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Wie das Aufwühlen des Pfluges die Erde empfänglich macht, ebenso wird das Menschenherz durch die scharfe Schneide des Mißgeschicks empfänglich gemacht.
Ludwig Börne
Wenn zwischen Aufgang und Untergang, zwischen Quelle und Ausfluß eine lange Zeit oder ein breiter Strom gelagert, und wir mit unseren schwachen Sinnen das feine Gespinst, das Ursache und Wirkung aneinanderbindet, übersehen, dann schreckt uns endlich am Ziele die täglich aber leise waltende Regel als Schicksal mit Donnerworten auf.
Jeder hat in seinem Leben einen schönen Kindertag, wo er, wie die ersten Menschen im Paradiese die Früchte des Feldes, so auch Liebe ohne Sorge und Mühe findet. Ist dieser Tag aber vorüber, erwirbst du, wie dein Brot, so auch Liebe nur im Schweiße deines Angesichts.
Die französische Revolution wird nach und nach in alle europäischen Sprachen übersetzt werden, und es ist nicht ratsam, dieses zu verhindern. Man nötigte hierdurch alle Welt, Französisch zu lernen, um das Original zu verstehen. Die Fehler des Originals aber könnten in der Übersetzung verbessert werden.
Wenn große Reichtümer durch viele Geschlechter einer Familie herab erben, dann führt die Gewohnheit zur Mäßigkeit des Genusses; die Fülle wird geordnet und um jeden Glanz der Vorhang des Geschmacks gezogen.
Nicht die Jahre, die Erfahrungen machen alt; darum wäre der Mensch das unglücklichste aller Geschöpfe, wenn er ein fleißiger Schüler der Erfahrung wäre. Daß jedes neue Geschlecht und jede neue Zeit von der Wiege ausgehe – das ist es, was die Menschheit in ewiger Jugend hält.
Um alt zu werden, darf man keine Grundsätze haben.
Der Staat, die Wiege der Menschlichkeit, ist ihr Sarg geworden.
Menschen, die mit Leichtigkeit fremde Sprachen erlernen, haben gewöhnlich einen starken Charakter.
Es ist nichts angenehmer, als aus einem Übel, das uns begegnet, Vorteil ziehen – und man kann das immer. Dieses ist in einem andern als dem gewöhnlichen, aber in einem schönern Sinne eine Schadenfreude. Man kann den Teufel nicht feiner prellen.
Das Leben ist allen Tieren gemein, aber sterben kann nur der Mensch.
Um einer Wahrheit Dasein wird selten gestritten; gekämpft wird nur um die Grenzen einer Wahrheit.
Wo willst Du Gott suchen? In der Tiefe über den Sternen? Da wirst du ihn nicht finden. Such ihn in deinem Herzen, im Zentrum deines Lebens Geburt, da wirst du ihn finden.
Humor ist die äußerste Freiheit des Geistes; Humor ist immer souverän.
Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte, sondern in seiner Aussaat.
Die öffentliche Meinung ist ein See, wenn man ihn dämmt und aufhält, solange steigt, bis er schäumend über seine Schranken stürzt, das Land überschwemmt und alles mit sich fortreißt.
Verschmähte Liebe ist Tod, Eifersucht ist mehr, sie ist die Furcht des Todes.
Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht.
Die Erfahrung gleicht einer unerbittlichen Schönen. Jahre gehen vorüber, bist du sie gewinnst, und ergibt sie sich endlich, seid ihr beide alt geworden, und ihr könnt euch nicht mehr brauchen.
Tyrannen sind in unseren Tagen die gefährlichsten Freiheitsprediger.
Das Philosophieren ist eine angeerbte Krankheit des menschlichen Geistes, der Fluch des mit Schmerzen Gebärens.
Zank ist der Rauch der Liebe.
Es ist nichts angenehmer als aus einem Übel, das uns begegnet, seinen Vorteil zu ziehen.
Als Gott die Welt erschuf, da schuf er den Mann und das Weib, nicht Herrn und Knecht, nicht Juden und Christen, nicht Arme und Reiche.
Nur die Sehnsucht macht rein.
