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Verschiedenes zu Verschiedenem sucht der Sammlerfleiß, Verschiedenes zu Gleichartigem der Scharfsinn, Gleichartiges zu Verschiedenem der Witz, Gleichartiges zu Gleichartigem die Poesie.
Karl Gutzkow
Der Genius, der sich an die Regeln hält, braucht Jahre, bis er erkannt wird. Den regellosen setzt der Unverstand sofort auf den Thron.
Gedankengemeinplätze und auch gewisse Bilder haben ihre Modezeit und periodische Wiederkehr. So war vor dreißig Jahren die "tönende Memnonssäule" im Gebrauch. Die realistische Gegenwart hat es mehr mit dem "rothen Faden".
Zu beurtheilen sind die Menschen nicht nach der Hebung (Arsis) ihrer Handlungen, sondern nach der Senkung (Thesis).
Wem es nicht ein Bedürfnis geworden ist, glücklich zu sein, der wird es niemals werden.
Manche Ehefrau steht lebenslang mit dem feurigen Schwert neben ihrem Gatten, um von ihm fern zu halten, was nur irgend noch ans verlorene Paradies erinnern könnte.
Schön ist mir alles, was das, was es sein will, auf eine nicht störende Weise ist.
Hätte man doch nur die alte Sitte, daß sich die Könige vor die Fronten ihrer Armeen riefen und ihre Händel durch Zweikampf ausmachten –! Einige Gänge – und Ruhe und Friede wäre in der Welt.
Auf einem Verwaltungsposten, wo man unaufhörlichen und allseitigen Bittgesuchen ausgesetzt ist, gewöhnt man sich bald ein summarisches Neinsagen an. Es gehört Milde des Gemüts und ein angeborener Gerechtigkeitssinn dazu, in dieser vielleicht an sich unerläßlichen Kunst des "Erledigens" nicht auch allzu gedankenlos zu werden.
Wie trivial ist doch der Satz, daß Große nicht die Wahrheit erfahren können – und wie ist er doch so wahr und so ewig neu – !
Wie nur die Wunden heilen, die man ausbluten läßt, so verwindet man auch nur diejenigen schmerzlichen Erfahrungen, die man sich nicht wegleugnet und in ihren Folgen ganz auskostet, ohne sich daran etwas zu mildern oder zu beschönigen.
Das fühlen wir unwiderleglich, die Bestimmung des Menschen fällt nicht zusammen mit dem Zweck dieser Erde.
Mit deinem Glauben an die Menschen halte dich aufrecht, wenn sie dich auch hundertmal betrogen hätten. Denke dir, wenn dir je ein Freund zu Teil werden könnte, für den du das Erkennen verlernt hättest!
Wer nicht von Anfang blieb auf grader Straße, Der könnte Steine wandeln selbst in Brot, Man glaubt ihm nicht. Die Meinung hat verloren, Wer seiner Meinung einmal abgeschworen.
Jugendliche Weltanschauung schreitet jambisch, reife trochäisch.
Eigentlich sollte ich mich schämen, Gott mit meiner Person zu behelligen. Aber seltsam, ich fühle, daß sich Gott mit mir beschäftigt.
Takt ist der Verstand des Herzens. Den Verstand des Verstandes, den kennen wir, ihn haben Tausende, den Verstand des Herzens haben Wenige; Wenige dies sichere Gefühl, was andern wohlthun, was sie verletzen könnte. Der ächte wahre Takt ist keine kalte Welttugend, keine bloße Formenglätte des Benehmens. Das Taktvolle ist gut und bescheiden!
Ein produktiver Schöpfer in Kunst, Literatur, Wissenschaft, Staat, Industrie, in allen höheren Beziehungen des Lebens, findet vor den Schwierigkeiten der von ihm zu lösenden Aufgaben kaum Zeit, auf seine Leistungen – eitel zu sein. Nur dem Verfertiger der kleinen Dinge, vor allem dem Dilettanten, wird es möglich, sich beim Verwundern über sich selbst so lange aufzuhalten.
Wir haben eine heilige Scheu vor allem, was sich auf unsere Mutter bezieht, auch vor unserer Muttersprache. Darum drücken wir frivole Begriffe lieber in einer fremden Sprache aus.
O, durch welche Wirrsale muß sich ein Kinderherz durcharbeiten! Die Tugend ist ein Pflanze, die wächst und ans Licht muß, auch wenn man unter dem Namen de Erziehung einen schweren, schweren Stein auf sie legt.
Gedanken werden dann nur gestaltend und schöpferisch, wenn sie an etwas Vorhandenes anknüpfen.
