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Zur Veränderlichkeit braucht man Zeit.
Jean Paul
Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examinieren.
Kein Mensch hat für alles ein Gedächtnis, weil keiner für alles ein Interesse hat.
Man glaubt stets, nur dieser Autor sei in der persönlichen Erscheinung schlecht, aber alle ungesehene herrlich.
Das Ehrgefühl ist das Beste im Menschen, alle anderen Gefühle, selbst die edelsten, lassen ihn in Stunden aus ihren Armen fallen, wo ihn das Ehrgefühl in seinen empor hält. Unter Menschen, deren Leidenschaften ineinander schreien, gewährt bloß ihr Ehrgefühl dem Freunde, dem Gläubigen und der Geliebten eine eiserne Sicherheit.
Du liebes Bayreuth, auf einem so schön gearbeiteten, so grün angestrichenen Präsentierteller von Gegend einem dargeboten - man sollte sich einbohren in dich, um nimmer heraus zu können.
Es ist Eitelkeit, wenn man denkt, gute Bücher nützen nicht; wir bilden uns ein, andre könnten nicht den Epiktet so gut nützen wie wir.
Ein Roman ist eine veredelte Biografie.
Es ärgert einen, wenn man ihm die zu lesende Zeitung voraussagt.
Ein Dummer mit Lebhaftigkeit ist das lächerlichste Geschöpf.
Der Mensch, welcher das Leben bloß mit dem Verstand, ohne innere Poesie genießt, wird Mageres behalten, wie glänzend auch das Geschick dasselbe von außen ausstattet.
Anfangs fällt die Gestalt im Grabe ein, dann schleift sich sogar ihr Bildnis auf dem Grabstein weg: - was bleibt? Was beide erschuf, die Seele!
An einem Glück oder Unglück ist man nie schuld, aber am wiederkehrenden.
Man würde die Menschen leichter kennen, wenn man nicht jede Handlung als Folge von Grundsätzen ansähe; man hält zu selten eine für Kaprice, aus der nicht auf den Hauptcharakter zu schließen ist.
Keine Frau kann zu gleicher Zeit ihr Kind und die vier Weltteile lieben. Aber der Mann kann es.
Die weibliche Kleider-Liebe hat samt der Reinlichkeit, welche gleichsam auf der Grenzscheide zwischen Leib und Sittlichkeit wohnt, eine Wand und Tür-Nachbarin, nämlich Herzens-Reinheit.
Gerüchte sind wie Polypen; das Verwunden und Zerstören vervielfacht sie.
Ein Herz voll Liebe kann alles verzeihen, sogar Härte gegen sich, aber nicht Härte gegen andere; denn jene zu verzeihen ist Verdienst; diese Mitschuld. –
Bei einem Argwöhnischen muß man eine Wahrheit so klug, mit soviel Vorsicht und Feinheit vortragen, als wäre es eine Lüge.
Außer der Philosophie weiß ich kein so gutes Treibmittel des Gehirns, als höchstens Schach und Kaffee.
Der blödeste Mensch ist, wenn viel Phantasie unter seinen Taten glimmt, der Herzhafteste, wenn sie emporlodert.
Keine Liebe ist süßer als die nach der Strenge.
Unbeständigkeit gegen seinen Vorsatz heißet sich selber das Wort brechen, welches man sowenig wie gegen einen andern darf: da dieselbe schädliche Folge des Mißtrauens daraus entsteht.
Wirf, du Erdensohn, deinen Anker nicht in die Tiefe des Erdenschlammes, sondern in die Höhe des Himmelsblaues, und dein Schifflein wird fest ankern im Sturm.
Durch den Nachgeschmack des vergangenen und den Vorgeschmack des zukünftigen Leidens überfüllen wir den Kelch des Augenblickes selbst.
Setze in jeder Gesellschaft, wo du viel sprichst, einen Feind voraus, um dich zu mäßigen.
Er wässerte seine Gedanken fleißig.
In der höheren Liebe ist der Zorn nur Trauer über den Gegenstand.
Ein Schmeichler ist's selten aus bloßem Eigennutz, sondern aus Charakter; denn er schmeichelt Niedrigen wie Hohen.
Manches Herz wird erst durch den Transport über die Zunge recht feurig und trinkbar.
Kein großer Philologe hat ein poetisches oder philosophisches Meisterstück geschaffen, man ist nur froh, wenn er seine Sprache halb so gut schreibt, als er die fremde versteht.
Die Eltern sollten, um etwas zu bewilligen oder abzuschlagen, sich bloß 1/8 Stunde Bedenkzeit nehmen.
Musik ist Poesie der Luft.
Der Wind ist nicht der Vater und Herr, sondern der Sohn und Diener des Wetters.
Stets zwischen zwei Disteln reift die Ananas. Aber stets zwischen zwei Ananassen reift unsere stehende Gegenwart, zwischen der Gegenwart und der Hoffnung.
Bei Weibern ist alles Herz, sogar der Kopf.
Die Macht der Frauen kann man unterschätzen, nie überschätzen.
Da wir ein matteres Gedächtnis für Größe und Zahl der Leiden haben als für Freuden, so vergessen wir mit ihnen leicht auch, welche Früchte uns ihre Stechpalmen getragen.
Erinnerungen sind der Nachsommer der menschlichen Seele.
Die Kinder sagen unzählige zarte Gefühle heraus, die die Erwachsenen auch haben, aber nicht sagen.
Die kleinen Gründe erschaffen den Entschluß nicht, sondern man waffnet sich mit ihnen nur gegen äußere Anfechtungen desselben.
Mütter, seid Väter! möchte man zurufen und: Väter, seid Mütter!
Katzen krümmen den Rücken nur, um sich zu verteidigen.
Genuß ist eine sich selbst verzehrende Rakete.
Man gibt seine Kinder auf die Schule, daß sie still werden, auf die Hochschule, daß sie laut werden.
Sprechen ist Wachen, Schweigen nur Schlaf (manchmal auch umgekehrt).
Der Mensch gewöhnt sich an wiederholte Liebe, nicht an wiederholte Ungerechtigkeit.
Man wird am leichtesten verschwiegen unter Leuten, die es nicht sind.
Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt; zur Gattin bloß mittelbar.
Die Leidenschaften, sagt Plato, sind die Pferde am Menschen – wie leicht schwingt sich ein Weib auf den Kutschbock, um spazieren zu fahren.