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Den richtigen Lesepöbel hat einzig und allein das "Volk der Dichter und Denker" aufzuweisen.
Wilhelm Raabe
Unpersönlichkeit des Dichters: Das Kindergefühl behalten: Ich bin alles zusammen! Objektivität und Subjektivität.
Was ist's eigentlich, was dir der Nebenmensch entgelten soll? Daß er nicht aus seiner Haut heraus kann. Steige erstmal aus deiner!
Wenn er an den Füßen auch Hände gehabt hätte, würde er auch damit zugegriffen haben. Es juckt diesem Affengeschlecht in allen zwanzig Fingern!
Jedes Übermaß muß gefährlich werden, selbst ein Übermaß von Gemüt.
O Mutter, du weißt nicht, wie nötig ich dich habe; keine Weisheit, die auf Erden gelehrt werden kann, kann uns das geben, was ein Wort und ein Blick der Mutter uns gibt...
Wir Deutsche sind seltsame Fische - einer Quabbenart mit ungeheuren Geistesflossen, mit denen sich ein ungeheures Geplätscher machen lässt. Wenn nur nicht die Pfützen, in denen wir unser jämmerliches Dasein hinbringen, so seicht, so eng wären!
Man erlebt nicht das, was man erlebt, sondern wie man es erlebt.
Wodurch sich der Mensch den Tag verdirbt in Ärger, Sorgen, Kummer und Erbosung, ist gleichgültig: daß er es tut und tun muß, daß ist die Hauptsache.
Leute, die zugleich mit den Nerven anderer Leute fühlen.
Die Menschen müssen so vieles ertragen und kommen mit ihren Schmerzen durch.
Es ist eine böse Zeit! – Mißmutig habe ich die Zeitung weggeworfen, mir eine frische Pfeife gestopft, ein Buch herabgenommen und aufgeschlagen.
Der Pöbel sagt stets "Du" zu einem großen Mann, der ihm nichts Besseres zu fressen und zu saufen gibt, oder ihn auf dem Schlachtfeld verhauen läßt, und verlangt durch alle Stände, daß man "Sie" zu ihm sage.
Wir kommen durch alle Wünsche, Klagen, Hoffnungen und Befürchtungen auch nicht den kleinsten Schritt weiter, sondern geraten immer tiefer in Mutlosigkeit und Verwirrung. Am besten ist's, wir legen uns klar und trocken noch einmal alles auseinander, scheiden das Richtige von dem Unrechten und gehen dann, ein jeder mutig, tapfer und ergeben den vorgeschriebenen Weg.
Meine Tante teilt die Bücher in zwei Arten: gute, über welchen sie nach Tisch einschlafen kann, und schlechte, bei denen es nicht geht.
Es sind zwei Sorten von Leuten. Die einen kümmern sich um die Adiaphora des Lebens, je älter sie werden, desto mehr; die anderen desto weniger. Einige gar nicht; und diese haben das Erdendasein glücklich überwunden.
N' Überstudierter bleibt am Ende doch auch ein Mensch.
In der jetzigen Zeit ist es mal was Neues beim Alten zu bleiben.
Unter den Waffen, welche dem Menschen zum Kampfe mit dem Leben gegeben werden, sind zwei scharfe, schneidende: Verstand und Phantasie.
Das Genie macht die Fußstapfen, und das nachfolgende Talent tritt in dieselben hinein, tritt sie aber schief.
Die Massen in Bewegung zu setzen braucht's nur der Phrase eines Dummkopfs. Wie lange Zeit braucht der kluge Mann, um nur einen einzigen zu seiner Meinung zu bekehren!
Wird nicht fast alles Große mit gefesselter Faust gewonnen? Gebraucht sie lieber fest als Faust.
Die Starken lachen selten auf dieser Erde, aber sie zeigen es auch nicht durch Tränen, wenn wir andern ihnen weh getan haben.
Man muß den Leuten nur ein bißchen verrückt vorkommen, dann kommt man schon weiter.
Alles in der Welt kann von den verschiedensten Seiten angesehen werden. Gerade weil dem so ist, liegt alles auf Erden viel offener und sozusagen wehrloser da, als der Mensch in seiner täglichen Verwirrung sich einzubilden pflegt.
Die Billardkugeln sind besser dran als die Menschen, die sich auch von allen möglichen Tölpeln und Lümmeln umherstoßen lassen müssen, aber mit Gefühl.
Die Welt würde nicht viel werden, wenn es den Hunger in ihr nicht gäbe.
Hübsch ist es zwar, wenn ein Künstler nicht zu fett wird, aber unbedingt nötig ist's gerade nicht, wenn er so mager bleibt.
Das Geld fällt vielen Menschen zu wie ein Denarius in eine Kloake.
Ein Weib möchte immer alles gern selber verrichten, aber zugleich immer einen haben, dem es die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben könnte.
Der Tod hat eigentlich für das Kind keinen Sinn, erst wenn uns das Leben recht zusammengerüttelt und geschüttelt hat, geht uns das Verständnis dafür auf. Der Kindheit, welcher alles noch neu ist, drängt jeder neue Tag den vergangenen in die vollständigste Vergessenheit.
Dieses Deutschland hängt wie ein nasser Waschlappen zwischen den Völkern der Erde.
Da ist eine Redensart: Es war einmal in der Zeit, da die Leute noch dumm waren usw. Die Redensart ist dumm und sollte lauten: Da die Leute noch nicht so dumm waren wie heute.
In Deutschland hat mehr als in irgendeinem andern Lande der Welt nur der Pöbel Geld und wendet es in seiner Weise an.
Es gibt ein Reich der Freiheit, Ruhe und stolzen Gelassenheit, dessen Bürgerbrief wir zu besitzen glauben, und das uns keine Macht der Welt entreißen soll, in dem man den Sieg gerade dann am festesten hält, wenn die Widersacher am lautesten den Sieg über uns kreischen.
Die träumerische Viertelstunde eines Poeten oder Philosophen ist oft wichtiger für die Menschheit als der Lärm einer tagelang währenden Feldschlacht.
Es fällt immer eine erste Schneeflocke, was für ein Gewimmel nachher kommen mag.
Hast du nach einer Krone gegriffen, so halt sie fest gegen Tod und Teufel.
Es kann nicht jeder die Welt mit den Augen eines belesenen Buchbinders ansehen.
Was sie heute im Theater aufführen, sind die "Affären" kranke Leute. Wie gesund war so ein Othello!
Erst durch das Lesen lernt man, wie viel man ungelesen lassen kann.
Die Leute behalten nicht nur das Schlechte, sondern auch das Gute, was sie vom Nächsten denken, bei sich, und so geht die Welt ihren Weg.
Das Wunderbare am Menschen ist, daß er wohl derselbe bleibt, aber nicht der gleiche.
Diese moderne Literatur mit ihrem Feuilletonsgeruch.
Der Mensch lebt von seinen Illusionen.
Dem Kleinen ist der Große widerlich, denn wo jener hinkommt (meist durch Zufall), ist dieser schon gewesen.
Welch ein Künstler der Winter ist. Die Spatzen färbt er gelb und den freien Menschen macht er ausrufen: Mein Haus ist meine Burg!
Je höher ein Mensch steht, desto häufiger hält ihm die Fratze Gemeinheit die Faust unter die Nase.
Sprichwörter sind ein öffentlicher Unterstützungsverein für Leute ohne eigene Gedanken.
Was alles für den "lieben Gott" Kinderstubenunart ist!