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Die analoge Werbung ist tot. Wir erleben gerade den Anfang vom Ende. Die nächsten Jahre werden ein Sodom und Gomorrha für deutsche Werbeagenturen.
Wolfgang Beinert
Die meisten Werber, die ich kennengelernt habe, haben noch nie Rilke gelesen, verwechseln Fraunhofer mit einer Kneipe und halten Paganini für ein belegtes Brötchen.
Mit der Ästhetik eines Designs verhält es sich wie mit dem ersten Eindruck. Intuitiv entscheidet sich ein Betrachter in den ersten Sekunden dafür oder dagegen.
Ein Foto, unabhängig von Kultur und Sprache, ist in seiner Bedeutung offen, das Wort ist festgelegt. Anders ausgedrückt: Das Bild ist konkret und das Wort bleibt abstrakt.
Das Gehirn verarbeitet größtenteils visuell.
Ein Foto ist die augenblickliche Simulation einer scheinbaren Wirklichkeit.
Ich kenne mehr kreative Juristen und Ingenieure als kreative Designer und Fotografen.
Information ist das, was andere verstanden haben. So gesehen ist es natürlich leichter, ein Foto oder ein Bild zu verstehen, als ein Wort oder eine Sprache.
Buchstaben können ziemlich sexy sein. So hat z.B. das gemeine "g" eine ziemlich erotische Wirkung auf mich. Ganz abgesehen vom "Q" einer Renaissanceantiqua im Schnitt eines gemeinen Kapitälchens. –
Ich schätze Klienten, die sich für anspruchsvolles Design, gute Typographie, überzeugende Fotos und klare Texte sensibilisieren lassen, die neue Wege gehen und die das Getto der Mittelmäßigkeit verlassen wollen.
Wer als Grafik-Student nichts lernt, muß zur Strafe in einer Werbeagentur als Quark-Sklave arbeiten. 12 Stunden täglich. 6 Tage die Woche. Drei Euro die Stunde. Frust inbegriffen. Lebenslänglich!
Ästhetik ist für mich nicht nur die Lehre von der Schönheit, die Gesetzmäßigkeiten und Harmonie von Natur, Kunst oder gar sinnlicher Erkenntnis, sondern ein Ordnungssystem, die Alltagswelt mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu erschließen und zu vermitteln.
Kreativität setzt Sensibilität voraus. Und Sensibilität basiert – einmal abgesehen von der Begabung – überwiegend auf Wissen. Je mehr Wissen, desto mehr Kreativität.
Für manch einen Werber ist es leider wichtiger, für eine bekannte Marke 08-15 Jobs zu erledigen, als Qualität für ein unbekanntes Unternehmen zu produzieren.
Gute Fotos sind genauso wichtig wie gute Texte und gute Typo. Vermutlich sogar noch wichtiger.
Designer und Fotografen sind in ihrer Mehrheit sicherlich Kleinbürger. Das ist auch einer der Gründe dafür, weshalb sie sich ständig angegriffen fühlen, fortlaufend jammern, selten wirtschaftlichen Erfolg haben und Neid und Missgunst zu ihren Erkennungsmerkmalen gehören. Ihnen fehlt die soziokulturelle Souveränität.
Die Ästhetik eines Designs fesselt und bezaubert den Betrachter. Denn das Streben und das Bedürfnis nach Schönheit ist uns Menschen angeboren.
Die klassische Werbung ist passee. Spätestens am Ende dieses Jahrzehnts werden intelligente Super-Echtzeit-Netzwerke eine neue, individuelle und intelligente Kommunikation ermöglichen.
Designer und Fotografen sind die Bergarbeiter des 21. Jahrhunderts. Allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass sich Bergarbeiter solidarisiert, in Gewerkschaften engagiert und ein Standesbewusstsein entwickelt haben.