Zitat Bild
Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Mißtrauensvotum gegen den lieben Gott.
Karl Kraus
Einem, den das Leben mit Tücken verfolgen mußte, weil es ihm nicht gewachsen war, machten sie einen Vorwurf aus ihrer Gemeinheit.
Ein Gedicht ist nur so lange gut, bis man weiß, von wem es ist.
Es beweist immerhin eine gesunde Konstitution, wenn sich unter der Einwirkung der Strahlen einer Persönlichkeit die Weltanschauung zu schälen beginnt.
Restaurants sind Gelegenheiten, wo Wirte grüßen, Gäste bestellen und Kellner essen.
Die jungen Leute sprechen so viel vom Leben, weil sie es nicht kennen. Es würde ihnen die Rede verschlagen.
Lieben, betrogen werden, eifersüchtig sein – das trifft bald einer. Unbequemer ist der andere Weg: Eifersüchtig sein, betrogen werden und lieben!
Die Quantität läßt nur noch einen Gedanken zu: abzubröckeln.
Er hatte ein Art Zahlen! zu rufen, daß es der Kellner für eine Forderung hielt und erst recht nicht kam.
Der Journalist ist vom Termin angeregt. Er schreibt schlechter, wenn er Zeit hat.
Am Anfang war das Rezessionsexemplar, und einer bekam es vom Verleger zugeschickt. Dann schrieb er eine Rezension. Dann schrieb er ein Buch, welches der Verleger annahm und als Rezensionsexemplar weitergab. So ist die moderne Literatur entstanden.
Der Voyeur besteht die Kraftprobe des natürlichen Empfindens: Der Wille, das Weib mit dem Mann zu sehen, überwindet selbst den Widerwillen, den Mann mit dem Weib zu sehen.
Meine Mängel gehören mir. Das macht mir Mut, auch meine Vorzüge anzusprechen.
Der Dichter aber sah einen Rosenstock. Der sollte begossen werden. Dieses nannte der Dichter "satanische Irrlehren". Es genüge, meinte er, daß man zu dem Rosenstock täglich betet: Heiliger Rosenstock, adelig-mysteriöses Kunstwerk der Schöpfung!
Das Wort hat einen Feind, und das ist der Druck... Ich glaube unbedingt, daß die Schwierigkeiten der großen Schriftsteller Druckfehler sind, die wir nicht mehr zu finden vermögen.
Künstler ist nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann.
Ihr, die so vieles hat, fehlt eines bloß und alles drum.
Das ist immer noch nicht die richtige Einsamkeit, in der man mit sich beschäftigt ist.
Weil beim Mann auf Genuß Verdruß folgen muß, muß folgen, daß beim Weib auf Treue Reue folgt.
Psychoanalyse ist mehr eine Leidenschaft als eine Wissenschaft.
Wenn man einem deutschen Autor nachsagt, er sei bei den Franzosen in die Schule gegangen, so ist es erst dann dann höchste Lob, wenn es nicht wahr ist.
Zur Vollkommenheit fehlte ihr nur ein Mangel.
Die Zeitung in Deutschland ist immerhin eine Bedürfnisanstalt. Hier suchen sie durch Goldfische von dem eigentlichen Sinn der Verrichtung anzulenken.
Das Vorurteil ist ein unentbehrlicher Hausknecht, der lästige Eindrücke von der Schwelle weist. Nur darf man sich von seinem Hausknecht nicht selber herauswerfen lassen.
Und wenn wir Deutschen Gott und sonst nichts in der Welt fürchten, so respektieren wir selbst ihn nicht um seiner Persönlichkeit willen, sondern wegen des Geräusches seiner Donner.
Wer den Patrioten des andern Landes für einen Lumpen hält, dürfte ein Dummkopf des eigenen sein.
Die sentimentale Ironie ist ein Hund, der den Mond anbellt, dieweil er auf Gräber pißt.
Der Scheinmensch kann alles, er kann sündigen und er kann auch bereuen. Aber er wird durch die Sünde nicht schlechter und durch die Reue nicht besser.
Ein Dichter, der liest: ein Anblick, wie ein Kellner, der ißt.
Gewissensbisse sind die sadistischen Regungen des Christentums.
Das Virginitätsideal ist das Ideal jener, die entjungfern wollen.
Euer Bewußtes dürfte mit meinem Unterbewußten nicht viel anfangen können. Aber auf mein Unterbewußtes vertraue ich blind. Es wird mit eurem Bewußten schon fertig.
Erfahrungen sind Ersparnisse, die ein Geizhals beiseite legt. Weisheit ist eine Erbschaft, mit der ein Verschwender nicht fertig wird.
Wenn ich vortrage, so ist es nicht gespielte Literatur. Aber was ich schreibe, ist geschriebene Schauspielkunst.
Was nützt das Tempo, wenn unterwegs das Gehirn ausgeronnen ist?
Polemik soll den Gegner um seine Seelenruhe bringen, nicht ihn belästigen.
Die Bildung hängt an seinem Leib wie ein Kleid an einer Modellpuppe. Bestenfalls sind solche Gelehrte Probiermamsellen des Fortschritts.
Der Künstler ist ein Diener am Wort.
Oft enttäuscht eine in der Nähe. Man fühlt sich hingezogen, weil sie so aussieht, als ob sie Geist hätte, und sie hat ihn.
Es ist eine Erbsünde der Liberalen, daß sie in einer entscheidenden Frage anstatt tüchtiger Losgeher seichte Provocateure ins Treffen schicken.
Nicht alles, was totgeschwiegen wird, lebt.
Ein Polizist nimmt es meistens übel, wenn man ihn in eine Amtshandlung einmengt.
Wer außer den Politikern, die sie begehen, beklagt denn die Dummheiten in der Politik? Sind denn die Gescheitheiten in der Politik gescheiter?
Der Liberalismus kredenzt ein Abspülwasser als Lebenstrank.
Ich bin so populär, daß einer, der mich beschimpft, populärer wird als ich.
Der wahrhaft und in jedem Augenblick produktive Geist wird zur Lektüre nicht leicht anstellig sein. Er verhält sich zum Leser wie die Lokomotive zum Vergnügungsreisenden. Auch fragt man den Baum nicht, wie ihm die Landschaft gefällt.
Die wahren Wahrheiten sind die, die man erfinden kann.
Fürs Leben gern wüßt' ich: was fangen die vielen Leute nur mit dem erweiterten Horizont an?
Woher nehme ich nur all die Zeit, so viele Bücher nicht zu lesen?
Herr, vergib ihnen, denn sie wissen, was sie tun!