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Die letzte und beste Frucht, die spät in einer immer warmen Seele zeitigt, ist Weichheit gegen den Harten, – Toleranz gegen den Intoleranten, – Wärme gegen den Egoisten, und Menschenfreundschaft gegen den Menschenfeind.
Jean Paul
Eine zu schnelle Kur kündigt auch bei Seelen den Rückfall an.
Die Schwachheiten großer Menschen werden von kleinen so leicht erraten als die der Lehrer von Kindern.
Erbärmlich ist's freilich und zwar sehr, wie oft die Menschen einander nur halb vernehmen und ganz mißverstehen.
Wer seine Augen nicht braucht um zu sehen, der wird sie brauchen um zu weinen.
Der gefällt nicht, der fürchtet, nicht zu gefallen; denn die Ungezwungenheit, die allen übrigen Schönheiten des Umgangs erst ihren Wert und oft ihr Dasein gibt, verschwindet mit der Furcht.
Genialische Menschen haben so viel Festtage als andere Werkeltage.
Große Seelen ziehen die Schmerzen nach, wie die Gebirgen die Gewitter.
Durch Tadel wird man öfter mehr vorsichtig und klug als besser.
Man ist in der Liebe darum ungerecht, weil man den andern für vollkommen hielt.
Nie zeichnet der Mensch den eigenen Charakter schärfer, als in seiner Manier, einen fremden zu zeichnen.
Keine Schamröte über eine Sünde ist so brennend, als über eine lügende.
Die Leiden sind wie Gewitterwolken: in der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns kaum grau.
Das Weltleben schleift alles Große am Menschsein weg, wie das Wetter an Statuen und Leichensteinen gerade die erhabenen Teile wegnagt.
Alles, was die Liebe tut, um zu sterben, ist nur ein Mittel, um (desto triumphierender) wieder aufzuerstehen.
Was wir aus Menschenliebe vorhaben, würden wir allemal erreichen, wenn wir keinen Eigennutz einmischten.
So lange man lieset, besinnt man sich auf alles, nur nicht auf sich.
Das stille häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können. Geräuschvolles Vergnügen ist nur ein fremder Gast.
Mädchen lieben Puppen, weil sie früher schon Personen mehr lieben als Sachen.
Wenn euch ein feiner Kopf etwas Alltägliches zu sagen scheint: so glaubt gewiß, daß ihr ihn nicht verstanden und daß er zu fein gewesen.
Jeder fromme Mensch ist ein Wort, ein Blick des All-Liebenden; denn die Liebe zu Gott ist das Göttliche, und ihn meint das Herz in jedem Herz.
Auf echte Religion des Herzens führt uns alles leicht: der Sternenhimmel, das Abendrot, ja das Abendgeläute, jede Rührung, vielleicht Schmerz.
Ohne den Kinderglauben gäbe es gar keine Erziehung.
Und so spiegelt jedes Gefühl und jede Liebe uns eine erlogne Ewigkeit vor: ein Scherz, ein Schlaf, eine verlorne Unze Blut, ach! eine Stunde erwürgt die Liebe. So steht überall und überall, wo eine Menschenbrust an der andern liegt, die Zeit und schiebt sie auseinander wie Marmorplatten, weil sie sie nicht auseinanderreißen kann.
Übrigens versichere ich die Bräute, noch gewisser die Bräutigame, dass sie nur von liebenden Eltern liebende Kinder heiraten können, und dass besonders ein hassender oder liebender Vater kindliches Hassen oder Lieben fortpflanze.
Manche halten ihre veränderte Ansicht eines Menschen für eine Veränderung desselben.
Man fragt den anderen meistens um Rat, nicht weil man nicht weiß, was man tun soll, sondern weil man es eben weiß, aber ungern tut und vom Ratgeber eine Hilfe für die leidende Neigung erwartet.
Über nichts machen wir wohl größere Fehlschlüsse und Fehltritte als über die weibliche Heiterkeit.
Der Ungläubige an die Menschheit wird ebenso oft betrogen, als der Gläubige an die Menschen.
Wenn der andere sich mit allen seinen Fehlern, die er noch besser kennt als ich, erträgt, warum sollte ich ihn nicht ertragen?
Unter den Menschen wird man nicht besser, wenn man nicht schon gut unter sie kommt.
Ein weiches Herz hängt, wie das weiche Obst, so tief herab, daß es jeder erreichen und verwunden kann; die harten Früchte hängen höher.
Der Mantel der Liebe bedecket alle Fehler.
Es gab Jahrhunderte, wo die Menschheit mir verbundenen Augen geführt wurde - von einem Gefängnis ins andere; es wird weiter Jahrhunderte geben, wo Einzelwesen sterben, wenn Völker steigen, wo Völker zerfallen, wenn das Menschengeschlecht steigt. Was tröstet uns? Ein unendliches Herz, jenseits der Welt.
Die jungfräuliche Seele ist eine reife Rose, aus der, sobald ein Blatt gezogen ist, leicht alle gepaarte nachfallen.
Friedrich II. hätte vielleicht keinen Fehler gehabt und wäre ein größerer Mann gewesen, wär er kein König gewesen.
Das körperliche Herz sei das Muster des geistigen: verletzbar, empfindlich, rege und warm, aber ein derber, frei fortschlagender Muskel hinter dem Knochengitter, und seine zarten Nerven sind schwer zu finden.
Essen nimmt, Trinken gibt Enthusiasmus.
Die Schlange wechselt zwar öfter die Haut, aber nie die nützlichen Giftzähne!
Junge Liebe und junge Vögel haben anfangs nur Wärme durch Bedeckung nötig, erst später Nahrung.
Die Frau fühlt sich, aber sieht sich nicht; sie ist ganz Herz, und ihre Ohren sind Herz-Ohren. Sich selber und was dazugehört, nämlich Gründe anzuschauen, wird ihr zu sauer.
Ich möchte noch heute den Totenschädel des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.
Zürnet dein Freund mit dir, so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.
Heimlich glauben die meisten, Gott existiere bloß, damit sie erschaffen wurden.
Einen guten Freund zu haben ist von allen Gottesgaben die reinste, denn diese Art Liebe kennt keine wechselseitige Belohnung. Sie ist nicht ererbt wie bei der Familie. Sie ist nicht zwingend wie die zu einem Kind. Und sie verfügt nicht über das Mittel körperlicher Freuden wie in der Ehe. Deshalb ist sie eine unbeschreibliche Bindung, die eine weit tiefere Hingabe mit sich bringt als alle anderen.
Eine Frau oder Geliebte lernt man in einer Stunde mit einer dritten Person besser kennen als mit sich in zwanzig.
In den Flitterwochen heißt dem Manne die Frau noch ein Vergißmeinnicht; aber später bekommt sie die übrigen Namen, die dieses Blümchen in verschiedenen Gegenden trägt: Sumpfmäuseohr, Krötenäugel, Skorpionmangold.
Der Egoist findet nur dann keinen Egoismus, wenn man seinem eigenen immerfort dient.
Der Unsterbliche wird sterblich auf der Erde und jeder Geist wird ein Mensch.
Es heißt: die Weiber sind ewig Kranke. Jedoch bloß an Nerven; die gefühlvollsten sind die kränklichsten; die vernünftigsten und kältesten sind die gesundesten.