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Alle Menschen aller Zeiten wurzelten in dem schmutzigen Boden des Eigennutzes; aber mit Stamm, Zweigen, Blüten und Früchten erhoben sie sich über die Erde und lebten im reinen Elemente, höher oder niederer wachsend, je nach Samen, Witterung und Jahreszeit, Himmelstrich und Pflege - aber alle nach dem Himmel strebend.
Ludwig Börne
Es ist schwer zu entscheiden, welches ein verdrießlicheres Geschäft sei: Die Lichter putzen oder Weiber durch Gründe belehren. Alle zwei Minuten muß die Arbeit wiederholt werden.
Wenn wir beglücken wollen, müssen wir die Politik aus den Wolken erdwärts ziehen.
Die ersten Verbrechen der Freiheit waren überall die letzten der Tyrannei.
Nichts ist herrenlos auf dieser Erde, nicht einmal der Herr, nichts ist frei, nicht einmal die Luft, man kann sie dir nehmen.
Originell wollen sie alle scheinen, und so machen sie's dem leicht, es zu sein, der's nicht scheinen will.
Eine unbeschränkte Herrschaft gleicht einem Garten ohne Zaun. Der Besitzer kann freilich überall hinaustreten, aber der Fremde kann von allen Seiten hereinkommen.
Sie wollen keine Preßfreiheit, weil sie glauben, der Wind drehe sich nach der Wetterfahne.
Leidenschaften der Regierungen zeugen von Schwäche, Leidenschaften des Volkes aber zeugen von Stärke.
Wenn das Schicksal ruft: Le jeu est fait, messieurs! – so achten das die wenigsten. Erst wenn sie hören: Rien ne va plus! bekommen sie Lust, aber zu spät.
Die Welt ist ein Spiegel: was hineinschaut, schaut heraus; er gibt nur zurück, was ihr ihm geliehen.
Die öffentliche Meinung bildet eine Volksbewaffnung, die unbesiegbar ist, und welcher das stehende Heer der Regierungsgedanken früher oder später unterliegen muß.
Schmerz ist der Vater und Liebe die Mutter der Weisheit.
In den Meinungskämpfen sei man dann am vorsichtigsten, wenn die Gegner sich uns nähern und uns bestimmen. Die Wahrheit dient oft nur als Leiter zur Lüge, der man den Rücken wendet, sobald die Höhe erreicht ist.
Zu jeder Zeit hat die Religion auf die Verfassungsurkunden der Staaten ihr Siegel gedrückt, und die Priester waren immer die Siegelbewahrer.
Es hat immer, solange die Welt besteht, Reiche und Arme gegeben, predigen uns die Moralphilister. Gut, so wollen wir einmal einige Abwechslung in die Weltgeschichte bringen.
Für Erfahrungen muß man teuer bezahlen, und trotzdem will niemand sie haben, wenn man sie verschenken möchte.
Moral ist die Grammatik der Religion; es ist leichter, gerecht als schön zu handeln.
Alle Narrheit erschöpfen - so gelangt man zum Boden der Weisheit.
Die nächsten Jahrhunderte werden weder den Deutschen noch den Franzosen, noch sonst einem anderen Volke oder einem Fürsten gehören, sondern der Menschheit.
Wer in der wirklichen Welt arbeiten kann und in der idealen leben, der hat das Höchste erreicht.
Die Liebe ist jene Flamme, welche die Götter den sterblichen mißgönnen, und die Eifersucht ist der fressende Geier, der den Diebstahl furchtbar rächt.
Mündliche Verleumdung ist das Geschoß aus einer Windbüchse: Man sieht das Schlachtopfer fallen, doch der Täter der geräuschlosen Tat bleibt unentdeckt. Gedruckte Übelrede ist die Kugel eines Pulvergewehres, wobei Knall und Licht den Mörder verraten und der Strafe überliefern.
Die Trostbedürftigen zu trösten und als befruchtender Himmel dürstende Seelen zu erquicken – dazu allein ward der Dichter nicht gesendet. Er soll auch Richter der Menschheit sein und Blitz und Sturm, die eine Erde voll Dunst und Moder reinigen.
Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
Welche Sprache darf sich mit der deutschen messen, welche andere ist so reich und mächtig, so mutig und anmutig, so schön und mild als unsere?
Nicht um alles in der Welt möchte ich akademischer Lehrer sein. Das Beste von dem, was man weiß, darf man doch nicht sagen, und das Beste von dem, was man sagt, wird nicht verstanden.
Man nimmt keinen Marmor zu dem Grundstein eines Gebäudes. Darum verlange man von starken Menschen nicht die Spiegelglätte einer Toilettenpuppe.
Seid keine Philister!
Alle Hunde, die ihren Hof bewachen, haben sie von der Kette losgelassen; alle hungrigen Zeitungsschreiber mußten ein Geschrei erheben, ehe man ihnen die Schüssel füllte, und dieses Gebell und dieses Geschrei sollen das Konzert der öffentlichen Meinung bilden.
Das Licht, das sogenannte offizielle Mitteilungen verbreitet, ist oft nichts als ein Irrwisch, der uns in Sümpfe führt.
Was nützen uns oft die wärmsten Freunde? Sie lieben uns höchstens wie sich selbst – aber wie lieben sie sich selbst!
Minister fallen, wie Butterbrote, gewöhnlich auf die gute Seite.
Wer der Gerechtigkeit folgen will, muß lange Stiefel haben.
Nie, niemals noch hat ein Mensch seine Meinung seinem Vorteile aufgeopfert.
Erziehung ist Erziehung zur Freiheit.
In Deutschland schreibt jeder, der die Hand zu nichts anderem gebraucht, und wer nicht schreiben kann, der rezensiert.
Große Herzen, dem Weltmeere gleich, erfrieren nie.
Leichter ist eine Zeit zu schaffen als umzuschaffen, leichter sie umzuschaffen, als eine alternde zu verjüngen. Ist es etwas Erfreuliches, durch mühsame Heilkunst und lästige Lebensordnung ein hinfälliges Dasein zu fristen? Der denkende Baumeister hilft einem hinfälligen Gebäude zu schneller Zerstörung, nur daß er es während dem Niederreißen stützt, damit herabfallende Balken nicht beschädigen.
Die Klugheit ist oft so lästig wie ein Nachtlicht im Schlafzimmer.
Die Regierungen, welche die Freiheit der Rede unterdrücken, weil die Wahrheiten, die sie verbreitet, ihnen lästig sind, machen es wie die Kinder, welche die Augen zuschließen, um nicht gesehen zu werden.
Man baut selten seine Meinung auf festem Grunde, man baut sie in die Luft, gibt dem Zimmerwerke schwache Stützen, und erst wenn man mit dem Dache fertig ist, unterwölbt man das Gebäude. Auch vor dem gerechten Urteile geht oft ein Vorurteil her.
Ein deutscher Journalist verkauft sein Gewissen, ein französischer verkauft seine Aktien... Ein deutscher Journalist stellt sich an den Pranger, ein französischer begnügt sich, ihn zu verdienen.
Die Völker glauben noch nicht fest genug an ihr eigenes Recht und dass sie allein alles Recht besitzen. Sie kennen noch nicht genug ihre eigene Macht und dass keiner Macht hat neben ihnen.
Der Wahn aller Regierenden, vom Minister bis zum Pedell herab, ist, dass das Regieren ein großes Geheimnis sei, welches dem Volke zu seinem Besten verschwiegen werden müsse.
Nicht wer den Bogen geschnitzt, der ihn spannt, wird Sieger.
Die Deutschen haben unter allen Nationen am meisten philosophiert; das kömmt daher, sie haben am wenigsten gelebt.
Die Deutschen sind in einem unseligen Wahne befangen. Sie meinen immer noch, es käme darauf an, Recht zu haben.
Philidor konnte sechs Schachpartien zugleich spielen, und er gewann sie alle. Doch das waren hölzerne Figuren, die stille stehen, bis man sie bewegt. Wer aber mit Menschen spielt, verliert gewiß, wenn er mehrere Spiele gleichzeitig verfolgt.
Die Irrtümer eines großen Geistes sind belehrender als die Wahrheiten eines kleinen.