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Der wahre Stolz ergreift für sich nicht selbst das Wort.
Karl Gutzkow
Von einem Irrthum erlöst, aber auch so recht von ihm erlöst zu sein, gewährt größere Freude, als eine Wahrheit gefunden zu haben.
Warum korrigierst du so viel an deinen Arbeiten? Ich lese im Geist die Kritik der Bosheit und sehe die sorglose Bereitwilligkeit des Publikums, sie für die Stimme der Wahrheit zu nehmen.
Ich bin kein Egoist –! Nein, aber du hast dir den Egoismus angewöhnt.
Das ewige Idealisieren erzeugt schließlich einen Heißhunger auf die Wirklichkeit.
Wir träumen öfters das, was wir fürchten; seltner das, was wir hoffen.
Jeder Mann, der sogleich im ersten Jahr seiner Ehe den Zauber seines Wertes, den er bei seiner Gattin haben sollte, verliert oder geschehen läßt, daß sie (wie in der Regel versucht wird) jenen Zauber mutwillig zerstört, wird ein unglückliches und verfehltes Leben führen.
Lieber Freund, du hast vielleicht Recht, so weit dein Urteil die Sache betrifft. Gerade aber weil – du es bist, der so urteilt, hast du Unrecht.
Ein Geheimnis nicht nur der Chemie, sondern des ganzen Lebens ist, aus Kohle Diamanten zu schaffen.
Wenn sich unedle Naturen endlich entschließen müssen, ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen, so pflegen sie gewöhnlich hinten nach noch ein Extrastückchen ihres Charakters, irgendetwas Gemeines, als unverlangtes Agio dreinzugeben.
In meiner frühesten Kindheit hatt' ich Gefühle, die mich durchbebten, wunderbarer und erhabener, als sie mir je eine spätere Wirklichkeit bieten konnte. Sicher werden es solche Gefühle sein, sie uns wieder beim Nahen des Todes befallen.
Und doch sind es wunderliche und oft sehr schwierige Naturen, die das Rechte erst aus der Seele eines anderen heraus zu treffen vermögen.
Wer in seiner Jugend ein starkes Gedächtnis hatte und in seinen späteren Jahren es verliert, der merke wohl auf, wie es mit seinem Herzen steht. Denn vielleicht hat nicht der Geist da nachgelassen, sondern nur eine Saite des Herzens. Je stolzer und von sich eingenommener man wird, desto mehr verliert sich jene Innigkeit der Seele, die aufmerkt und behält. Schwaches Gedächtnis kann auch armes Gemüt sein.
Die erschlossene Knospe ist das Geständnis der Liebe! Nicht zu spät komm' es, auch auch nicht zu früh!
Die Bedeutenden unter sich verständigen sich schon. Wären nur nicht die Zwischenträger, die Vermittler, die Mitläufer –!
Takt ist die höchste Blüte einer allmählich erlangten Umgangsbildung. Herzensgüte und Bescheidenheit brauchen sich nicht viel Mühe zu geben, diesen Bildungsgrad zu erlangen. Ihnen ist er angeboren. Takt ist der Verstand des Herzens.
Große wünschen, daß man zuweilen etwas von ihnen erbittet, und können es nicht ertragen, wenn man sie umgeht. Gewähren oder abschlagen, beides erhöht ihr Würde.
In Augenblicken übersprudelnder Freude sind wir für die Verdrießlichkeiten des Alltagslebens am allerempfindlichsten.
Nenne nicht deinen Mangel an Fleiß und stetiger Aufmerksamkeit Phantasie, und nicht die Schwäche deiner Nerven Gefühl.
Bildung heißt, sich zu jedem Menschen so stellen, daß das Aneinanderklingen seines und unseres Wesens Wohllaut gibt.
Über die Priester sollen wir fühlen wie Voltaire; über die Religion selbst wie Fénélon.
Die Sitte folgt dem Urteil nicht, sie folgt dem Vorurteil.
Willst du dir den abendlichen Frieden deines Lebens sichern, so ruf' deine Fahrzeuge zeitig vom hohen Meere heim! Wirf die Netze des Erfolgs nur noch am nächsten Ufer aus.
Bildung besitzt derjenige, der sich einen wissenschaftlichen und sittlichen Maßstab erworben hat.
Die Welt wird noch Dinge erfüllt erleben, von denen man jetzt nicht das Aussprechen der leisesten Ahnung dulden würde. Unwiderruflich ist die Macht der Natur und Gerechtigkeit.
