wie eine Kultur, in der die Bibel gar keinen Wert hat.
Immer noch beten zu wenige Menschen darum, vom Erlösungsgedanken erlöst zu werden.
Wenn ich wüßte, ich müßte, ehe mir ein kluger Gedanke einfällt, fünf Kilometer gehen – wie weit würde ich in meinem Leben gehen?