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Mit Jammern eckt eine Frau natürlich viel weniger an als mit Lachen. Mit Schimpfen auch. Zumal in Diktaturen. Weil Klagen und Flüche eindeutig sind und entsprechend gerügt oder auch verboten werden können. Aber Gelächter? Gelächter ist zweideutig - scheinbar, deshalb kann es auch subversiv sein.
Irmtraud Morgner
Vielleicht zeigte der Wunsch Lokführerin zu werden das Körnchen natürliche Widerspenstigkeit an, das ein konventionell erzogener weiblicher Mensch braucht, um eine Chance zu nutzen, sich gegen die Strömung der Sitten irgendwann freizuschwimmen.
Beatriz ist eine Ketzerin, eine Grenzüberschreiterin in der Größenordnung eines Faust.
Über sehr ernste Gegenstände sehr ernst sprechen wollen, führt zu Schweigen. Sehr ernste Gegenstände oder Weltzustände lassen sich nur mit Humor bereden.
Gegen Überforderung wehrt sich der Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Entweder mit Verdrängungen: defensiv, oder mit Gelächter: offensiv. Meine Sympathie gehört der offensiven Menschenart zumal in diesen bitterernsten Zeiten.
Frauen haben ein schwach entwickeltes Geschichtsbewusstsein, weil sie wesentlich noch nicht in die Geschichte eingetreten sind. Um als Menschen zu leben, das heißt in die Historie einzutreten, müssen sie aus der Historie austreten: sich Natur aneignen. Zuerst ihre eigene.
Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.
Niemand, der sich müht, etwas Größeres zu wollen, kann den Beistand der Geschichte entbehren. Diese Gewissheit der Verwurzelung. Selbstbewusstsein schaffendes Traditionsbewusstsein. Stolz. Ein Adeliger, der sich an einen Stammbaum lehnen kann, ist beispielsweise gegenüber Arbeitern und Frauen, die allein zu stehen glauben, im Vorteil.
Nicht die Entwicklung des abstrakten Denkens, sondern dessen Ausschließlichkeitsanspruch, der eine Weiterentwicklung des bildhaften Denkens nicht nur verhinderte, sondern seine Errungenschaften zerstörte, machte mir das Leben schwer.
Nur selbst gefundene, mit dem eigenen Kopf durchgemachte Antworten prägen den Menschen. Eingeredetes verblasst schnell, wird vergessen oder erregt Opposition.
Ein Sozialismus aber, der die Männervorherrschaft nicht abschafft, kann keinen Kommunismus aufbauen.
Literatur braucht Zukunftsgewissheit wie der Mensch selber. Wer heute Literatur macht, fördert, liest, ist bemüht, bösen Ahnungen zum Trotz, Optimist zu bleiben, ist einer, der glaubt, dass die Zukunft doch bewahrt wird.
Die griechische Kultur hatte die Sklavenhalterordnung zur Grundlage, die moderne Kultur die Frauenhalterordnung.
Wird der Ernst so groß, dass die Schmerztränen versiegen, ist höchste Zeit, Tränen zu lachen.