Ärger und Verdruß sind uns immer vollständig neu, kommen uns ganz unerhört und haben keine Analogie im all schon verwundenen Ärger und Verdruß der Vergangenheit.
Ein wunderbar latenter Zustand – die der elterlichen Strenge zu Grunde liegende elterliche Liebe – !
Alles, was wir von Gott sagen und lehren, reicht doch nicht aus, wenn wir nicht in jedem Dinge sagen und lehren: Er ist die Liebe!
Was dir mißlang, das ist dir nie gänzlich mißlungen, wenn die bauende Hand deine eigene war!
Neigung zum Schreibtisch und zur Correspondenz ist nur den geistig Bevorzugten eigen.
Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Haß, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten, plötzlich einen triftigen Grund zu erhalten.
Im Unglück tröstet nur die Gewöhnung an den ganzen, unverkürzten, durch nichts gemilderten oder weggeläugneten Umfang der schmerzlichen Thatsache selbst. Darum tröstet auch nur der, der mitfühlt, nicht der, der uns durch sogenannte Trostgründe erheben will.
Die meisten unserer Fehler erkennen und legen wir erst dann ab, wenn wir sie an anderen entdeckt und gesehen haben, wie sie denen stehen.
Wir trauen uns das Äußerste an Kraft zu, wo es sich um unser Recht, in der Regel aber nur das gebührende Maß, wo es sich um unsere Pflicht handelt.
Die wahre Vornehmheit liegt allein in einem guten Herzen.
Nein, nicht zum Entbehren erziehe die Deinen, nur zum mäßigen Gebrauch dessen, was sie besitzen.
Das Kruzifix ist eine Zierat geworden, die man im Ohre hängen hat.
Ich bin natürlich– –! Bitte, du hast nur die Unart, alles auszusprechen, was dir über die Zunge läuft.
Kaum glaublich und doch bewiesen, daß Neid und Prahlerei zusammengehen. Es ist, als wenn der künstliche Überschuß des Erlogenen beim Prahlen die Negative im Gefühl des Neides decken und umgekehrt die Lücke im Selbstgefühl, die zum Neide drängt, sich erst wieder füllt durch Prahlerei. Daher die seltsame Erscheinung, daß ruhmgekrönte Menschen, die den Neid gar nicht nöthig hätten, dennoch neidisch sind. Sie sind eben nebenbei Prahler.
Sich den Neugestaltungen der Zeit zu entziehen, rächt sich an jedem Geist, selbst am bedeutendsten.
Man kann niemandem beibringen, wie er es anstellen soll, nicht eitel zu sein. Man kann nur lehren, Eitelkeit verbergen.
Ein trauriger Anblick – die Sonntagsleere einer Kirche und ein Brunnen, der kein Wasser mehr gibt–!
Weltweisheit lehrt: Die Bestimmung des Menschen ist der Staat. Gottesweisheit verbessert: Die Bestimmung des Staates ist der Mensch.
Wenn wir etwas für unsere Bildung verausgaben sollen, so hat uns der Thaler volle dreihundert und sechzig Pfennige. Geben wir etwas für unser Vergnügen aus, hat er nur dreißig Groschen.
Wir erschrecken und erstaunen, wir ärgern oder wir freuen uns über viele Dinge nur deshalb, weil es hergebracht ist, über sie erschrecken, erstaunen, sich ärgern oder sich freuen zu sollen.
Der höhere Werth des Menschen entscheidet sich darnach, ob er noch für diese Erde Hoffnungen hat, die über sein Grab hinausgehen.
Willst du dich in deinen alten Tagen vor Leid bewahren, so gib, wenn es irgend in deiner Kraft liegt, jede Unternehmung auf, deren Erfolg außer von dir noch von Andern oder von einer besondern Gunst des Schicksals abhängt. Auch ohne diesen äußern Grund sollten wir uns viel öfter, als wir tun, ein Geständnis über das machen, was unsere Kraft noch in ihrer vollen Gewalt hat und was nicht.
Die Disharmonie der Welt liegt nur in unserer Anschauung.
Der bedeutende Mensch kommt mit der Zeit auf eine gewisse Höhe, wo ihm niemand mehr eine aufrichtige Meinung sagt. Dann wird es ihm ein ganz besonderer Segen sein, sich darnach selbst umzuthun.
"Partei" nennen manche Wortführer einen isolierten Desperationsstandpunkt, auf welchen nur sie allein durch Zufall, Ungunst des Geschicks oder ein Übernehmen ihrer Kräfte geraten sind.