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Berlin habe ich mir als riesige Baustelle vorgestellt, wo man auf dem Kurfürstendamm von ausländischen Hütchenspielern beschupst wird, am Prenzlauer Berg als schlipstragender Hetero unangenehm auffällt, wo die Gastronomie aus tausend und einer Szenekneipe der unterschiedlichsten Folklore besteht und die wenigen Feinschmeckerlokale erst abends aufmachen wie in der Provinz. Was soll ich sagen - genauso ist es.
Wolfram Siebeck
Ich habe gerade mal wieder einen Pferdebraten gemacht. Unglaublich zartes Fleisch, nicht die geringste Faser, dagegen ist so ein Rindsbraten etwas ganz Ordinäres.
Sie müssen sich diesen Beruf so vorstellen: Sie sitzen auf einer Bank im Park und vergiften, wie üblich, die Tauben, da setzt sich eine junge Frau mit ihrem Kind neben Sie. Und Sie sagen: Junge Frau, so ein extrem hässliches Kind wie Ihres habe ich noch nie gesehen! - Das ist die Tragik meines Berufes, sie müssen den Leuten die Wahrheit sagen. Das ist nicht immer leicht.
Lieber eine mit Blätterteig überbackene Trüffelsuppe zum Frühstück und eine mit Modeschmuck behangene Blondine zum Nachtmahl als tagaus, tagein nur Hausmannskost.
Schlecht kochen kann jeder, aber nur die deutsche Hausfrau schafft es, darauf noch stolz zu sein.
Isst man die Keime mit, schläft man garantiert schlecht.
Ist die Geschmacklosigkeit der Brötchen ein Indiz für Chemie im Teig oder für Stroh im Kopf der Bäcker?
Ein deutsches Abendessen besteht in knapp neunzig Prozent aller Haushalte aus Wurstbroten. Kein Volk der Erde übertrifft uns in dieser Disziplin. Wurst und Brot und Butter - intensiver kann kein Schwein gemästet werden.
Außer den Haaren ist fast alles essbar von einem Viech, schmeckt sogar köstlich, wenn es nur gut zubereitet wird.
Die nackte Dame auf Manets berühmtem Bild sieht nicht so aus, als habe sie Spaghetti Bolognese gegessen.
Ob es sich um muslimische Einwanderer, Schwule oder um gefüllten Saumagen handelt, der deutsche Bürger weiß, wovor er sich fürchtet.
Die Deutschen halten bei Tisch immer den Mund, obwohl Essen der beste Gesprächsstoff ist.
Ich trennte die erste Hühnchenkeule ab. Was ich sah, war phantastisch.
Gutes Essen kann gesundheitsschädlich sein, schlechtes ist es immer.
Dass Monte Carlo trotz seiner notorisch wohlhabenden Gäste jahrelang kein nennenswertes Restaurant aufzuweisen hatte, ist leicht zu erklären: Ältere Herrschaften mit viel Geld leben meistens Diät.
Ich möchte auf Reisen nicht schlechter untergebracht sein als zu Hause. Und bitte keine Designhotels: Design ist modisch, nicht modern.
Schlecht kochen ist keine Kunst, dass kann jeder. Aber auch noch stolz darauf sein, das bringen nur deutsche und englische Hausfrauen fertig.
Wohl dem, der einen gefüllten Weinkeller hat und unangemeldete Besucher dort abfüllen kann, so daß sie ihren Hunger vergessen.