Seit ich fühle, habe ich Goethe gehaßt, seit ich denke, weiß ich warum.
Beschränkten Menschen ist es eigen, daß sie die wenigen Ideen, die in dem engen Kreise ihrer Fassungskraft liegen, mit einer Klarheit ergreifen, die uns in der Schätzung ihres Geistes oft irre macht. Sie sind wie Bettler, die das Gepräge und die Jahreszahl jedes ihrer Kreuzer kennen.
Die Weiber haben Launen, weil sie zu gut sind, das Böse nach Grundsätzen, und zu schwach, das Gute mit Dauer zu üben.
Es ist in jedem Menschen eine Kraft gleich der des Dampfes, und wer diese zu finden und zu gebrauchen versteht, kann mehr vollbringen, als tausend andere vereinte Menschen.
Das größte häusliche Unglück, das einem Mann begegnen kann, ist, wenn seine Frau einmal gegen ihn Recht hat, nachdem er es ihr abgestritten. Dieses einzige kleine Recht dient ihr wie ein Fläschchen Rosenöl; damit macht sie zwanzig Jahre all ihr Geräte und Gerede wohlriechend.
Bedenkt ihr denn nicht – doch nein, man muß nicht bedenken, wo man fühlen soll – Fühlt ihr denn nicht, wie abgeschmackt es sei, mit der Elle des Schneiders das Weltmeer ausmessen wollen?
Frankreich ist das Ziffernblatt Europas; hier sieht man, welche Zeit es ist, in andern Ländern muß man die Uhr erst schlagen hören, um die Stunde zu erfahren – man verhört sich aber leichter, als man sich versieht.
Regierungen sind Segel, das Volk ist Wind, der Staat ist Schiff, die Zeit ist See.
Der Verstand ist Brod, das sättigt; der Witz ist Gewürz, das eßlustig macht.
Heringe oder Sardellen – das ist der ganze Unterschied zwischen sonst und jetzt. Gesalzen sind sie immer noch und werden es immer bleiben.
Sinnlich beginnt der Mensch, dann denkt er, endlich glaubt er.
Für die, welche an keine Unsterblichkeit glauben, gibt es auch keine.
Geschichte ist die Biographie der Menschheit.
Nichts ist dauernd als der Wechsel, nichts beständiger als der Tod.
In der langen Nacht des Mittelalters war Glaube der Nordschein.
Die Deutschen lassen sich leicht unter eine Hut bringen; aber unter einen, schwer. Sie sind nur einig, wo es etwas zu leiden gibt, wo zu tun, niemals.
Selten bewohnt der Architekt ein Haus, das er selbst gebaut. Er gleicht den modernen Philosophen.
Durch schroffe Strafgesetze hat man wie mit einer Krätzsalbe die Missetätigkeit der Menschen zurückgetrieben. Die Haut ist zivilisiert, die Psore schleicht in den dunklen Eingeweiden umher, die Verbrechen haben sich vermindert, aber die Menschen sind lasterhafter geworden.
Glaubet den Zweifelnden und zweifelt, wenn man Glauben gebietet.
Gott hat seine Höflinge, die ihm schmeicheln, als wenn er ein Fürst wäre.
Die öffentliche Meinung ist eine See, und man behandelt sie wie eine Suppe. Verrückte Köche stehen vor ihr - der eine wirft Salz hinein, der andere Zucker; ein dritter kommt mit dem Schaumlöffel, die Blasen abzuheben, ein vierter bläst, daß ihm die Backen schmerzen, ein fünfter will sie aufessen; ein sechster sie dem Haushunde vorsetzen; ein siebtenter sie in das Spülfaß schütten. Wahrhaftig, die Kinder auf der Gasse werden euch noch auslachen!
Die Macht aber, die eine Regierung zum Vorteil des Volkes übt, ist eine Pflicht, kein Recht!
Was für den Körper der Schwindel ist, ist Verlegenheit für den Geist.
Solange Kopf und Herz vom Alten besetzt sind, findet das Neue keinen Platz.
Die deutschen politischen Schriftsteller, nicht an Geist fehlt es ihnen, aber an Mut.