Man rühmt solche Schriftsteller, die man "gesunde Naturen" nennt. Wer gesund ist, kann von Glück sagen. Ein Verdienst ist es nicht.
Früh lehre man die Kinder, sich über eine erlittene Kränkung, einen bitter empfundenen Schmerz der Klage zu enthalten.
Es gibt nur da Liebe und Freundschaft, wo sich einer dem andern beugt! Und nicht immer der Schwache vor dem Starken – auch der Starke vor dem Schwachen.
Die Menge erkennt Gott nur durch die Schrecken der Natur, den Genius nur durch seine Triumphe.
Glück verbreiten wir nur da, wo wir nicht an unser eigenes denken.
Was du dir Charakter nennst, nenne dir doch viel lieber Trotz!
Wer muß, der kann! Möge dir dies rauhe Wort da nur gelten, wo Müssen eine innere Notwendigkeit ausdrückt.
Nichts erkräftigt und hebt mehr den Geist, als eine unterlassene Rache.
Wie? Ich sollte mich so geben, wie ich bin? Gewiß! Prüfe dich aber erst, ob du auch so, wie du bist, sein darfst!
Der beste Freund, den ein großer Mann finden kann, ist der, der es übernimmt, seine Menschlichkeiten vor der Welt zu decken.
Das Genie ist das schöpferische Talent in seiner höchsten Potenz. Die eigentlichen Wertbestimmungen des geistigen Vermögens liegen nur im Grade, nur in der Weihe, nur in der erreichten Vollendung dessen, was man geben will.
Wenn uns Jemand ein Unrecht zugefügt hat und er erkennt seinen Fehler, so verdrießt es ihn in der Regel, sich schämen und sein Unrecht wieder gut machen zu sollen. Da zieht er den bequemeren Ausweg vor, dich zu hassen.
Gleichnisse sind keine Beweise.
Eine Nation, die es duldet, daß über ihre größten Geister mit so frecher Stimme der Stab gebrochen wird, ist es nicht wert, daß sie die großen Geister erzeugte.
Manche Menschen denken aus Gewohnheit nicht, manche aber, und das nicht wenige, aus Furcht.
Ein Intendant der königlichen Schauspiele trat sein Amt mit der bescheidenen Erklärung an: Meine Herren, ich verstehe von dem Amt, das mir die Gnade Sr. Majestät übertragen hat, so gut wie nichts, aber ich hoffe, es noch mit Ihrer Hülfe zu erlernen! Drei Jahre darauf war der bescheidene Mann die Anmaßung selbst. Er hatte das Nichtverstehen seiner Aufgabe in ein geregeltes System gebracht.
Die Identität der Person pflanzt sich mehr von Mutter auf Tochter als von Vater auf Sohn fort.
Nur wer sich seiner Zeit widmet, der gehört auch den späteren Zeiten an.
Das Wort Lieben wird durch jeden Zusatz schwächer. Ich liebe dich wie mein Leben! oder Ich liebe dich unsterblich! - ist lange nicht so viel wie das einfache: Ich liebe dich!
Die Macht des Gebetes liegt in der Ruhe, die nach ihm auf unser Inneres sich breitet.
Irdisches Glück heißt: Das Unglück besucht uns nicht zu regelmäßig.
Bei Schmerzen merken wir, daß wir alle nur aus einer Form gegossen sind, aber in dem, was uns Freude macht, kommen wir uns doch alle recht fremdartig vor.
Der Brautstand ist jener sonderbare Stand des Lebens, den man mit Recht als den glücklichsten zu bezeichnen pflegt, und dem doch niemand eine allzulange Dauer wünscht, am wenigsten die zunächst Beteiligten.
Daß man beten soll, ist vorzugsweise dem gesagt, der nicht weiß, wie er es anzufangen hat, sich irgendwie gegenständlich zu machen.
Nichts in die Länge ziehen! Nichts auf die Zukunft verschieben! Fordern, sagen, was man will und für Recht hält, und dann als Mann dafür einstehen und sterben.
Tiefe des Geistes erkennt man nicht an dem Angeregtsein von allem, was den Denker interessiert, sondern an der Dauer, wie lange man bei jedem verweilt.
Apotheker liefern Mückenfett, Hischtalg, Bärenfett, Alles aus einem und demselben – Schweineschmalztopfe. Das sind die Lobeserhebungen und Schmeicheleien, die Weltroutine für Alle und Jeden bereit hält.
Übereinstimmung verlange in der Liebe, nicht im Glauben.
Anerkennung geht in der Regel nur so weit, als sie dazu dient, dem Anerkennenden selbst Relief zu geben.