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Um den rechten Genuß vom Reisen zu haben, ist es notwendig, daß man nicht ohne Vorkenntnisse der Gegend reist. Sonst läuft man Gefahr, Uninteressantes zu sehen, während das Interessante in nächster Nähe unbeachtet liegen bleibt.
Max Haushofer
Im Temperament ist die Grundlage des Charakters zu suchen.
Edle Gedanken und gerechte Handlungen sind der einzige Jungbrunnen der Seele. Wer sich den Gedanken der Habsucht und des Ehrgeizes, dem Neid und der Genußsucht gefangen gibt, der altert schnell und wird vorzeitig zum Greise.
Der Humor läßt seinen Besitzer Dinge sehen, die der andere überhaupt nicht sieht. Und dadurch verschönt er das Leben in geradezu unbeschreiblicher Weise.
Ein schlechtes Gemüt vererbt sich nur ausnahmsweise.
In der Familie lernt man zuerst die Grundsätze der Gerechtigkeit und Billigkeit, der gegenseitigen Unterstützung. Man lernt den Eigennutz in ihr am besten in Schranken halten.
Man muß sich von seinen Pflichten nicht überraschen lassen, sondern sich auf die Erfüllung herannahender Pflichten vorbereiten. Wer sich das zur Lebensregel macht, wird sich nur in den seltensten Fällen einem peinlichen Pflichtenzwiespalt gegenüber befinden.
Natürlichkeit gehört zur Anmut. Aber anmutig wirken unsere Bewegungen nur dann, wenn sie niemals durch eine rohe und unlautere Charaktereigenschaft beherrscht erscheinen.
Eine besondere Art von Humor ist der Galgenhumor, der den allerschlimmsten Situationen noch eine spaßhafte Seite abgewinnt.
Die größten Männer der Weltgeschichte sind von ihren Söhnen nicht übertroffen worden, nicht einmal annähernd erreicht. Daraus ist die ernste Lehre zu ziehen, daß es keines großen geistigen oder sittlichen Erbes bedarf, um selber etwas Bedeutendes zu werden.
Die Grundlage der Herzensbildung wird in der Familie gelegt; die Grundlage der Geistesbildung hauptsächlich in der Schule, aber auch in der Familie; die Grundlage der Geschmacksbildung kann in der Familie, weniger in der Schule, aber auch in Liebe gefunden werden.
Der wahre Apostel des Anarchismus ist der Überzeugung, daß man gar nicht an das denken dürfe, was nach dem großen Zerstörungswerk als neue Gesellschaft aufgebaut werden solle; denn durch solche positiven Pläne würde bloß das Zerstörungswerk aufgehalten werden.
Die Kleidung ist in ihren Haupteigentümlichkeiten der Sitte, in Nebensächlichem der Mode unterworfen.
Ärger zehrt am Leben. Man wird sich am wenigsten ärgern, wenn man von keinem Ding und von keinem Menschen mehr verlangt und erwartet, als er absolut, seiner Natur nach, leisten muß.
Die Ehre ist ein geistiger Besitz des Menschen. Ein Besitz, welcher erworben wird dadurch, daß man solche Handlungen tut, welche die Achtung der Welt verdienen.
Es gibt eine Durchschnittsehre. Sie kann jeder beanspruchen, der nichts für seinen Stand und seinen Gesellschaftskreis als unehrenhaft Geltendes auf sich sitzen hat. Jeder Gesellschaftskreis hat einen anderen Ehrbegriff für diese Durchschnittsehre. Wer sie verlor, ist gesellschaftlich im Banne. Sie wieder zu gewinnen, ist die sauerste Arbeit des Lebens.
Die Habsucht stumpft das Gerechtigkeitsgefühl ab und verkümmert das Gefühl der Selbstachtung. Sie wächst, je länger sich der Mensch von ihr beherrschen läßt und geht ihm schließlich über den Kopf, bis er zu Erwerbshandlungen gelangt, welche ihn in den Augen anständiger Menschen verächtlich machen.
Alle Selbsterkenntnis nützt nichts ohne eine auf ihr beruhende Selbsterziehung und Selbstzucht.
Törichte Mode ist alles, was weniger praktisch, weniger naturgemäß und gesund, weniger dauerhaft, weniger wohlfeil, weniger schön, als das bisher Dagewesene ist.
Mit den niedrigsten sicheren Einkünften zu rechnen: das vermögen nur sehr einsichtsvolle und willensstarke Leute. Es liegt im Wesen des Menschen, lieber das Günstigere als das Ungünstigere zu hoffen. Einem klugen Haushalter entgeht es aber nicht, welche Einnahmen, die sich früher ergaben, sicher wiederkehren werden und welche nicht.
Feigheit ist der verächtlichste Charakterzug des Menschen, zumal sie sich nur allzugern mit Lüge und Verleumdung paart.
Es gibt nichts, was den Durst des Menschen nach Rache in solchem Grade weckt, als die Kränkung der Ehre.
Die Kameradschaft wird dem Menschen von seinem Lebensschicksal gegeben. Wie er sich in seine Mitmenschen schicken muß, so muß er sich in höherem Grade in seine Kameraden schicken, mit ihnen zurecht kommen, von ihnen lernen.
Daß wir den Körper, das Instrument unseres Willens, beherrschen, das ist die Hauptbedingung aller Lebenskunst.
Die Vergangenheit möge eine Lehrmeisterin sein, die uns zeigt, was alles im Leben kommen und geschehen kann. Dann können wir auch ihr noch manches verdanken.
Es gibt Alltagssorgen, die immer wiederkehren und das Los der Sterblichen sind. Ihnen gegenüber bleibt nichts übrig, als sie durch Gewohnheit erträglich zu machen, durch Humor zu verschönen, durch Arbeit zu bekämpfen und nicht durch Torheiten zu steigern.
Die Ausbildung unserer körperlichen Anlagen macht gewandt und gibt auch die Fähigkeit, in jeder Mußestunde sich reicheren und mannigfaltigeren Lebensgenuß zu verschaffen. Sie gibt dem Menschen erst Freude am Sport; sie erhöht seinen Mut und sein Selbstvertrauen, seinen ganzen äußeren und mit diesem auch seinen inneren Wert.
So wichtig der Erwerb für den Menschen ist, so darf man sich doch nicht von ihm beherrschen lassen. Man darf nicht bloß daran denken, daß man erwirbt. Der Erwerb wird nur geheiligt und geadelt durch die höheren Ziele, denen er zu dienen hat.
Zu einer übertriebenen Empfindlichkeit des Gemütes kommen Leute, die in ihrem Umgang zu einseitig sind. Menschenkenntnis stumpft die Empfindlichkeit nicht ab, behütet aber vor ihren Übertreibungen.
Der Gemeinsinn ist etwas Naturnotwendiges. Er ist die von dem Menschen gefühlte Notwendigkeit, daß man sich an andere Menschen anschließen muß, weil sie die gleichen Lebensziele verfolgen. Eine höhere Stufe ist vorhanden, wenn jemand seinen Eigennutz überwindet aus Rücksicht auf die Wohlfahrt des ganzen Volkes.