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Der Mann hat fünf Sinne, das Weib bloß einen.
Karl Kraus
Eine Frau, die gern Männer hat, hat nur einen Mann gern.
Auch ein anständiger Mensch kann, vorausgesetzt, daß es nie herauskommt, sich heutzutage einen geachteten Namen schaffen.
Diese finden jenes, jene dieses schön. Aber sie müssen es "finden". Suchen will es keiner.
Das ist der Triumph der Sittlichkeit: Ein Dieb, der in ein Schlafzimmer gedrungen ist, behauptet, sein Schamgefühl sei verletzt worden, und erpresst durch Drohung mit der Anzeige wegen Unsittlichkeit die Unterlassung der Anzeige wegen Einbruchs.
Philosophie ist oft nicht mehr als der Mut, in einen Irrgarten einzutreten. Wer aber dann auch die Eingangspforte vergißt, kann leicht in den Ruf eines selbständigen Denkers kommen.
So will es die Gesellschaftsordnung: Wenn irgendwo ein Mord geschehen ist, wo zwei Leute auch zu einem Geschlechtsakt zusammengetroffen sind, so werden sie lieber den Verdacht des Mordes ertragen, als den Geschlechtsverkehrs.
Der neue Dirigent soll bereits so effektive Proben seiner Tatkraft abgelegt haben, dass schon fleißig gegen ihn intrigiert wird.
Das größte Lokalereignis, das in allen Städten gleichzeitig und unaufhörlich sich begibt, wird am wenigsten beachtet: der Einbruch des Kommis in das Geistesleben.
Ich habe viele Jahre damit verbracht, den Journalismus und die intellektuelle Korruption, die von ihm ausgeht, mit ganzer Seelenkraft zu verabscheuen.
Kokoschka hat ein Porträt von mir gemacht. Schon möglich, daß mich die nicht erkennen, die mich kennen. Aber sicher werden mich die erkennen, die mich nicht kennen.
Wer sehr alt werden will, muß beizeiten damit anfangen.
Was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache.
Nach Ägypten wär's nicht so weit. Aber bis man zum Südbahnhof kommt.
Ein Original, dessen Nachahmer besser sind, ist keines.
Die Satire wählt und kennt keine Objekte. Sie entsteht so, daß sie vor ihnen flieht und sie sich ihr aufdrängen.
In Wien stellen sich die Nullen vor den Einser.
Sie sagte sich: Mit ihm schlafen, ja – aber nur keine Intimität.
Nur eine Sprache, die den Krebs hat, neigt zu Neubildungen.
Wenn der Dieb in der Anekdote stehlen geht, so hält ihm der Wächter das Licht. Diese Situation ist auch den Frauen nicht unerwünscht.
Der Gedanke ist das, was einer Banalität zum Gedanken fehlt.
Sozial wird der Mensch, weil er sich selbst im andern sucht.
Ungerechtigkeit muß sein, sonst kommt man zu keinem Ende.
Die Sprache Mutter des Gedankens? Dieser kein Verdienst des Denkenden? O doch, er muß jene schwängern.
In Berlin geht man auf Papiermaché, in Wien beißt man auf Granit.
Aus Lebensüberdruß zum Denken greifen: ein Selbstmord, durch den man sich das Leben gibt.
Ich schnitze mir den Gegner nach meinem Pfeil zurecht.
Man zeigt heute unverhohlen, was einer dem andern stahl. Und wer von den andern gestohlen, der gilt als Original.
Wozu das Aufsehen? Der Planet ist so geringfügig, daß ihn ein Haß umarmen kann.
Der Wiener erkannt, daß der Wagentürlaufmacher zwecklos sei. Da erfand er Klinken, mit denen man nicht öffnen kann.
Kultur ist die Pflege der Vernachlässigung einer Naturanlage.
Ich mag mich drehen und wenden, wie ich will, überall zeigt mir das Leben seine Verluste, da es entweder das Malerische dem Nützlichen oder das Nützliche dem Malerischen opfert.
Meine Sprache ist die Allerweltshure, die ich zur Jungfrau mache.
Eine Notlüge ist immer verzeihlich. Wer aber ohne Zwang die Wahrheit sagt, verdient keine Nachsicht.
Die stärkste Kraft reicht nicht an die Energie heran, mit der manch einer seine Schwäche verteidigt.
Man muß oft erst nachdenken, worüber man sich freut; aber man weiß immer, worüber man traurig ist.
Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit.
Warum schreibt mancher? Weil er nicht genug Charakter hat, nicht zu schreiben.
Erotik verhält sich zur Sexualität wie Gewinn zu Verlust.
Die Einsamkeit wäre ein idealer Zustand, wenn man sich die Menschen aussuchen könnte, die man meidet.
Das Gefühl, das man bei der Freude des andern hat, ist in jedem Fall selbstsüchtig. Hat man ihm die Freude selbst bereitet, so nimmt man die Hälfte der Freude für sich selbst in Anspruch. Die Freude aber, die ihm ein anderer vor unseren Augen bereitet, fühlen wir ganz mit: die Hälfte ist Neid, die Hälfte ist Eifersucht.
Gute Aussichten allein sind wertlos, es kommt immer darauf an, wer sie hat.
Phantasie hat ein Recht, im Schatten des Baumes zu schwelgen, aus dem sie einen Wald macht.
Das Sexuelle ist bloß die Subtraktion zweier Kräfte. Der Voyeur addiert drei.
Wissenschaft ist Spektralanalyse. Kunst ist Lichtsynthese.
Ein Psychiater ist ein Mann, der sich keine Sorgen zu machen braucht, solange andere Menschen sich welche machen.
Modernes Symbol: Der Tod mit der Huppe.
Die verkommenste Existenz ist die eines Menschen, der nicht die Berechtigung hat, ein Schandfleck seiner Familie und ein Auswurf der Gesellschaft zu sein.
Erotik macht aus einem Trotzdem ein Weil.
Der Gedanke richtet die Welt ein, wie der Bittere den verdorbenen Magen: er hat nichts gegen das Organ.