Zitat Bild
Wir werfen uns zuweilen Fehler vor und gestehen es sogar anderen, daß wir deren eine große Anzahl haben. Näher aber betrachtet, haben wir dabei die geheime Absicht, aus diesen sogenannten Fehlern gerade einige unserer schönsten Tugenden hergeleitet zu sehen. Ach, ich bin so außerordentlich zerstreut, so unordentlich, so vergeßlich! Es soll heißen: Nicht wahr, ich bin eine poetische Natur?
Karl Gutzkow
Brach dir am Wagen deines Lebens ein Rad, ei, so flechte die Stücke auf den Giebel deines Hauses und laß – die Störche drin nisten!
Wird Liebe zur Leidenschaft, so ist ihr bekanntlich nichts so peinlich, als für die lodernde Flamme nicht immer neue Nahrung zu haben.
Wer immer wieder seine Wunden hartnäckig von selber aufreißt, verrät, daß er sich vor ihrem allzu schnellen Vernarben nicht sicher glaubt.
Weisheit sollte Klugheit zur Dienerin haben.
Das durch Mühe erworbene Glück ist allein ein wohltuendes. Es gewährt zugleich die Behaglichkeit eines physischen Ausruhens.
Man beweise sich nicht als Freund, schreien die Menschen, wenn sie Beweise der Freundschaft nicht in bedeutenden, wichtigen Krisen, sondern bei hundert kleinen Nörgeleien, Quälereien und Wünschen haben wollen.
Anatomisch genommen lieben wir nicht mit dem Herzen, sondern eben so, wie wir denken, nur mit dem Kopf. Darum sollte man nur da von einem "gebrochenen Herzen" sprechen, wo bereits die Saiten der Vernunft gerissen sind und der Geist sich in dunklen Wahn verhüllte.
Beruhige dich doch! Allerdings darfst du annehmen, daß dich die Welt nicht ganz so hoch anschlägt, wie du dir, wenn du übermüthig bist, selbst erscheinst, aber sie schlägt dich auch nicht ganz so gering an, wie du dir selbst erscheinst, wenn du verzagst.
Du hältst mich für stolz. Warum? Etwa, weil es dich nur verdrießt, zu wissen, daß ich es sein dürfte?
Scheint es manchmal, als wenn wir uns förmlich beeiferten, uns unglücklich zu machen, so möchte man fast annehmen, wir ahnten den Wert des Unglücks für unser besseres Selbst.
Anerkenne fremdes Verdienst und der Anerkannte wird dich fördern.
Die Dichter gleichen den einsamen Botenläufern, die morgens in aller Winterfrühe, wenn noch kaum die Hähne gekräht haben, auf den nachts verschütteten Wegen die ersten Fußstapfen wieder eindrücken müssen.
Die Journalisten sind die Geburtshelfer und die Totengräber der Zeit.
Sagt uns doch nicht, daß wir das irdische Glück verachten sollen! Es gibt ja keine Ahnung von künftigen, irgendwie erdenklichen Himmelswonnen, die sich nicht an etwas anknüpfen, was wir hienieden kennen, hienieden vorempfinden, hienieden genießen, verlieren, schmerzlich vermissen lernen.
Die letzte Stunde hilft über die Klippen hinweg, die alle Weisheit der Erde nicht zu umschiffen vermag.
Schmerz um die Wunden, die uns die Welt schlug, wird Philosophie, Schmerz um die Wunden, die wir uns selbst schlagen, Poesie.
Glauben Sie mir, daß viele gute Menschen durch Prinzipien, die besten aber durch den bloßen Umgang erzogen sind.
Einsamkeit ertragen können, ist eine hohe Lebenskunst. Sie ist der wonnevollste Genuß, ja der Luxus des Denkers. Eine Qual ist sie für den müßigen Kopf.
Die geheime Mischung von Liebe und Interesse kann kein Scheidekünstler der Welt in ihre Urbestandteile auflösen.
Ein Prahler fühlt sich arm. Er kommt immer auf sich und seine eigenen Leistungen zurück.
Da wo man Recht hat, fängt die Selbstbeherrschung des Edeln an.
Es ist erstaunlich, wie viele Menschen es verstehen, sich mit wahrem Bienen- oder Bibertalent ihre kleinen, zerstreuten, unendlich weit auseinanderliegenden Verdienstchen zur Berechtigung eines Tempelchens auszubauen, in welchem sie sich einem Cultus der Verehrung zu errichten wissen, als existirte außer ihren eigenen Leistungen nichts Anderes in der Welt. Sogar die Gemeinde, die jede Verehrung braucht, wissen sie sich mit bewundernswürdiger Geschicklichkeit zu pressen.
