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Der deutsche Hochgedanke hat dank der Normalwäsche den Weg durch Einheit zur Unreinheit genommen.
Karl Kraus
Heinrich Heine hat der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert, daß heute alle Kommis an ihren Brüsten fingern können.
Moderne Architektur ist das aus der richtigen Erkenntnis einer fehlenden Notwendigkeit erschaffene Überflüssige.
Es war die Art des großen Komikers Knaack: Mit Scherz Entsetzen zu treiben.
Schon mancher hat durch seine Nachahmer bewiesen, daß er kein Original ist.
Eine je stärkere Persönlichkeit die Frau ist, um so leichter trägt sie die Bürde ihrer Erlebnisse. Hochmut kommt nach dem Fall.
Der Gedanke ist ein Kind der Liebe. Die Meinung ist in der bürgerlichen Gesellschaft anerkannt.
Wo ehedem erhöhter Kunstgenuß das erwünschte Zerstreuungswerk besorgte, reicht heute der nächstbeste Klatsch und eine einfache Verstärkung des theatralischen Nachrichtendienstes aus, um einen Leser über die Weltlage zu beruhigen.
Ich strebe inbrünstig nach jener seelischen Kondition, in der ich, frei von aller Verantwortung, die Dummheit der Welt als Schicksal empfinden werde.
Früher waren die Dekorationen von Pappe und die Schauspieler echt. Jetzt sind die Dekorationen über jeden Zweifel erhaben und die Schauspieler von Pappe.
Am unverständlichsten reden die Leute daher, denen die Sprache zu nichts anderem dient, als sich verständlich zu machen.
Sinnlichkeit des Weibes lebt so wenig vom Stoff wie männliche Künstlerschaft. Je nichtiger der Anlaß, desto größer die Entfaltung. Der Geist ist an kein Standesvorurteil gebunden und die Wollust hat Perspektive.
Ich habe gegen die Romanliteratur aus dem Grunde nichts einzuwenden, weil es mir zweckmäßig erscheint, daß das, was mich nicht interessiert, umständlich gesagt wird.
Der gesunde Menschenverstand sagt, daß er mit einem Künstler bis zu einem bestimmten Punkt "noch mitgeht". Der Künstler sollte auch bis dort die Begleitung ablehnen.
Mit einem Blick ein Weltbild erfassen, ist Kunst. Wie viel doch in ein Auge hineingeht!
Mir träumte, daß ich fürs Vaterland gestorben war. Und schon war ein Sargtürlaufmacher da, der die Hand hinhielt.
Gesellschaft: Es war alles da, was da sein muß und was sonst nicht wüßte, wozu das Dasein ist, wenn es eben nicht dazu da wäre, daß man da ist.
Ein Gesicht, dessen Furchen Schützengräben sind.
Mit Frauen muß man, wenn sie lange fort waren, Feste des Nichtwiedererkennens feiern.
Der Ausdruck sitze dem Gedanken nicht wie angenommen, sondern wie angegossen.
Es wäre mehr Unschuld in der Welt, wenn die Menschen für all das verantwortlich wären, wofür sie nicht können.
Fluch dem Gesetz! Die meisten meiner Mitmenschen sind traurige Folgen einer unterlassenen Fruchtabtreibung.
Sie, die Richter, richten, damit sie nicht gerichtet werden.
Der Übermensch ist ein verfrühtes Ideal, das den Menschen voraussetzt.
Wer ist das: Sie ist blind vor dem Recht, sie schielt vor der Macht, und kriegt vor der Moral die Basedow'sche Krankheit. Und wegen der schönen Augen dieses Frauenzimmers opfern wir unsere Freiheit!
Sie legen ihnen die Hindernisse in den Weg, von denen er sie befreien wollte.
Wenn sich die Sünde vorwagt, wird sie von der Polizei verboten. Wenn sie sich verkriecht, wird ihr ein Erlaubnisschein erteilt.
Die Finnen sagen: Ohne uns gäb's keinen Schinken! Die Journalisten sagen: Ohne uns gäb's keine Kultur! Die Maden sagen: Ohne uns gäb's keinen Leichnam!
Der Journalismus dient nur scheinbar dem Tage. In Wahrheit zerstört er die geistige Empfänglichkeit der Nachwelt.
Die Nahrung des Witzes ist eine landläufige Ration von Kenntnissen.
Das Christentum hat die erotische Mahlzeit um die Vorspeise der Neugier bereichert und durch die Nachspeise der Reue verdorben.
In zweifelhaften Fällen entscheidet man sich für das Richtige.
Es kommt darauf an, sich zu konzentrieren, dann findet man das Beste. Man kann aus dem Kaffeesatz weissagen, ja man kann sogar im Anblick einer Frau auf Gedanken kommen.
Der Journalist denkt ohne die Lust des Denkens. In dessen Bezirk verbannt, gleicht der Künstler einer zur Prostitution gezwungenen Hetäre. Nur daß diese schadlos auch dem Zwang erliegt. Der Zwang zur Lust kann ihr Lust bedeuten, jenem nur Unlust.
Der "Verführer", der sich rühmt, Frauen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen: Der Fremde, der auf dem Bahnhof ankommt und sich erbötig macht, dem Fremdenführer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.
Willst du ein klares Urteil über deine Freunde gewinnen, so frage deine Träume.
Der Anspruch auf einen Platz an der Sonne ist bekannt. Weniger bekannt ist, daß sie untergeht, sobald er errungen ist.
Der Philosoph denkt aus der Ewigkeit in den Tag, der Dichter aus dem Tag in die Ewigkeit.
Narkose: Wunden ohne Schmerzen. Neurasthenie: Schmerzen ohne Wunden.
An einem Dichter kann man Symptome beobachten, die einem Kommerzienrat für die Internierung reif machen würden.
Es gibt noch Menschen unter uns, die so aussehen, als ob sie eben von der Kreuzigung Christi kämen, und andere, die zu fragen scheinen: Was hat er gesagt? Wieder andere, die es niederschreiben unter dem Titel "Die Vorgänge auf Golgatha".
Es ist nicht Sitte, eine Frau zu heiraten, die vorher ein Verhältnis gehabt hat. Aber es ist Sitte, mit einer Frau ein Verhältnis zu haben, die vorher geheiratet hat.
Jedem das Seine Ich darf wohl sagen, viel Feind, viel Ehr', An mir hat das Sprichwort nicht gelogen. Ich hab', war der Haß gleich zentnerschwer, Mit Epigrammen ihn aufgewogen.
Das Weib läßt sich keinen Beschützer gefallen, der nicht zugleich eine Gefahr ist.
Schreiet Mordio, so ist ein Mord begangen, murmelt Abracadabra, so ist es Religion, schreibet Auspuffleitungen von Dynamos, und es ist Wissenschaft.
Ein guter Psychologe ist im Stande, dich ohne weiteres in seine Lage zu versetzen.
Daß Manneskraft schwindet, ist ein verdrießlicher Zustand. Wehe aber, wenn das Weib an ihm schöpferisch wird!
Alle besseren Dummheiten geschehen am Vormittag - der Mensch soll erst erwachen, wenn die Amtsstunden vorüber sind.
Die Verluste an Sinnlichkeit und Phantasie, die Ausfallserscheinungen der Menschheit, sind kinodramatisch.
Es ist ganz ausgeschlossen, daß, wie die Dinge heute liegen, ein wiederkehrender Goethe nicht wegen unerlaubter Reversion ausgewiesen würde.