Zitat Bild
Wer allen Menschen misstraut, pflegt am wenigsten vor sich selbst auf der Hut zu sein.
Sigmund Graff
Die Geister scheiden sich daran, ob man von Gewinn oder von Profit spricht. In sozialen Staaten gibt es nur Gewinne, von denen alle profitieren.
Bei allen Wahlen kommt es zuletzt zu einem Wettstreit der vorteilhaftesten Fotos. Man rutscht ins Schaugeschäft ab.
Der Dilettant wird am schwersten erkannt, wenn er es gleichmäßig auf vielen Gebieten ist.
Man muß die Jahre wägen, nicht nur zählen.
Unter den Muskelpartien, deren Leistung der Sport bis an die Grenzen des Menschlichen hinausgeschoben hat, darf die Zunge des Rundfunkreporters nicht vergessen werden.
Die Masse schätzt Freiheit in der Form von Freizeit, weiß mit ihr aber ohne Wagen wenig anzufangen.
Komik entsteht, wenn sich unser Verstand durch die unbegrenzten Möglichkeiten der Erscheinungswelt blamiert sieht, also durch die Aufdeckung einer Erfahrungslücke.
Der Aphorismus will nicht Dumme gescheit, sondern Gescheite nachdenklich machen.
Jedes Kunstwerk ist eigentlich eine Skizze, die erst durch unsere Phantasie vollendet wird.
Die Zahl derer, die wir lieben, lässt sich nicht beliebig vergrößern. In demselben Grade, in dem wir einen neuen Menschen in unser Herz aufnehmen, wird unmerklich ein anderer daraus verdrängt.
Wer misslichen Zuständen auf den Grund geht, stößt auf Menschen.
Die Planierraupe der Politik ist die Vereinfachung. Man vereinfacht die Dinge, um sie zu verdeutlichen oder zu verdunkeln.
Wenn gelegentlich etwas Altmodisches wieder Mode wird, merken wir, wie bezaubernd unsere Großmütter gewesen sein müssen.
Wie wir von manchen Menschen verkannt werden, beweisen uns nicht selten ihre Geschenke.
Die erotische Bedeutsamkeit des Automobils wird offenbar, wenn man darauf achtet, wie viele große und elegante Wagen von hässlichen Leuten gefahren werden.
Die Apotheker sind bemüht, ihr kaufmännisches Talent hinter ihrer wissenschaftlichen Vorbildung zu verbergen.
Das Doping der Erfolgreichen ist das Risiko.
Das Fernsehen ist ein Hausgast geworden, der alle anderen Hausgäste vor die Wahl stellt, sich ihm unterzuordnen oder wegzubleiben.
Jede Verbesserung ist ein Fortschritt, aber nicht jeder Fortschritt eine Verbesserung.
Die beklagenswerte Eintönigkeit der Herrenmode hängt mit dem Irrglauben ihrer Träger zusammen, dass nur sie nach dem anderen Geschlecht Ausschau hielten.
Jedes Regime benötigt Helden. Am angenehmsten sind ihm tote.
Männer sind in fremder, Frauen in eigener Sache die besseren Diplomaten.
Beim Hypochonder führen die eingebildeten Krankheiten zu einer gut ausgebildeten Gesundheit.
Beim Lob ist der Übergang zwischen Streicheleinheit und Ohrfeige manchmal fließend.
Politik ist die Kunst, sich zu seinen Absichten drängen zu lassen.
Man sagt fast jeder Frau etwas Hübsches, wenn man eine andere kritisiert.
Manche Ehen gehen an der beiderseitigen Unfähigkeit zugrunde, sich auszusprechen, sie schweigen sich tot.
Wenn eine Hand die andere wäscht, pflegen beide schmutzig zu werden.
Die Masse hungert nach Aktivität. Man beruhigt sie, indem man sie in Bewegung setzt.
Eine der erstaunlichsten Erscheinungen ist, daß man sich einbildet, von abhängigen Menschen unabhängige Meinungen erwarten zu dürfen.
Der Fortschritt schraubt sich selbst immer höher: das Bedenkliche ist nur, dass der Mensch an ihm festgeschraubt zu sein scheint.
Der Mensch schweinigelt kaum allein. Die Zote lebt von ihrem Publikum.
Nicht genug, dem Schwachem aufzuhelfen, auch stützen muss man ihn.
Das Misslichste am Karneval ist, dass er im Kalender steht, d.h. abgejubelt werden muss.
Dummheit nützt häufiger als sie schadet. Darum pflegen sich die allerschlausten dumm zu stellen.
Innenpolitik ist Diplomatie gegen das eigene Volk.
Unglück wird häufig noch bitterer, wenn es ein anderer schonend "Pech" nennt.
Wie gern wir uns beneiden lassen, beweist fast jede Ansichtskarte, die wir schreiben.
Humor ist selbst gekelterte seelische Widerstandskraft.
Der Sport dient der Völkerversöhnung, indem er den Völkern ständig neue Zankäpfel zuwirft, an denen sie ihren Nationalismus abreagieren können.
Die Schönheit des Mannes ist noch nie besungen worden. Die Dichter können es nicht, weil sie Männer sind - die Dichterinnen wollen es nicht, weil sie Frauen sind.
Machtgier ist die Sexualität des Egoismus: man will haben, was einen befriedigt.
Die öffentliche Meinung gleicht einem Schloßgespenst: Niemand hat es gesehen, aber alle lassen sich von ihm tyrannisieren.
Allen Moden gemeinsam ist die Beobachtung, dass ihre ersten und ihre letzten Vertreter komisch sind.
Die Feigheit tarnt sich am liebsten als Vorsicht oder Rücksicht.
Humor erfordert Distanz zu uns selbst. Wenn der Egoist Humor entwickeln will, wird er sarkastisch.
Einen Namen hat man, wenn man seine Titel weglässt, weil sie ihn verkleinern würden.
Unsere Silvesterbilanz darf nicht vergessen, auch alle diejenigen Dinge in Rechnung zu stellen, die uns im abgelaufenen Jahr ebenso mißlingen konnten. Das Erreichte wird erst vor dem Hintergrund des Gefährdeten richtig bewertet.
Die Politik ist ein Krippenspiel, bei dem kein Heiliger mitwirkt, aber viele Andächtige zusehen.