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Verlogenheit aber ist ein Seelenzustand, in dem Wahrheit und Dichtung, Kunst und Natur, Aufrichtigkeit und Falschheit so ineinander verwoben sind, daß selbst die Inhaber dieses Zustandes diese Elemente nicht mehr von einander unterscheiden können. Verlogenheit ist moralischer Weichselzopf.
Hedwig Dohm
Die Charakterschwachen machen Front gegen die Frauenbewegung - aus Furcht. Sie haben immer Angst, von der Frau - besonders von ihrer eigenen - unterdrückt zu werden. Weil sie sich heimlich ihrer Schwäche bewußt sind, betonen sie bei jeder Gelegenheit ihre Oberhoheit.
Es giebt keine Freiheit der Männer, wenn es nicht eine Freiheit der Frauen giebt. Wenn eine Frau ihren Willen nicht zur Geltung bringen darf, warum soll es der Mann dürfen.
Jede Nation hat ihr eigenthümliches Gepräge, sie hat eine Volksseele.
Es ist eine uralte List der Despotie, ihre Opfer zu schmähen und zu erniedrigen und ihre Unterdrückung zu rechtferigen.
Aber - ich soll ein echtes, ein wahres Weib sein! Was ist denn das: ein wahres Weib? Muß ich, um ein wahres Weib zu sein, bügeln, nähen, kochen und kleine Kinder waschen?
Glauben aber sollen wir nimmermehr an Dinge (und sollte dieser Glauben auf einer sogenannten Ewigkeit fußen), die zu einem Mittel der Unterdrückung werden können.
Gefühle und Vorstellungen aber, die auf Instinkt beruhen, führen leicht zu Stagnation, zur Intoleranz, zur Fiktion absurder Zustände. Instinkte sind nimmermehr Faktoren des Fortschritts.
Auf das höchste und schönste aller Gebote: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, hat der Egoismus des Menschen noch immer die Antwort der Indifferenz in Bereitschaft gehalten: Herr, soll ich meines Bruders Hüter sein!
Aus ihrer Macht über die Frauen leiten die Männer ihre Rechte den Frauen gegenüber her. Die Thatsache der Herrschaft ist aber kein Recht.
Die stärkste Waffe der Frauen, den Männern gegenüber, ist die Zunge. Selbst Schönheit steht in zweiter Linie.
Der Glaube an die uranfänglich eingeborne Volksseele ist ein metaphysicher Aberglaube. Die Wissenschaft lehrt, daß die Eigenart eines Volkes erzeugt und bedingt wird durch Boden, Klima und Geschichte, durch die politischen und ökonomischen Zustände eines Landes.
Die Emanzipation des Weibes ist das Recht des Kindes.
In der That unterscheiden sich die Frauen in gewissen Grundzügen ihres Charakters, gerade wie die Männer, je nach ihrer Lebenslage, ihrer Klasse und ihrer Erziehung.
Man wird den Frauen das Kindergebären noch ganz verleiden mit der Sucht, sie damit für alle andern Lebensansprüche abfinden zu wollen.
Eine Liebe auf höheren, selbst auf allerhöchsten Befehl gibt es nicht.
Glaube nicht, es muss so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne. Schaffe Möglichkeiten.
... denn jeder Mensch, sei er noch so trefflich angelegt, ist der Entartung fähig.
Jeder echte Mann schaudert bei der Vorstellung, daß seine Frau klüger sein könnte, als er.
Der Liebestrieb ist stärker als der Selbsterhaltungstrieb. Selbst Tiere, die instinktstarken, bestätigen es.
Kein organisches Wesen, also auch keine Frau, wird auf die Dauer in einer Sphäre leben können, die seiner Natur entgegen ist.
Glücklicherweise hat die Vorsehung es so eingerichtet, daß die Männer selten die geistige Superiorität ihrer Frauen, wenn solche vorhanden ist, gewahr werden, sonst würde es noch mehr unglückliche Ehen geben, als es ohnedies schon gibt.
Kein Mensch hat schwerere Geldsorgen als die Frau, die mit ihrem Wirtschaftsgeld nicht auskommt.
Die Männer, indem sie von den Eigenschaften der Frauen sprechen, haben gewiß alle Recht.
Abel fiel als erstes Opfer im Kampf um's Dasein. So stirbt vielleicht erst mit dem letzten Menschenpaar der letzte Kain, der letzte Abel?
Brüder des Bluts werden nur Brüder im Geiste sein, wenn sie in derselben geistigen und physischen Atmosphäre großgezogen sind.
Wenn mir einer sagte: Gehorche oder ich breche dir das Genick! o wie geschwind würde ich gehorchen.
Gewiß, jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern; das Recht aber, diese Meinung mit der Wahrheit zu identifizieren und für den Andersdenkenden Scheiterhaufen zu errichten, das hat er nicht.
Die Rückwärtsglaubenden sehen heut noch auf Erden Zustände, wie sie vor Jahrhunderten waren.
Unmöglichkeiten sind Ausflüchte anemisch steriler Gehirne. Schaffen wir Möglichkeiten!
Auf dem Stern des Jupiter mag ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz, Macht, Eifersucht und Kampf.
Wenn wir uns die Urtheile und Aussprüche vergegenwärtigen, die von Dichtern und Prosaikern, von Narren und Weisen, von Dummköpfen und erhabenen Denkern von den ältesten Zeiten bis zum heutigen Tage über Frauen gefällt worden sind und gefällt werden, so können wir uns eines tiefen Staunens nicht erwehren, eines Staunens über die unfaßlichen Widersprüche, die uns allerorten entgegentreten und verwirren.