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Die Kälte hat ewig ein Sprachrohr und die Empfindung ein Hörrohr. Die Ankunft einer ungeliebten fürstlichen Leiche oder dergleichen Braut hört man an den Polarzirkeln; hingegen wenn wir Niedere unsre Gräber oder unsre Arme mit Geliebten füllen: so fallen bloß einige ungehörte Tränen, trostlose oder selige.
Jean Paul
Das Schicksal gibt dem Menschen oft den Wundbalsam früher als die Wunde.
Liebe ist ewig ein Schmerz, entweder ein bitterer oder ein süßer, immer eine Nacht, worin kein Stern aufgeht, ohne daß einer hinter unserm Rücken untertaucht. Freundschaft ist ein Tag, wo nichts untergeht, als einmal die Sonne, und dann ist's schwarz, und der Teufel erscheint.
Die Sprache ist ein Gewölke, an dem jede Phantasie ein anderes Gebilde erblickt.
Es wird einem Mann bei einer ganz vernünftigen Frau nie ganz wohl; sondern nur bei einer feinen, fantasierenden, heißen, launenhaften ist er erst zu Hause.
Nur wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Inneren hegt und nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit.
Nonnen mager, Mönche fett, Beweis der weiblichen Mäßigkeit.
Warum macht man mehrere Fehler sogleich hintereinander, wenn man einige macht? Weil man sie zu schnell und ärgerlich gutmachen will.
Individualität ist überall zu schonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten.
Ist das Leben wie die Olive eine bittere Frucht, so greife man beide scharf mit dem Pfeffer an, und sie liefern das süßeste Öl.
Nur im Leiden sitzt man über seine Fehler zu Gerichte, wie man nur im Finstern Bläschen in großen Spiegeln untersucht und findet.
Nie ist eine weibliche Stimme schöner als beim Trösten. (Das wird sich auch Adam gedacht haben, als er, noch halb betäubt von der Rippen-Operation, wie durch einen Schleier seine Eva erblickte und das herrliche Wesen leise singen hörte: Ich weiß was, ich weiß was, ich weiß, was dir fehlt: eine Frau, die dir keine Märchen erzählt.)
Empfindelei bessert sich mit den Jahren, Koketterie verschlimmert sich mit den Jahren.
Was heiter und selig macht und erhält, ist bloß Tätigkeit.
Mangel an Verschwiegenheit entsteht meist aus Mangel an Redestoff.
Die Wettergespräche kommen nicht von Langweile, sondern weil der Mensch immer eine starke fortdauernde Empfindung mit Worten äußern und geben will - wäre Krieg, so gäb's Kriegsgespräche.
Die meisten Ehekriege kommen nicht davon, daß man die Wahrheit sagt, sondern daß man sie, unbekümmert um jede Zeit, sogleich sagt.
Das Alter hat moosige Auswüchse der Schwäche, die Jugend die grünenden der Kraft.
Stolz entspringt dem Mangel an Überlegung und der Unkenntnis unserer selbst. Wissen und Demut kommen zugleich über uns.
Nicht aus jeder Asche fliegt ein Phönix auf.
Wer nichts getragen, lernt nichts ertragen.
Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.
Freiheit ist ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bereitet als seine Abwesenheit Schmerzen.
Wer verrät, er verwahre ein Geheimnis, hat schon dessen erste Hälfte ausgeliefert. Und die zweite wird er nicht lange behalten.
Dein Leben sei der verlängerte Mai, deine Ehe die verlängerte Liebe.
Die Reihen sollten statt des täglichen Brots in der Bitte um täglich Hunger bitten.
Eine Frau kann sich keinen festeren und reineren Freund erwählen, als den Liebhaber einer anderen.
Die Hölle läßt sich als ein unendliches ewiges Schmachten nach Errettung leichter in und durch ihre Schrecken malen, als der Himmel in einem Dasein fester Wonne, welche auch die Hoffnung endigt, da sie jede übertrifft.
Wollen wir uns die Unsterblichkeit wegdenken aus dem Weltplan, so ist die sittliche Schönheit auf eine zerfallende Seifenblase gemalt.
Ein Mensch, der uns bloß in unseren eigenen Talenten übertrifft, erhebt uns – einer, der in ganz fremden groß ist, demütigt uns.
Man muß, um einen Menschen zart und fein zu behandeln, nicht bloß nach der hohen Achtung messen, die man für ihn hat, sondern auch die (vielleicht irrige) Achtung erraten, die er für uns hegt und nach deren Größe ihn unsere Vernachlässigungen schmerzen.
Wenn es glatteist, gehen die Menschen Arm in Arm.
Der Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selbst verzeiht.
Bedeutende Menschen, die uns aber böse geschildert worden, nehmen uns, da wir ihnen stets ein unmoralisches Äußeres dazu liehen, stets bei der ersten Bekanntschaft ein wenig ein.
Traue nicht dem lieblichen Lächeln einer Frau, Es kann sein, daß sie die ganze Nacht geweint hat.
Es gibt gewiß bloß darum vieler glücklichen Ehen mehr, weil der Mann nicht mit zu erziehen suchte.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht getrieben werden können.
Unbeständigkeit gegen seinen Vorsatz heißt sich selber das Wort brechen.
Es gibt eine Heiligkeit, die nur die Leiden schaffen und läutern; der Strom des Lebens wird schneeweiß, wenn ihn Klippen zersplittern.
Je sanfter und je weiblicher eine Tochter ist, je fester sie einmal ihr Herz an ihren Gatten heften wird, desto lieber und näher ist ihrem dasjenige, unter dem sie einmal lag.
Vor dem Unendlichen ist eine Bitte um eine Welt und die um ein Stückchen Brot um nichts verschieden, als in der Eitelkeit der Beter.
Ungleich den Franzosen und Engländern, loben die Deutschen nichts (an einem Autor, Menschen), ohne alles zu loben; sie glauben parteiisch sein zu müssen.
Jede Frau ist feiner als ihr Stand.
Anfangs verträgt der Autor Lob mit Tadel vermischt. Dann hat er das Lob so oft gehört, daß er ein neues fordert und liebt; und so soll immer mehr vom Tadel aufgehoben werden, bis er gar keinen mehr leidet. (Gilt auch für Leute in Ämtern.)
Die vollendete Aufrichtigkeit steht nur der Tugend an: der Mensch, in dem Argwohn und Finsternis ist, lege immer seinem Busen Nachtriegel und Nachtschrauben an; der Böse verschone uns mit seiner Leichenöffnung, und wer keine Himmelstür an sich zu öffnen hat, lasse das Höllentor zu.
Wen Erwachsene lieben, den lieben Kinder noch stärker.
Die Trunkenheit vermehrt schön zwei schöne Dinge, Mut und Liebe.
Unter der Tonkunst schwillt das Meer unseres Herzens auf wie unter dem Mond die Flut.
Der Gedanke an die Unsterblichkeit ist ein leuchtendes Meer, wo der, der sich darin badet, von lauter Sternen umgeben ist.
Fliehe die Vergnügungen; sie werden dir nachlaufen, wenn du sie fliehst und dich fliehen, wenn du ihnen nachläufst.