Das ist die fromme Andacht der Liebe, die ihrem Heiligsten jeden Gedanken, jeden unbewachten Augenblick das Selbstgespräch der Seele widmet!
Wechsle zuweilen den Ort deines Aufenthalts! Dein Wesen will neue Triebe schaffen.
Meist legen wir Fehler erst dann ab, wenn wir entdeckt haben, wie sie anderen stehen.
Die Liebe ist dann am reichsten, wenn sie alles verschenkt hat.
Ich glaube an die Palme als das allein der Menschheit würdige Symbol.
Unwissende sind gleich über jeden Zweifel an ihrer Bildung empört, während Unterrichtete mit dem größten Behagen zugestehen können, daß der Mensch niemals auslernen könnte.
Da es leider nur zu sehr feststeht, daß ein Unrecht, wozu die Menschen sich zu bekennen gezwungen werden, sie nicht reuevoll, sondern trotzig macht und daß sie den, der sie beschämte, hassen, so stöbre nicht jedes dir zugefügte Unrecht auf.
Ich habe mich um einen Orden beworben! Nicht wegen meiner, sondern um meines Weibes und meiner Kinder willen, denen ich gar zu gern eine Freude bereitet hätte – !
Unser Leben ist ein Versuch zur Unsterblichkeit.
Warum rührt uns das Schöne? Es schmerzt uns seine Einsamkeit, sein unerwartetes Kommen, sein baldiges Vergehen.
Zeige doch, edle Bildung, offen den Stern auf deiner Brust! Warum nur immer für's Leben so Incognito?
Wie süß ist Rache, die vom Schicksal kommt, Und die man selber nicht zu schüren braucht!
Tief ist der, der auch die schweigenden Menschen und Dinge so versteht, als wenn sie redeten.
Laß doch dein Lockenschütteln, dein Augenrollen und dein Händeballen! Das rechte Sturmesbrausen und der rechte Drang, das rechte Wehen zur That fährt nur über den ruhigen Meeresspiegel der Überzeugung.
Gib mir, o Gott, Weisheit aus Erfahrung und aus – bittersten Leiden! Nur gib mir die größere nicht – aus Vergehen und Schuld!
Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Person zu verlegen.
Manchmal kommt uns eine Beleidigung recht erwünscht. Sie gibt uns über den, der sie uns zufügte, die Freiheit des Urtheils.
Ich entschuldige die kalte Handlungsweise und den Mangel an Aufopferung manches Egoisten dadurch, daß ich mir denke, er hat wohl ein vorahnendes Grauen, wie tiefe Wunden – Undankbarkeit schlägt.
Wer immer getäuscht wurde und immer noch hofft, ist entweder ein Narr oder ein Engel.
Menschen, die berechtigt sind, eine höhere Wertschätzung beanspruchen zu dürfen, als wir uns, manchmal sogar aus bloßer Trägheit nur, die Mühe geben wollen, ihnen einzuräumen, wirken auf uns wie Gewissensbisse. Um endlich des nagenden innern Vorwurfs, den sie uns verursachen, ledig zu werden, helfen wir uns gewöhnlich einfach damit, ihren Wert ohne weiteres in Abrede zu stellen.
Die Seele ist wie die Luft. Niemand sieht sie und dennoch kann sie der Physiker wägen.
Die Liebe der meisten Männer ist nichts als eine Huldigung, welche sie sich selbst bringen.
Eine Frau, die Geist und Talent hat, steht unter ihrem Geschlecht einsam. Vergebt ihr, wenn sie sich zu den Männern flüchtet.
Wird der Philister großartig, so platzt in der Regel die Baßgeige.
Unerträglich sind die Menschen, wenn sie jeden kleinen Schein, den sie vom Recht hatten, mit nicht endenden Worten und Szenen ausbeuten. Willst du Menschen zum innigsten Umgang in Liebe und Freundschaft befähigen, so erziehe sie zur Großmut!
Die Liebe Gottes dürfen wir doch wohl besonders darin finden, daß sie uns wenn nicht befiehlt, doch verzeiht, wenn wir nach den Gesetzen der Natur leben.
Die Anlage der Deutschen zur Dichtkunst beruht auf keinem Übermaß von Phantasie, sondern nur auf der uns eigenen Vermählung des Gedankens mit dem Gemüt.