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Politiker sind Rhetorik-Profis, sie wollen nichts offenbaren, sondern in erster Linie positive Botschaften verbreiten.
Marietta Slomka
Je näher die Olympischen Spiele rücken, die man niemals an dieses Land hätte vergeben dürfen, umso weniger wird die Diktatur noch thematisiert.
Das politische Geschäft ist schwieriger geworden. Wer damit rechnen muss, dass Informationen aus Hintergrundgesprächen in die Welt hinausgetwittert werden, wählt seine Worte mit viel Bedacht.
Keiner würde in die Kamera sagen, dass er die Olympischen Spiele nicht gut findet, das wäre geradezu lebensgefährlich.
Wer zu deutlich wird, macht sich angreifbar. Als Politikerin könnte auch ich nicht jeden Tag Klartext reden - gerade wenn es um heikle finanz oder außenpolitische Themen geht.
Wir haben die Tendenz in Deutschland, immer so ordentlich zu unterscheiden zwischen Information und Unterhaltung, davon halte ich nicht viel. Ich lege Wert darauf, dass meine Interviews auch unterhaltsam sind.
Es ist seltsam: Vor einem Viertel Jahr, als Tibet ein Thema war, wurde auf einmal weltweit entdeckt, dass China eine kommunistische Diktatur ist.
Wenn sich zwei Millionen Leute zum Beispiel eine Gesprächsrunde zur Gesundheitspolitik anschauen, finde ich das per se erst mal positiv.
Ich mache mir gerne Gedanken darüber, wie man komplexe Themen verständlich macht.
Enteignung und Korruption sind in China Alltag. Wir haben mit Leuten gesprochen, die bei Nacht und Nebel aus ihrem Haus vertrieben worden sind, weil Polizei und Regierung mit einer Immobilienfirma unter einer Decke stecken.