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Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorlieb nehmen muß.
Karl Kraus
In allen Gebieten sozialer und kultureller Erneuerung gewahren wir diesen Aufbruch der Phrase zur Tat.
Krank sind die meisten. Aber nur wenige wissen, daß sie sich etwas darauf einbilden können. Das sind die Psychoanalytiker.
Wer niemand mit seiner Sache zu belasten wagt und sie selbst führt, damit sie nur einmal geführt sei, ist anmaßend.
Sozialpolitik ist der verzweifelte Entschluß, an einem Krebskranken eine Hühneraugenoperation vorzunehmen.
Vielwisser dürften in dem Glauben leben, daß es bei der Tischlerarbeit auf die Gewinnung von Hobelspänen ankommt.
Was einen foltert, sind verlorene Möglichkeiten. Einer Unmöglichkeit sicher zu sein, ist Gewinn.
Das Talent flattert schwerpunktlos in der Welt und gibt dem Haß des Philisters gegen das Genie süße Nahrung.
Ich bin bescheiden, ich weiß, mein Leben durchzieht nur die Frage: Fahrn mer Euer Gnaden? Aber es kommt auf die Geistesgegenwart an, mit der ich immer eine neue Antwort finde.
Der Mann hat den Wildstrom weiblicher Sinnlichkeit kanalisiert. Nun überschwemmt er nicht mehr das Land. Aber er befruchtet es auch nicht mehr.
Eine, die mit Vitriol umgeht, ist auch imstande, zur Tinte zu greifen.
Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören möchte.
Eine merkwürdige Art Mensch ist der Beamte eines magistratischen Bezirksamtes. Erledige ich eine Angelegenheit schriftlich, so lädt er mich vor. Gehe ich das andere Mal gleich selbst hin, so fordert er mich auf, eine Eingabe zu machen. Ich muss rein auf die Vermutung kommen, dass er das eine Mal mich kennen lernen und das andere Mal ein Autogramm von mir haben wollte.
Ich kenne ein Land, wo die Automaten Sonntagsruhe haben und unter der Woche nicht funktionieren.
Der Bürger duldet nichts Unverständliches im Haus.
Es gibt politische Überzeugungen, deren Anhänger lieber gegen als für sie sterben.
Als es noch keine Menschenrechte gab, hatte sie der Vorzugsmensch. Das war inhuman. Dann wurde die Gleicheit hergestellt, indem man dem Vorzugsmenschen die Menschenrechte aberkannte.
Welche Plage, dieses Leben in Gesellschaft! Oft ist einer so entgegenkommend, mir ein Feuer anzubieten, und ich muss, um ihm entgegenzukommen, mir eine Zigarette aus der Tasche holen.
Der Bibliophile hat annähernd dieselben Beziehungen zur Literatur wie der Briefmarkensammler zur Geographie.
Schönheit vergeht, weil Tugend besteht.
Wohltätige Frauen sind oft solche, denen es nicht mehr gegeben ist, wohlzutun.
Das aktive Wahlrecht des Männchens haben die Realpolitiker der Liebe geschaffen.
Das Leben ist eine Anstrengung, die einer besseren Sache würdig wäre.
In der Nacht sind alle Kühe schwarz, auch die blonden.
In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der Sprache.
Ich kenne eine Sorte sentimentaler Schriftsteller, die platt ist und stinkt. Wanzen aus Heines Matratzengruft.
Die Wissenschaft überbrückt nicht die Abgründe des Denkens, sie steht bloß als Warnungstafel davor. Die Zuwiderhandelnden haben es sich selbst zuzuschreiben.
Mache ich die Reporter verantwortlich? Das konnte man nie glauben. Die Institution? Das tat ich vor Jahren. Das Bedürfnis des Publikums? Auch nicht mehr. Wen oder was mache ich verantwortlich? Immer den, der fragt.
Die lästigen Hausierer der Freiheit, die, wenn das Volk schon gar nichts kaufen will, mit dem Präservativ der Bildung herausrücken, mögen sich eine Zeitlang des Erfolges ihrer Zudringlichkeit freuen. Die Kultur hat es immer noch lieber mit den Hausknechten gehalten.
Was doch die soziale Sitte vermag! Nur ein Spinnweb liegt über dem Vulkan, aber er hält sich zurück.
Alles Leben in Staat und Gesellschaft beruht auf der stillschweigenden Voraussetzung, daß der Mensch nicht denkt. Ein Kopf, der nicht in jeder Lage einen aufnahmsfähigen Hohlraum darstellt, hat es gar schwer in der Welt.
Was sind all die Orgien des Bacchus gegen die Räusche dessen, der sich zügellos der Enthaltsamkeit ergibt!
Wenn schon etwas geglaubt werden soll, was man nicht sieht, so würde ich immerhin die Wunder den Bazillen vorziehen.
Wäre Wissen eine Angelegenheit des Geistes, wie wär's möglich, daß es durch so viele Hohlräume geht, um, ohne ein Spur seines Aufenthaltes zurückzulassen, in so viele andere Hohlräume überzugehen?
Anschauliche Reiseberichte machen die Entwicklung der Unkultur vom Männnergesang zum Männergebrüll fühlbar. Je lauter der Lärm und je schlechter die Luft, desto klarer die Erkenntnis, daß in dem Kampf um das Freiheitsrecht, der Zeit ihre Phrase zu prägen, Bier fließt.
Auf den Pegasus machen sich jetzt viele Roßtäuscher Hoffnung.
Die Strafen dienen zur Abschreckung derer, die keine Sünden begehen wollen.
Es müßte ein geistiger Liftverkehr etabliert werden, um einem die unerhörten Strapazen zu ersparen, die mit der Herablassung zum Niveau des heutigen Schrifttums verbunden sind. Wenn ich wieder zu mir komme, bin ich immer ganz außer Atem.
Der Skeptizismus hat sich vom "Que sais-je" bis zum "Weiß ich?" entwickelt.
Nichts wird dem deutschen Humoristen zum größeren Erlebnis als die Vorgänge der Verdauung.
Männliche Phantasie übertrifft alle Wirklichkeit des Weibes, hinter der alle Wirklichkeit des Mannes zurückbleibt. Oder zeitverständlicher gesagt: Der Spekulant überbietet eine Realität, die größer ist als das Kapital.
Kann ich dafür, daß die Halluzinationen und Visionen leben und Namen haben, und zuständig sind?
Ich glaube, daß die Politik entweder daran krankt, daß die Ideen aus kleinen Köpfen in kleinere Herzen, oder daß sie aus kleinen Herzen in kleinere Köpfe gelangen.
Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.
Ein lesender Poet ist wie ein essender Koch.
Ist der "Masochismus" die Unfähigkeit, anders als im Schmerz zu genießen, oder die Fähigkeit, aus Schmerzen Genuß zu ziehen?
Eifersüchtige sind Wucherer, die vom eigenen Pfund die höchsten Zinsen nehmen.
In Deutschland bilden zwei einen Verein. Stirbt der eine, so erhebt sich der andere zum Zeichen der Trauer von seinem Platze.
Er beneidet den Humor des Andern, wie ein junger Grind die alte Krätze.
Wie ich das Aussehen unserer Themis finde? Mir scheint, als ob sie sich verändert hätt'. Sie hat vor den Augen keine Binde, doch vor der Stirn ein Brett.