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Die Wirksamkeit der Strafe beruht auf der Erschütterung des Gemütes, die sie hervorbringt. Sie darf deshalb nie zu etwas Alltäglichem, Gewöhnlichem werden. Jede bloße Wiederholung derselben findet das Gemüt stumpfer.
Theodor Waitz
Das Gewissen des Menschen ist etwas Erworbenes, nicht Angeborenes. Es beginnt sich bei ihm zu regen, sobald eine von ihm anerkannte Norm des Wollens und Handelns mit einem auf sie bezüglichen Falle in seinem Vorstellen zusammentrifft; es entsteht alsdann das Gefühlsurteil, und das ist der Richterspruch, den wir dem Gewissen zuschreiben.
Die Heranbildung zur inneren Freiheit, nächst der Sorge für die leibliche Gesundheit ist ebenso wesentlich bedingt durch Selbstzucht und Regierung, die in das Gemütsleben eingreifen, als durch die Entwicklung der Intelligenz.
Belohnung darf wohl bisweilen unerwartet auf die erfüllte Pflicht folgen, nicht aber im voraus versprochen werden.
Die Art, wie das Lernen in seiner untersten Stufe betrieben wird und wie das Kind sich gewöhnt, es zu betrachten, ist für das Leben häufig entscheidend.
Das Gefühl körperlicher Gesundheit und Stärke gibt die sicherste Grundlage ab für die Charaktereigenschaften des Mutes, der Entschlossenheit und Besonnenheit, dagegen zieht Verweichlichung des Körpers geistige Erschlaffung nach sich und erschwert die Selbstbeherrschung.
Das Menschengeschlecht durchläuft in seiner äußeren und inneren Geschichte nur den von höherer Macht ihm vorgezeichneten Entwicklungsgang.
Die beste Vermittlung der Religion geschieht dadurch, daß die Mutter das Kind beten lehrt und mit ihm betet. Dagegen ist es nicht wohlgetan, den Glauben an Gott zunächst auf irgend ein Räsonnement über äußere Dinge zu stützen.
Die Beschämung teilt in vielen Fällen die Gefahr des Verlachens, da sie das Gemüt des Kindes in sich zurücktreibt und gegen andere verschließt.
Es hängt Roheit des Gemüts durch viele Fäden mit mangelhafter intellektueller Bildung zusammen. Dem blöden Auge des geistig Ungebildeten entgehen die zarteren sittlichen Verhältnisse fast ganz. Hierauf beruhen hauptsächlich die natürlichen Standesunterschiede der Menschen, daß sich mit einem gleichen Grad der Intelligenz ein durchschnittlich gleicher Grad von Gemütsbildung verbindet.
Menschen von außen zu regieren, seien es Erwachsene oder Kinder, ist überall im Staate wie in der Schule und im Hause nur dadurch möglich, daß man sich zum Herren über dasjenige macht, was ihren Gedankenlauf in Bewegung setzt und ihre Handlungen bestimmt, über ihre Interessen und Neigungen.
Das Temperament wirkt auf Lebensansicht und Charakterbildung so entscheidend ein, daß es selbst einem hohen Grade selbständigen Nachdenkens und energischer Willenskraft nur schwer und langsam gelingt, jenen Einfluß, wenn nicht zu paralysieren, doch unschädlich zu machen für die sittliche Entwicklung.
Die Zivilisation ist eine fortlaufende großartige Arbeit, aller für jeden einzelnen, nicht für dessen Wohlbefinden und Genuß, sondern für dessen Befähigung zu neuem Leben, das von geistigem Gehalt erfüllt und getragen wird. Dadurch wird die Menschheit mit immer festeren und immer mannigfaltigeren verschlungeren sittlichen Banden zusammengehalten.
Dem Verlauf der Entwicklung des Geistes und Charakters wird hauptsächlich durch organische Disposition seine Bahn angewiesen.
Bei Menschen, deren Stimmung sich oft plötzlich und sprungweise ändert, wird sie leicht allgemeine Unklarheit des Gefühls, Veränderlichkeit in den Entschlüssen und starke innere Widersprüche in Lebensabsicht und Charakter herbeiführen.